Als Frau bei der Werkfeuerwehr von Thyssen-Krupp Steel
•
Lesezeit: 3 Minuten
Duisburg. . Die Feuerwehr gilt auch heute noch als eine Männerdomäne. Die 23-jährige Sarah Palazzo zeigt sich davon unbeeindruckt und behauptet sich bei der Ausbildung zur Brandmeisterin. Das Leben und Arbeiten unter Männern scheint ihr ganz und gar nichts auszumachen.
Ganz allein unter Männern ist Sarah Palazzo ja gar nicht. Unter den rund 140 Kräften der Werkfeuerwehr bei Thyssen-Krupp Steel gibt es mit Claudia Serwuschock immerhin noch eine weitere weibliche Mitstreiterin. Dieses ungleiche Kräfteverhältnis stört die 23-jährige Palazzo aber überhaupt nicht. Im Gegenteil. „Wichtig ist nicht der oder die Einzelne. Wichtig ist, dass wir als Team funktionieren.“ Und das war in den zwei Monaten, in denen sie nun bereits als frisch ausgebildete Brandmeisterin ihren Dienst tut, bislang immer der Fall.
Dass die junge Frau einmal in solch einem männerdominierten Bereich landen würde, war nicht geplant. „Mein Traumberuf war immer Krankenschwester“, gibt sie offen zu. Weil das aber nicht klappte, absolvierte Palazzo bei der RAG in Marl eine Ausbildung zur Industriemechanikerin. Und in 2009 fand sie über Bekannte den Weg zur Freiwilligen Feuerwehr in ihrer Heimatstadt Herne. Als dann ein Personalvermittler der RAG ihr den Weg zur Brandmeister-Fortbildung bei Thyssen-Krupp in Duisburg aufzeigte, griff sie spontan zu.
Gemeinsam mit 17 Männern – alle zwischen 23 und 30 Jahre alt – begann sie am 1. Juni 2010 besagte Fortbildung. Zuvor galt es für alle Kandidaten einen theoretischen und einen Fitness-Test zu bestehen. „Wir testen Lauf- und Schwimmausdauer, aber auch, ob jemand unter Höhen- oder Platzangst leidet“, erzählt Wilhelm Schulte-Werflinghoff, seines Zeichens Brandobermeister und Ausbildungsleiter der Werkfeuerwehr.
Hohe körperliche Belastung bei der Ausbildung
Und die Fortbildung war vielfältig. „Zunächst haben wir den Lkw-Führerschein gemacht“, erzählt Palazzo. Hatte sie keinen Respekt vor den Riesen-Löschfahrzeugen und Rettungswagen? Da lacht die Feuerwehrfrau und sagt mit einem Augenzwinkern: „Ich fahre schon immer gerne die ganz großen Autos.“
Es folgte die Ausbildung zur Rettungssanitäterin. Übungen unter Atemschutz, der Bootsführerschein und ein Höhenrettungs-Lehrgang folgten. Das alles „schlauchte“ – vor allem körperlich. Eine besondere Rücksichtnahme der Ausbilder erwartete Palazzo aber gerade nicht. „Ich wollte so behandelt werden wie jeder andere Teilnehmer auch.“ Wenn es aber besonders schwere Dinge zu tragen galt, standen ihr einige Kollegen aber gern helfend zur Seite. Am Ende haben alle 18 bestanden.
Mit drei Kollegen aus ihrem Lehrgang ist sie nun seit dem 1. Dezember einer Wachabteilung zugeteilt. Diese besteht aus 28 bis 30 Kollegen, die 24 Stunden am Stück Dienst tun und danach zwei Tage frei haben. Ein Feuer gab es schon zu löschen: Ein Bagger brannte auf dem Werksgelände. „Wir haben das alles ja geübt. Aber der echte Einsatz ist noch einmal etwas Anderes.“
Und was macht sie in der Freizeit, die ihr noch bleibt? „Da baue ich mit meinem Vater ein altes Zechenhaus, das wir uns zusammen gekauft haben.“ Das handwerkliche Geschick für die eigenverantwortliche Renovierung bringt Sarah Palazzo mit – einer der Vorteile, wenn man ständig allein unter Männern ist.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.