An Rhein und Ruhr. .

Immer wenn es dunkel wird und sich die Angst immer weiter steigert... Dann können Studentinnen einen „Bodyguard“ bestellen. Einige Universitäten haben einen besonderen Begleitschutz-Service eingerichtet.

Ein Ort, der bereichert, sollen Universitäten sein. Wissens- und Begegnungsstätten. Gewiss aber kein Ort der Unsicherheit und schon gar kein Ort der Furcht.

Doch wenn es gerade jetzt im Winter früh dunkel wird auf dem Campus der Düsseldorfer Heinrich-Heine Uni und die Lampen nur ein schummriges Dämmerlicht auf die Wege Richtung Parkplatz werfen, dann gibt es Studentinnen, die es mit der Angst bekommen. Die sich unwohl fühlen auf dem 450 000 Quadratmeter großen Gelände, das Hecken und mannshohe Büsche säumen. Denn was sich hinter ihnen verbirgt, das verschluckt die Nacht.

Wenn die Angst zu groß wird, können Studentinnen an einigen Universitäten einen Bodyguard bestellen. (Foto: imago)
Wenn die Angst zu groß wird, können Studentinnen an einigen Universitäten einen Bodyguard bestellen. (Foto: imago) © imago stock&people

Damit selbst an finsteren Winterabenden der Weg zur Bushaltestelle oder zum Auto nicht zum Grusellabyrinth wird, hat die Unileitung einen besonderen Service etabliert. Der Sicherheitsdienst, der abends und nachts die Gebäude überwacht, übernimmt neben Kontrollgängen über den Campus auch einen Begleitschutz für die Studierenden. In der Regel sind es Frauen, die sich per Handy beim Wachpersonal einer privaten Firma melden.

Begleitung
bis zum Auto

Geht ein Anruf ein, macht sich der Mitarbeiter so schnell wie möglich auf den Weg, holt die Studentin oder Mitarbeiterin in einem der 50 Uni-Gebäude ab und geleitet sie zu ihrem Auto. Ein bis drei Studentinnen nehmen das Angebot im Schnitt täglich wahr, berichtet Joachim To­mesch, Sprecher der Universität. „Das sind nicht viele, aber wir schaffen allein mit der Bereitstellung des Dienstes eine Atmosphäre größerer Sicherheit.“

Generell, so ist es ihm wichtig zu betonen, sei der Campus „ein sicheres Pflaster“. Wenn das Wachpersonal mit seinen Patrouillen zusätzlich ab­schreckend wirke, umso besser.

Auch die Technische Universität (TU) Dortmund stellt so einen Begleitservice zur Verfügung. Bis ein Uhr nachts hat hier die Uni-Bibliothek geöffnet. Frauen, denen beim Gedanken mulmig wird, um diese Zeit noch alleine bis zum Auto zu laufen, können sich beim Wachdienst melden, der sie am Bibliothekseingang abholt. „Je dunkler die Jahreszeit, desto mehr Studentinnen nehmen das Angebot an“, berichtet Ole Lünnemann, der Sprecher der Technischen Universität.

Noch keine zehn Jahre ist es her, da trieb in Bochum „das Phantom mit dem Messer“ sein Unwesen. Ein Serienvergewaltiger, dem mindestens 21 Frauen zum Opfer fielen. Dass sich Studentinnen auf dem Campus der Ruhr-Universität nicht mehr sicher fühlten – kein Wunder. Auch hier richteten Frauenbeauftragte und Unileitung einen Eskortedienst ein. Wer nun die Nummer der zentralen Leitwarte des Sicherheitspersonals wählt, bekommt einen Wachhabenden geschickt, der einen schützend übers Gelände geleitet.

Genutzt werde das Angebot momentan jedoch kaum, sagt Josef König, Sprecher der Ruhr-Uni. „Hier ist meines Wissens lange nichts mehr passiert. Die Nummer ist vielen gar nicht geläufig.“

Hecken und Büsche zurückgeschnitten

Nach Beschwerden von Studentinnen hat die Uni Duisburg-Essen vor zwei Jahren eine systematische Begehung der Gelände in beiden Städten durchgeführt. Die damals gefertigte Mängelliste sei inzwischen abgearbeitet, berichtet Gleichstellungsbeauftragte Ingrid Fitzek. Im Parkhaus am Essener Campus gebe es häufigere Kontrollgänge, die Beleuchtung sei heller. Hecken und Büsche an den Parkplätzen in Duisburg seien zurückgeschnitten. Für einen Begleitservice nach Düsseldorfer Vorbild gebe es deswegen ihrer Einschätzung nach im Moment keinen Bedarf.

Für die Zukunft ausschließen will Fitzek die Einführung aber nicht. Sollte ihr zu Ohren kommen, dass sich Studentinnen noch immer unsicher fühlten, sagt sie, „wäre das eine Maßnahme, die wir ins Auge fassen müssen.“