Wirtschaftsabitur am Kaufmännischen Berufskollegs Mitte möglich
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Duisburg.
Der Beratungstest ist das Nadelöhr, durch das viele angehende Schüler des Kaufmännischen Berufskollegs Duisburg Mitte müssen.
„Wir wissen, wie fragwürdig manches Schulzeugnis ist, verhalten uns deshalb ähnlich wie Betriebe“, begründet Schulleiter Erich Sachnik. 60 Prozent würden durch diese Eingangsprüfung fallen. „Aber sie fallen nicht in ein Loch, wir schauen mit ihnen gemeinsam, welcher Bildungsgang besser passt“, erklärt er.
Kritik an seiner Schulform, die Schülern etwa über das Wirtschafts-Gymnasium zum Abitur verhilft, wo sie zuvor an anderen Gymnasien scheiterten, ficht ihn nicht an. „Wir haben Zentral-Abitur und brauchen Vergleiche nicht zu scheuen“, gibt er sich in Sachen Qualitäts-Niveau entspannt. Die Methoden seien nur andere.
Weg von Hierarchien
Ziel sei, die Schüler für sich selbst verantwortlich zu machen, von Hierarchien wegzukommen, dieses Umdenken dauere manchmal bei den Schülern, die im Durchschnitt 21 Jahre alt sind. Die Lehrer pflegen Kontakte zu den Ausbildungs-Betrieben, wissen um die Schwächen ihrer Schüler in der praktischen Arbeit. Zum regelmäßigen Angebotskanon gehören deshalb Gespräche sowie passende Hilfsangebote etwa mit selbst entwickelten Lern-Programmen.
Auf ein günstiges Zusammenspiel zwischen Betrieb und Schule legt das Kolleg gesteigerten Wert. Selbstverständlich müssen die angehenden Einzelhändler in den Wochen vor Weihnachten nicht in die Schule, Verpasstes wird im Februar intensiver nachgeholt, erklärt Sachnik. Wunschgemäß gibt es für die Azubis der Weinhändler Französisch als zusätzliches Sprachangebot, für die Banken stattdessen Block-Unterricht und darin dann Projekte wie die Finanzkrise, die Rolle der EZB oder Kunden-Kommunikation.
Viele positive Errungenschaften
In Sachen Ausstattung ist das Berufskolleg zusammen mit seinen unmittelbaren Nachbarn durch den Neudorfer Neubau ganz weit vorn. Okay, die Tischtennisplatten sind noch in Folie verschweißt, zehn Prozent der Kisten warten noch aufs Auspacken, ausgerechnet in der Physik lässt sich eine Lampe nicht ausschalten. Aber die Liste der Mängel wird täglich kürzer, der Stolz über die vielen positiven Errungenschaften größer.
Berufskolleg eröffnet
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Gemeinsam wollen das Kaufmännische und das Friedrich-Albert-Lange-Berufskolleg eine Schülerfirma auf den Weg bringen: Metall- und Druck-Erzeugnisse von den einen, Buchhalterische Kenntnisse von den anderen - das nennt man Synergie-Effekt.
Jugend forscht hat das Kolleg vor fünf Jahren aber auch schon mit Arbeiten aus der „alten“ Schule gewonnen. „Als Kaufmännisches Kolleg!“, freut sich Sachnik. Und ergänzt nicht ohne Genugtuung: „Wir machen eben doch mehr als nur mit Hammer und Meißel.“
IT-Kaufmann unterstützt Lehrer
In einem komplett eingerichteten Call-Center werden Kaufmänner und -frauen für Dialog-Marketing ausgebildet für 50 Betriebe, die Bankgeschäfte oder Versicherungsfragen so abwickeln. Das Kolleg hat sich den neuen Anforderungen schnell angepasst. „Das Berufsbild gibt es ja erst seit zwei Jahren“, erklärt Sachnik.
Zahnarzt-Helferinnen werden in einer modernen vollausgestatteten Praxis ausgebildet, inklusive Empfangstresen, Behandlungsstuhl und Dummy-Kopf zum Absaugen üben. Übrigens gab es in 20 Jahren nur einen männlichen Azubi.
Ungewöhnlich ist für ein Berufskolleg auch, dass es selbst Ausbilder ist: Sachnik bildet derzeit einen IT-Kaufmann aus, der die Lehrer beim Support unterstützt. „Die Kollegen müssen sich nicht mehr um alles selbst kümmern, der Unterricht wird besser und es gibt einen Ausbildungsplatz mehr“, fasst Sachnik die Vorteile zusammen.
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