Duisburg.
Energisch und unüberhörbar hat Astrid Schulte fast vier Jahrzehnte lang für die Stärkung der Innenstadt gestritten. Jetzt genießt die Handelsexpertin der IHK ihren Ruhestand – doch die neue Stimme der Kammer in Sachen Einzelhandel prangert ebenso deutlich eine Stadtplanung an, die sich nach seiner Einschätzung nicht an die eigenen Vorgaben hält.
Michael Rüscher an die Adresse der Planer: „Was macht Ihr eigentlich mit Eurer schönen Innenstadt?“ Die sei auf einem guten Wege, werde aber in ihrer positiven Entwicklung unter anderem massiv gefährdet durch die Pläne für die „Duisburger Freiheit“. Das dort geplante Höffner-Möbelzentrum widerspreche mit einer Verkaufsfläche von 8000 Quadratmetern für sogenannte „Randsortimente“ wie Glas, Porzellan oder Heimtextilien dem Duisburger Einzelhandelskonzept, das solche Angebote, die direkt mit dem Sortiment vieler wichtiger Innenstadt-Händler, vor allem der Kaufhäuser, konkurrieren, auf 2500 Quadratmeter beschränkt. Rüscher: „Das Konzept liest sich erstmal ganz gut, aber hapern tut’s in Duisburg an der Umsetzung.“
"Gegen das Möbelhaus haben wir nichts"
Chancen, dass es anders wird, sieht Rüscher im neuen Bebauungsplanverfahren für das Möbelzentrum südlich vom Hauptbahnhof, das im Frühjahr zu erwarten sei. Dabei bestehe die Möglichkeit, die Randsortimente so zu begrenzen, dass keine negativen Auswirkungen auf die Innenstadt zu befürchten seien. Der Handelsexperte der Industrie- und Handelskammer: „Gegen das Möbelhaus haben wir nichts.“ Und Möbelkonkurrent Ostermann, der groß in Meiderich plant, halte sich ja auch an die Spielregeln, die die städtischen Planer selbst aufgestellt haben.
Weiteres Ärger-Thema aus Sicht der IHK: das geplante Outlet Center in Hamborn. Schon die planerische Grundlage, nämlich die Definition eines zweiten innerstädtischen Hauptzentrums neben der Innenstadt, ist für Rüscher zweifelhaft: „Das kann man planungsrechtlich so machen, aber städtebaulich macht das keinen Sinn.“ Der Bereich Hamborn/ Marxloh sei schlichtweg kein Zentrum. Schon allein wegen der Ausdehnung über 2,5 Kilometer Länge. Die Königstraße habe nur 1,2 Kilometer, „und die ist schon lang“.
Verkehrsplanung werfe noch Fragen auf
Es sei zu erwarten, dass ein Outlet, also großflächiger Verkauf von B-Ware, Überproduktionen und Artikel der Vorsaison, schwerpunktmäßig Bekleidung anbieten werde. Und es sei nicht anzunehmen, dass die Kundschaft nur von außerhalb kommen werde. „Das geht der Innenstadt verloren“, prognostiziert Rüscher. Möglicherweise deute die noch nicht komplett vermietete „Königsgalerie“ an der Kuhstraße/ Steinsche Gasse auf entsprechende Zurückhaltung der Handelsunternehmen hin wegen in nicht allzu ferner Zukunft drohender „Konkurrenz vor der Haustür“.
Zweifelhaft sei zudem, ob die Outlet-Planungen wie vorgesehen umgesetzt werden können. Die Verkehrsplanung werfe noch Fragen auf und auch die Nähe des Einkaufszentrums zur Industrie.
„Gespannt“ ist Rüscher auf die weitere Entwicklung der City nach den Vorstellungen von Norman Foster. Vor allem die Königstraßen-Pläne mit mehr Grün und einem Wasserlauf seien sehr reizvoll. Und sie müssen aus Sicht des IHK-Vertreters keinesfalls am fehlenden Geld in der Stadtkasse scheitern: „Wo der Handel Sinn sieht, wird er sich nicht weigern, in die Tasche zu greifen.“