Duisburg/Gelsenkirchen. . Am Wochenende treffen sich Unternehmerinnen und Geschäftsführerinnen zum Netzwerken im Gelsenkirchener Wissenschaftspark. Dort findet der Unternehmerinnentag NRW statt - dieses Jahr im Rahmen eines „Doppel-Kongresses“.

Die kleine Johanna wird diesen Samstag bei den Großeltern verbringen. Opa hat extra eine Ladung Sand für den Sandkasten besorgt. Denn die Mama, Petra Wosnitzka, ist zum Netzwerken. Die 40-Jährige wird gemeinsam mit Sylvia Garczynski und mindestens 500 weiteren Geschäftsfrauen an Seminaren, Workshops und Diskussionen teilnehmen. Im Gelsenkirchener Wissenschaftspark treffen sich am Samstag Frauen wie sie: Unternehmerinnen, Geschäftsführerinnen – und Mütter.

Kontakte knüpfen

Seit 1996 finden die Unternehmerinnentage statt, dieses Jahr im Rahmen eines „Doppel-Kongresses“: Unternehmerinnen- und Managerinnentag NRW. Für Petra Wosnitzka, Geschäftsführerin ihrer 2003 gegründeten Agentur für Öffentlichkeitsarbeit, ein Pflichttermin: „Es ist eine spannende Plattform, auf der man professionelle und branchenübergreifende Kontakte schließen kann“, so Wosnitzka. Schließlich gebe es nicht viele Angebote von Berufsnetzwerken für Frauen. Netzwerken will heute auch Sylvia Garczynski. Die zweifache Mutter leitet die Druckerei Wohlfeld und Wirtz in Wanheimerort.

Die Druckmanufaktur, seit Jahrzehnten ein Familienunternehmen, wird sie bald von ihrem ihrem Vater übernehmen. Der Betrieb mit sechs Angestellten hat Aufträge aus ganz Deutschland. Und erfüllt, ganz ohne Gesetz, locker die Frauenquote – sogar in Handwerksberufen.

Garczynski ist das erste Mal beim Unternehmerinnentag dabei. Manager-Kollegin Wosnitzka ist bereits ein alter Hase im Business. Doch auch für sie wird der Kongress eine Premiere. Zum ersten Mal schlüpft sie die Rolle der Mentorin. Als Coach gibt sie anderen Unternehmerinnen Tipps rund um das Thema Selbstmanagement. Was sagt meine Körpersprache über mich aus? Wie verkaufe ich mich selbst?

"Be one of the boys"

Das sei wichtig, gerade als Frau. Im Geschäftsalltag haben es die beiden Geschäftsführerinnen – zumindest auf der Entscheiderebene – meist mit Männern zu tun. Doch denen stehen die beiden in Nichts nach. Auch nicht in Sachen Durchsetzungsvermögen: „Ich kann auch laut sein. Wenn ich will, kann ich den ganzen Raum beschallen“, scherzt Wosnitzka. Von dem Motto „Be one of the boys“, zu Deutsch „Sei einer der Jungs“, sei sie mittlerweile abgekommen. Früher hätte sie oft einen Hosenanzug getragen, um zwischen den Anzugträgern nicht aufzufallen. Die PR-Beraterin, die deutschlandweit Kunden im Baugewerbe betreut sagt. „Heutzutage ist es kein Problem, mit Rock und Gummistiefeln auf Baustellen aufzutauchen.“

Um Beruf und Kind unter einen Hut zu bekommen brauche es jedoch mehr als ein Karriere-Netzwerk. Auch privat muss ein Netzwerk aufgebaut werden: Tagesmutter, Babysitter und vor allem die Familie seien, gerade bei Kleinkindern, unabdingbar. Sylvia Garczynskis Kinder sind mit 17 schon alt genug einen Samstag allein zu verbringen. Doch sie erinnert sich noch genau: „Es war schwer die Kinder erst um 17 Uhr aus dem Kindergarten abzuholen.“

Zu kämpfen hatte sie vor allem, als sie die Geschäftsleitung übernahm. „Manchmal riefen Kunden an und verlangten am Telefon: Kann ich bitte mit Ihren Vater sprechen“, so Garczynski. Doch mittlerweile haben alle Kunde sich an die Frau im Chefsessel gewöhnt. Auch wenn sie in der Druckereibranche eine Rarität sei.