Duisburg. . Wohlfahrtsverbände können sich bei der Verteilung von Fördermitteln nicht einigen: Jetzt droht eine EU-weite Ausschreibung

Seniorenzentren und Begegnungsstätten sind in der alternden Gesellschaft ein unverzichtbarer Baustein. Sie helfen, dass ältere Menschen möglichst lange im vertrauten Umfeld leben können und ermöglichen ihnen mit den Angeboten die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.

Mehr als 12.500 Duisburger besuchen regelmäßig die über die Stadt verteilten 40 Einrichtungen, mehr als 2500 nehmen dort Beratungen in Anspruch. Seit dem Frühjahr verhandelt die Stadtverwaltung mit den Wohlfahrtsverbänden als Träger über die künftige Förderung der 24 Seniorentreffs sowie der 16 Begegnungs- und Beratungszentren. Doch jetzt sind die Verhandlungen überraschend gescheitert.

40 Einrichtungen

Eigentlich war das Grundgerüst längst in trockenen Tüchern. Die Summe ist auf 1,25 Millionen Euro festgelegt, trotz des Nothaushaltes hat die Bezirksregierung für diese gesetzlich nicht vorgeschriebenen Ausgaben grünes Licht gegeben. In zwei Wochen will der Rat das neue Konzept beschließen, die Fraktionen waren bereits informiert. Gestern morgen aber erreichte den Sozialdezernenten Reinhold Spaniel der Brief der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände. Die Träger der Einrichtungen hätten sich nicht auf eine gemeinsame Standortliste einigen können, heißt es darin. Die Verhandlungen seien beendet.

Europaweite Ausschreibung

„Ich bin sprachlos, das in dieser wichtigen sozialpolitischen Frage kein Konsens erzielt werden kann“, sagte Dezernent Spaniel gestern vor dem Sozialausschuss. Die Konsequenz: Der Betrieb der Einrichtungen müsse europaweit ausgeschrieben werden. „Ich hoffe, Sie wissen was das heißt“, appellierte Spaniel an die Verbände. „Das wäre ein Novum in Deutschland“.

Die großen Träger in Duisburg sind die Arbeiterwohlfahrt (17 Einrichtungen), der Caritasverband (9), das Diakonische Werk (8) sowie das Deutsche Rote Kreuz (2). Im Rahmen des neuen Konzepts sollte das Netz an Einrichtungen strukturell angepasst, ungleiche Verteilungen im Stadtgebiet aufgelöst und Konsequenzen aus einer vereinzelt niedrigen Besucherzahl gezogen werden.

Türe zu, aber noch nicht abgeschlossen

Im Klartext: Es geht um die Frage, welcher Verband wie viel Geld an Zuschüssen bekommt und welcher Träger sich möglicherweise von einem Seniorentreff verabschieden muss. Und bei dem Gezerre kommen die Wohlfahrtsverbände untereinander offenbar auf keinen grünen Zweig.

Mit „Betroffenheit“ reagierte Josef Wörmann (CDU) im Ausschuss auf „den offensichtlichen Dissens zwischen einzelnen Wohlfahrtsverbänden“, die in dieser brisanten Situation nicht in der Lage seien, „Teile ihrer Besitzstände abzugeben“. Sozialdezernent Reinhold Spaniel wollte noch gestern Abend ein Brief an die Verbände als „allerletztes Angebot“ auf den Weg bringen: „Ich habe heute die Tür zugemacht. Aber ich werde sie noch nicht abschließen“.