Duisburg.

Mit 2065 Schülern und 79 Lehrern ist das Bertolt-Brecht-Berufskolleg die größte Einrichtung des Schulzentrums „Am Ziegelkamp“.

Vom 15-Jährigen, der seinen Hauptschulabschluss nachholt, bis zum 40-jährigen Familienvater, der sich in Abendkursen zum Techniker weiterbildet – die Schule im Süden Duisburgs lebt von ihrer Diversität. „Wir sind ein Spiegelbild der Gesellschaft“, sagt Schulleiter Wolf Machon.

Auch wenn eine solch heterogene Struktur viel Potenzial für Konflikte biete: „Zu Auseinandersetzungen kommt es so gut wie nie“, versichert Machon. Einen erheblichen Anteil an der entspannten Atmosphäre in dem Huckinger Berufskolleg hat wohl das Schulgebäude. Umrahmt von Bäumen erweckt es von außen einen schicken, aber unscheinbaren Eindruck. Doch das Gebäudeinnere lädt ein zu bleiben: In Glasvitrinen finden sich die verschiedensten Sammlerstücke, etwa historische Kameras, die Wände sind mit Kunstgraffiti bemalt, der Fußboden ist sauber. „In den Gängen ist es nicht erlaubt zu essen“, erklärt Schulleiter Machon. „Dafür gibt es einen speziell eingerichteten Bereich.“

Praxisnahes Lernen

So unterschiedlich die Schülerschaft auch sein mag – fachlich ähneln sich die meisten Ausbildungswege, die das Bertolt-Brecht-Berufskolleg anbietet. Es gilt als klassische Mint-Schule, legt seinen Fokus also auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Vor allem im hintersten Teil des Schulgebäudes ist das nicht zu übersehen. Hier herrscht kontrolliertes Chaos. Schrauben, Federn und Werkzeug liegen auf den Tischen, in einer Ecke stapeln sich zahlreiche Autoreifen, aus einem historischen Radio dudelt Musik. Hier ist die Werkstatt der KFZ-Mechatroniker, „eine meiner Lieblingsstellen in der Schule“, sagt Machon.

Eine Schülerin beugt sich über die geöffnete Motorhaube eines schwarzen Cabrios und berät sich mit einem Lehrer. Dann drückt sie zwei Knöpfe auf der angeschlossenen Teststation. Das Gerät sieht aus, als stamme es aus der Zukunft. „Hier wird es ganz deutlich: Die verschiedenen Berufe verschmelzen immer mehr miteinander“, erklärt Schulleiter Wolf Machon. Die Zeiten, in denen man vor allem an Autos schrauben musste, seien vorbei. „Heute gehört zum Beispiel viel Informatik dazu. Wir verzahnen die verschiedenen Bildungsgänge miteinander, um möglichst praxisnah zu lehren“, erläutert Machon.

Mit Hybrid-Modell gut gefahren

Er spricht gerne vom „Hybrid-Modell“, auch wenn es den Begriff offiziell eigentlich nicht gebe. Doch diese Philosophie zieht sich wie ein roter Faden durch das Bertolt-Brecht-Berufskolleg. Nahezu alle Bereiche der Ausbildung scheinen geprägt von anderen Einflüssen. Dies gilt für den Fachinformatiker und die Fahrradmonteurin genauso wie für den Mechatroniker für Kältetechnik.

„Zwischen den einzelnen Bereichen herrscht immer ein reger Austausch“, sagt Wolf Machon. Ergänzendes Wissen bekämen die Klassen von den Fachleuten in ihren Hybrid-Fächern. „Dieses Modell gelingt uns vor allem mit Seiteneinsteigern, die wir gezielt als Lehrer eingestellt haben“, verrät Machon. „Damit sind wir gut gefahren.“

Die übrigen Teile der Ausbildung würden abgestimmt mit den kooperierenden Betrieben. Auch die Schüler ohne klassisches Ausbildungsverhältnis bekämen mehr geboten, als nur die Schulbank zu drücken: „In den schulischen Ausbildungen haben wir auch praktische Phasen eingebaut“, sagt Machon.

Mehr Arbeitsleben als bei den Kälte- und Klimatechnikern aber geht kaum. Ihr Klassenzimmer ist der wohl ungewöhnlichste Raum im gesamten Gebäude. Aus der Decke ragen metallene Rohre, manche verschweißt, andere noch unverbunden. Der Kurs baut hier seine eigene Klimaanlage. Gleich hinter der Eingangstür steht die Steuereinheit der Anlage. „Hier überwachen wir die ganze Technik. Wenn etwas kaputt ist, müssen wir es selbst reparieren“, erklärt ein Schüler. Auch handwerkliches Geschick sei mittlerweile in dem Beruf gefragt. „Auch das ist hybrid“, kommentiert Schulleiter Machon.