Duisburg. .

Diese Frau tanzt nicht, sondern verharrt in sich selbst ruhend. Sie ist kräftig und hat runde, harmonische, sinnlich-glatte Formen. Aristide Maillols Bronzeskulptur „La Mediterranee“ ist aus Antwerpen zum 100. Geburtstag der Knienden angereist.

Sechs Jahre vor Lehmbrucks „Kniender“ war sie im Pariser Herbstsalon gezeigt worden. „Ein Riesenerfolg, weil sie eine andere Körperauffassung zeigte als Rodin, der Maßstäbe gesetzt hatte“, sagt Kuratorin Marion Bornscheuer. Vor allem wegen ihrer glatten Oberfläche hat sie „La Mediterranee“ nach Duisburg eingeladen. „Lehmbruck wird in dieser Beziehung eher Maillol als Rodin zugeordnet.“

Geburtsort am Mittelmeer

1861 in Bagnuls-sur-Mer geboren – am Mittelmeer und im Schatten der Pyrenäen – war Maillol als 20-Jähriger nach Paris gegangen. Sein wichtigster Mäzen, Harry Graf Kessler, gab Maillol 1904 den Auftrag zu dieser Frauenfigur (in Stein, die heute in Winterthur steht), nachdem er eine Zeichnung in dessen Atelier entdeckt hatte.

Für die hatte wiederum Maillols Frau Clotilde Narcis Modell gestanden. Durch Kessler konnte der Bildhauer später auch durch Griechenland reisen, um die antiken Skulpturen zu studieren. Außerdem war er mit seinem Künstlerfreund Maurice Denis, dessen Bild „Rinaldo im Garten der Armida“ ebenfalls im Lehmbruck-Museum zu Gast ist, im Land der Antike unterwegs.

Diese Erfahrungen und sein Geburtsort am Mittelmeer mögen ihn auch dazu gebracht haben, der Figur, die zunächst „La Pensee“ (der Gedanke) genannt wurde, den allegorischen Titel „La Mediterranee“ zu geben, vermutet Marion Bornscheuer.