Duisburg. . Den 100. Geburtstag der berühmten “Knienden“ feiert das Wilhelm-Lehmbruck-Museum in Duisburg am 24. September mit einer großen Ausstellung. Der gebürtige Duisburger Lehmbruck hatte die Skulptur im Jahre 1911 in Paris erschaffen.
Es ist ein Glücksfall: Auf einem der Fotos aus dem Pariser Hinterhofatelier Wilhelm Lehmbrucks an der Avenue du Maine ist „Die Kniende“ zu erkennen. Der 1881 in Meiderich geborene Künstler lebte seit einem Jahr in Paris, da war 1911 die kühne Skulptur geboren, deren 100. Geburtstag das Wilhelm-Lehmbruck-Museum ab 24. September mit einer großen Ausstellung feiert.
Es ist das bislang größte Projekt für Dr. Marion Bornscheuer (38), die 2008 nach Duisburg gekommen ist. „Seit zwei Jahren arbeite ich daran, und es ist trotzdem zu wenig Zeit“, sagt die Kunsthistorikerin. Das stimmt fast immer, wenn Ausstellungen in diesen Dimensionen vorbereitet werden: Es ist ein großes Thema, und als Leihgeber beteiligt sind Museen wie der Louvre und das Museum of Modern Art in New York, das Centre Georges Pompidou, das Musee d’Orsay, das Guggenheim- Museum oder die Berliner Nationalgalerie.
Vielschichtigkeit der Kunst zeigen
Die Vorbereitung einer Ausstellung beginnt mit der Recherche. Bornscheuer zählt Fragen auf, die zunächst beantwortet werden müssen: „Welche Werke sind in der Zeit überhaupt entstanden? Welche davon stehen in Verbindung mit dem Hauptwerk? Welche Fragen ergeben sich daraus? Was wurde damals in den Salons ausgestellt? Darunter Künstler, die man heute nicht mehr kennt, aber damals wichtig waren – und wo sind ihre Werke heute?“
Aus den Antworten auf solche und viel mehr Fragen entsteht das Konzept. Ergebnis: Die Ausstellung hat drei Stationen. Die erste heißt „Motivgenese“. Bedeutet: Wie hat der Künstler das Motiv entwickelt? „Man weiß, dass einer von Lehmbrucks Vorbildern Rodin war“, sagt Marion Bornscheuer. Die zweite Station will die Vielschichtigkeit der Kunst in Paris zu Anfang des 19. Jahrhunderts zeigen, die dritte den kulturellen Kontext, vor allem den Einfluss, den die Tänzerin Isadora Duncan (1877-1927) auf Lehmbruck gehabt hat.
Wunschliste mit Leihgaben
Aus den Recherchen entsteht eine Wunschliste mit Leihgaben. „Die Anfragen gehen schriftlich an die Museen, wir haben knapp 200 Briefe verschickt.“ Trifft ein Ja fürs Wunsch-Kunstwerk ein, beginnt die Bürokratie; Korrespondenzsprache ist Englisch. „Viele Museen verlangen heute einen Facility-Report“, schildert die 38-Jährige. Sie wollen genau informiert werden über die Sicherheitsvorkehrungen, die Aufsicht und die Ausstattung des Gebäudes, dem sie ihre Kunstwerke anvertrauen – etwa, ob es eine Sprinkleranlage gibt.
Und sie wollen genau wissen, wo im Haus das Werk platziert werden soll und teilen mit, wie groß beispielsweise der Sockel zu sein hat. Dass die Auflagen genau eingehalten werden, kontrollieren die Kuriere, ohne die viele Museen ihre Werke heute nicht mehr auf die Reise schicken. „Ich werde in den ersten Septemberwochen 40 Kuriere im Haus haben, mit denen die Werke installiert werden, bis sie nicht mehr verrückt werden“, schildert Marion Bornscheuer.
Zu den 80 Werken aus der eigenen Sammlung kommen knapp 180 Leihgaben. Besonders stolz ist die Kuratorin auf ein Relief, das aus dem Pariser Louvre anreist, weil von diesem Werk als einzigem bekannt ist, dass es Lehmbruck beeindruckt hat. Außerdem werden Werke etwa von Auguste Rodin, Henri Matisse, Marcel Duchamp oder Fernand Leger zu sehen sein. Und eine 33-sekündige Originalaufnahme von Isadora Duncan, der Wegbereiterin des Ausdruckstanzes, die sich an der Antike orientierte.