Duisburg. . Der Anteil an weiblichen Polizeibeamten ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels sieht hierin einen Schritt in die richtige Richtung. Frauen handelten in bestimmten Situationen anders - und manchmal besser als Männer. Trotzdem sei hier noch viel zu tun.
Die Polizei wird immer weiblicher – auch in Duisburg. Unter den 1213 Polizeibeamten, die derzeit im hiesigen Präsidium Dienst tun, sind 203 Frauen. Das entspricht einer Quote von rund 17 Prozent. Das bedeutet im Jahresvergleich zu 2003 (977 Beamte/darunter 133 Frauen) oder 2009 (1223/169) eine deutliche Steigerung. „Ich glaube und wünsche mir, dass sich dieser Anteil in den nächsten Jahren weiter erhöhen wird“, erklärt Dr. Elke Bartels. Anlässlich des heutigen Weltfrauentages sprach Duisburgs Polizeipräsidentin mit der WAZ.
Wie Frauen eine Behörde führen
Eine Frau an der Spitze eines Polizeipräsidiums ist nichts Besonderes mehr – allerdings nur in NRW, wo dies in acht von insgesamt 18 Behörden der Fall ist. „Blickt man hingegen auf Bundesebene mit seinen rund 90 Präsidien, dann haben wir nach wie vor Exoten-Status. Da sind wir fast immer allein unter Männern“, sagt Bartels. Natürlich seien die Frauen zu Beginn besonders kritisch beäugt worden. „Da ging es aber gar nicht so sehr ums Fachliche“, so Bartels, „sondern mehr um die Frage: Führt eine Frau eine Behörde anders als ein Mann?“
Und : Tut sie das? „Ich kann mich nur auf die Rückmeldungen meiner Mitarbeiter berufen. Und die sagen, dass ich einiges anders mache.“ Bartels legt etwa großen Wert auf direkte Kommunikation. Sie lasse sich nie nur „Gefiltertes von den Direktionsleitern“ berichten, sondern suche auch den Kontakt zu den Dienstgruppenleitern. Zudem versuche sie, Probleme nicht nur zu erkennen, sondern diese durch Gespräche mit den Beteiligten auch zu beseitigen. Sie selbst bezeichnet das als „Moderatoren-Funktion“. Und für diese Dinge benötige man eben Empathie und Fingerspitzengefühl – Dinge, die laut Bartels bei Frauen ausgeprägter seien.
Polizistinnen zu weiteren Karriereschritten ermutigen
Seit ihrem Dienstantritt in Duisburg in 2010 würden sich zudem immer mehr Kolleginnen im Team trauen, ihre Probleme offen anzusprechen, hat Bartels festgestellt. Das geschehe entweder im persönlichen Gespräch oder aber über die Gleichstellungsbeauftragte Sabine Brandt. Beide haben es sich zudem zum Ziel gesetzt, die Frauen in der Behörde künftig noch offensiver zu weiteren Karriereschritten zu ermutigen. „In unserer Behörde gibt es 178 Führungsfunktionen, nur acht werden bislang von Frauen ausgefüllt. Das erscheint mir deutlich zu wenig“, so Bartels.
Und wo sieht sie die Gründe für dieses krasse Missverhältnis? „Unsere weiblichen Kräfte leisten sehr gute Arbeit, das beweisen ihre Bewertungen. Doch oft entscheiden sie sich an wichtigen Punkten ihrer Laufbahn, zu Gunsten des Partners oder der Familie zurückzustecken. Viele haben das Gefühl, dass sie dann zu viel Zeit in ihren Job investieren. Die meisten Männer machen das im Gegensatz dazu einfach. Frauen sind meistens zurückhaltender.“
40 Prozent der Polizei-Nachwuchskräfte sind Frauen
Das soll aber nicht bedeuten, dass Frauen künftig nur aufgrund ihres Geschlechts bei Beförderungen bevorzugt würden. „Das Wichtigste sind und bleiben für immer die Kriterien Leistung, Eignung und Befähigung. Erst danach darf man über Frauenquoten diskutieren“, so Bartels.
Bei den Einstellungen der Polizei-Nachwuchskräfte hat sich in den vergangenen Jahren ein Anteil von rund 60 Prozent Männern und 40 Prozent Frauen gebildet. Langfristig wird dies auch das Alltags-Kräfteverhältnis in NRW-Präsidien sein. Bartels hält das für eine „gesunde, sinnvolle Mischung“. Frauen könnten in manchen Situationen besser deeskalieren – etwa in Fällen von häuslicher Gewalt. Deshalb sind bereits heute in vielen Streifenwagen eine Beamtin und ein Beamter zu sehen.