Duisburg. .
Ausgestattet mit orangem Schutzhelm und gleichfarbigem Kittel geht es für 15 WAZ-Leser auf Erkundungstour über das Gelände der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM).
Immer an ihrer Seite, Dieter Kretschmer. Das Werksgelände ist für den 75-Jährigen wie sein zweites Zuhause, dementsprechend sollte während des Rundgangs keine Frage unbeantwortet bleiben.
Erstes Ziel der Besichtigung ist der HKM-Hafen. Im Bus sitzend lassen die WAZ-Leser alte Bunker und Reste der Hochbahn links liegen. Einige ziehen bereits Vergleiche zu Thyssen-Krupp. Zwar kann HKM mit 5,2 erzeugten Tonnen Stahl pro Jahr nicht ganz mit dem TKS-Stahlwerk im Norden (10,5 Tonnen) mithalten, doch der besondere Charme des Hüttenheimer Geländes ist unübersehbar.
Am Hafen angekommen werden die Freunde der Schwerindustrie mit einem traumhaften Blick über Rhein und benachbarte Kohlesilos belohnt. Doch nach der Einstimmung geht es ruck zuck gen HKM-Herz. An Schlackengruben vorbei, unter gigantischen Versorgungsleitungen hindurch, bahnt sich der WAZ-Tross seinen Weg in den „Vorhof der Hölle“. So nennt Dieter Kretschmer das Stahlwerk, in dem wahre Urgewalten durch Menschenhand gesteuert werden. Seinen Respekt vor den gewaltigen Kräften hat der Verfahrensingenieur bis heute nicht verloren. „Sicherheit steht hier an erster Stelle, daher gibt es auf dem gesamten Gelände ein absolutes Alkoholverbot.“
Schwefelgeruch, das HKM-Parfüm, liegt in der Luft. „Durchgang für Betriebsfremde verboten!“ – für die WAZ-Leser gilt das Warnschild am Eingang des Stahlwerks ausnahmsweise nicht. Schon nach den ersten Metern schlägt der Gruppe zunächst warme, später sogar brennend heiße Luft entgegen. Kein Wunder, werden bei der Herstellung des flüssigen Rohstahls Temperaturen von über 2000 Grad erreicht. Nortrud Haßhoff, eine der glücklichen Gewinnerinnen der WAZ-Aktion ist begeistert: „Ich bin sehr beeindruckt. Man stellt sich das doch anders vor.“
Zu Beginn des „Höllen-Rundgangs“ bekommen die Leser sogleich eines der Endprodukte zu sehen. Noch sind sie glühend heiß, doch schon bald werden die tonnenschweren Stahlstäbe das Werk verlassen. Augenblicke später ergibt sich der erste Blick auf den riesigen Drehturm in dessen Pfannen glühend heißer Stahl kocht. Von einem Hochgang haben die Leser anschließend den perfekten Blick auf ein ganz besonderes Schauspiel: Mit lautem Getöse wird „frischer“ Schrott in den Konverter gekippt. Dann wird Roheisen hinzugegeben – die Verbindung der beiden Stoffe sorgt für einen Funkenregen samt lodernder Flamme. „So sieht die Hölle aus“, sagt Kretschmer.
Doch zurückbleiben muss keiner der Leser. Und auch der Blick aus dem Leitstand der Sinteranlage aus 35 Metern Höhe auf den Rhein, über Friemersheim, bis zu Thyssen-Krupp, sorgt für Begeisterung. Nach vier Stunden HKM ist Heinrich Goj, so wie alle Teilnehmer, fasziniert: „Es hat mir sehr gut gefallen. Dieter Kretschmer hat ein unwahrscheinliches Fachwissen. Es war wirklich ganz toll.“