Duisburg. .

Eines der größten Gebäude der Stadt entsteht derzeit in Huckingen – und in einigen Monaten wird es schon wieder abgerissen. Kein Unsinn, sondern absolut notwendig für die Erweiterung der HKM-Kokerei.

400 Mio Euro stecken die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann in die Erweiterung ihrer Kokerei-Kapazität, die größte Investition in der 22-jährigen Unternehmensgeschichte. Im dritten Quartal 2013 soll der erste Koks „gedrückt“ werden, ist Bauleiter Jürgen Witte zuversichtlich.

Seit einem Jahr wird schon gebaut im Süden des Werksgeländes, wo seit seit 1984 der erste Kokerei-Bauabschnitt Koks liefert. Geplant war die aktuelle Erweiterung bereits damals, jetzt ist sie auch sichtbar: 15.000 Tonnen Beton wurden bereits verarbeitet, der Unterbau und ein hochaufragender Beton-Endkopf lassen die gewaltigen Ausmaße der künftigen Koksfabrik erkennen.

Ein 3D-Puzzle der besonderen Art

Und genau dort entsteht jetzt ein Bau im Kathedralenformat, 105 Meter lang, 30 Meter breit und ebenso hoch, an einigen Stellen ist bereits die Wandverkleidung sichtbar, die aus dem stählernen Strebenwerk eine gigantische Halle, nämlich das „Ofenschutzhaus“ machen wird. Unter der beginnt im April ein 3-D-Puzzle der besonderen Art. 32.000 Tonnen Feuerfeststeine kommen nach einem ausgetüftelten Logistikplan nach und nach aus China, über 1000 Steinformate werden geliefert für die Koksbatterien. Jeder Stein hat seinen definierten Platz, nichts ist zufällig, alles minuziös geplant.

Die Steine aus Fernost, ebenso wie aus Südkorea stammende Gussplatten für die Kokerei, werden im Lieferland auf Qualität geprüft, für den Bau der Kokerei zeichnen die Dortmunder Thyssen-Krupp-Tochter Uhde und zwei große Bauunternehmen aus Duisburg und Krefeld verantwortlich.

Überschüssiges Kokereigas für die Stromgewinnung

Unter Dach gebaut wird der Kokerei-Kern, weil das Feuerfestmaterial weder nass werden darf noch Temperaturen unter fünf Grad verträgt. Bei Bedarf wird die Riesenhalle beheizt. Sensibel bleiben die Steinen über den Bau hinaus: 60 Tage lang muss der gigantische Baukörper Grad um Grad hochgefahren werden, bis die 1250 Grad erreicht sind, bei denen aus Kohle Koks wird. Geheizt wird mit Gichtgas, das im Hochofenprozess anfällt, angereichert mit Kokereigas. Der Überschuss an wertvollem Kokereigas wird ans RWE-Kraftwerk auf dem HKM-Gelände zur Stromgewinnung geliefert – der intelligente Gasverbund ist ein Riesenvorteil eines Hüttenwerkes.

21,5 Stunden wird die Verkokung in jedem der 70 neuen Öfen dauern, dann können jeweils 41 Tonnen Koks „gedrückt“ werden. Dazu rollt eine riesige Maschine vor den Ofen, die meterhohen und tonnenschweren Türen auf beiden Seiten werden geöffnet, eine hydraulische Faust fährt hinein und drückt den Koks aus der Kammer. 155 Mal wird das täglich geschehen, wenn beide Batterien in Betrieb sind.

Modernste Umwelttechnik

Ein neuer Löschturm mit neuen Bestleistungen in Sachen Umweltschutz ist auch im Bau, fünf Meter pro Woche wächst der Betonturm in die Höhe, 70 Meter werden es am Ende sein, gefüllt mit modernster Umwelttechnik. Riesige Mengen Wasser sind nämlich nötig, um Ofenfüllung um Ofenfüllung fast schlagartig von 1000 Grad herunterzukühlen.

Der dabei entstehende Wasserdampf ist kilometerweit zu sehen – und soll so sauber sein, wie es heutige Technik möglich macht.