Duisburg. . Das Kaufmännische Berufskolleg Walther Rathenau in Hamborn trägt seinen Schwerpunkt schon im Namen. Logistik ist das zweite Standbein.
Es duftet ausgesprochen köstlich im Kaufmännischen Berufskolleg Walther Rathenau in Hamborn. Der Förderverein des Hauses betreibt einen Kiosk. Und neben türkischen Rindswürstchen locken vor allem die frischen Brötchen mit ihrem Geruch noch aus den obersten Etagen in die Aula. Rotgeflieste Säulen tragen das Dach, dicht bevölkert ist der Pausenbereich, es schmeckt den Schülern, deren Einzugsgebiet bis zur holländischen Grenze reicht.
Das ist unter anderem dem Schwerpunkt Logistik geschuldet. Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung werden hier ebenso ausgebildet wie Schifffahrtskaufleute. Und für sie werden auch internationale Kontakte gepflegt. Mit über acht Partnerschulen in Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Norwegen, Polen und Spanien werden Praktikanten-Austausche organisiert.
„Wir wollen, dass unsere Schüler über den Tellerrand gucken. Die jungen Menschen sollen dafür sensibilisiert werden, dass Fremdsprachen-Kenntnisse existenziell wichtig sind“, betont Schulleiter Peter Krommweh. Das ist offenbar einsichtig, die Schifffahrts-Kaufleute wählen jedenfalls in bester Logistiker-Logik gerne Niederländisch. Englisch ist in nahezu allen Bildungsgängen Standard.
Regelmäßige Exkursionen
Hinzu kommen regelmäßige Exkursionen, etwa zur Post-Drehscheibe am Köln/Bonner Flughafen oder zu den großen Seehäfen in Belgien und den Niederlanden. Ein eigenes Jugendforum zu Europafragen mit dem Schwerpunkt Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten in Europa, findet am Freitag, 25. November, statt.
Auf intensive Beratung legt die Schule großen Wert, „wir wollen Parkschleifen verhindern“, betont Krommweh. Schulsozialarbeiter und vier Beratungslehrer hätten reichlich zu tun, auch mit sozialen Problemen aus dem häuslichen Bereich.
Steno ist seit Jahren kein Thema mehr
Ein anderes Problem: Die Entlass-Jahrgänge aus den Schulen bringen nicht immer das mit, was sie schon können sollten. Über das RAA geben Studenten Förderkurse in Deutsch, Englisch und Mathematik, damit insbesondere Schüler der Handelsschule besser klarkommen.
Ob Ausbildung oder Förderung, der Unterricht findet in erstklassig ausgestatteten Räumen statt. Über 450 Rechner sind am Netz. Die Lehrer können ihre Unterrichts-Materialien per PC und Beamer an die Wand werfen. In der Unterstufe der Bürokaufleute wird noch echtes Handwerk gelehrt: das Zehn-Finger-System an der Tastatur. Beim privaten Chat reicht das Ein-Finger-System womöglich, beim schnellen Brief erfassen nicht mehr. Steno ist seit zehn Jahren kein Thema mehr.
Die Fakten
Kaufmännisches Berufskolleg Walther Rathenau, Städtische Schule der Sekundarstufe II und Fachschule, Schule für Wirtschaft und Verwaltung, Walther-Rathenau-Str. 10, 0203/283-5110, info@kbwr.de, www.kbwr.de,
2630 Schüler, 100 Lehrer.
Schwerpunkte: Logistik (Schifffahrtskaufmann, Staatlich geprüfter Betriebswirt mit Schwerpunkt Logistik), Berufsschule vom Rechtsanwalts-Fachangestellten über Automobilkauffrau bis zur Verkäuferin, Handelsschule und Höhere Handelsschule.
1969 zogen 3000 Schüler ein
Das war in der Gründerzeit anders, als hier die ersten Kaufleute beschult wurden: 1908 wurde die Schule aus einer betriebsinternen Thyssen-Schule heraus gegründet, 1969 zogen 3000 Schüler in den Bau mit eigenem Autobahn-Anschluss. Damals hatte Duisburg noch Geld, in allen Fluren sind große hölzerne Garderobenschränke. Heute sind sie ein Fall für den Brandschutz.
Ohnehin wäre eine durchgängige Renovierung mal wieder angezeigt. Schon im Sommer 2006 wurde die Turnhalle gesperrt - aus dem Dach neben dem ehemaligen Hamborner Hallenbad wachsen schon Birken. Neben dem Rhein-Ruhr-Bad ist seit fast zwei Jahren eine Grube für einen Neubau ausgehoben, Fertigstellungsziel: 2013.
Stadt hat es nicht eilig
Solange hat das Kolleg mit einem kleinen Stundenkontingent Asyl in der Clauberg-Sporthalle. „Dabei ist Gesundheitsförderung gerade in kaufmännischen Berufen so wichtig“, betont Uwe Neumann, der stellvertretende Schulleiter, „denken sie an die vielen Krankenscheine für Maus-Arm und Nacken-Schmerzen“.
Die Stadt hat es da offenbar nicht eilig, lässt es auch achselzuckend zu, dass sich mancherorts das Unkraut über den Schulhof hermacht, bedauert Krommweh. Dafür leistet sich das Kolleg extrasaubere Toilettenanlagen. Der Förderverein finanziert eigens zwei Servicekräfte. Durchgesetzt hat das die Schülervertretung, „die sind enorm stark“ freut sich der Schulleiter über das Engagement.