Mündelheim. .
„Viele kommen einfach viel zu spät. Nämlich erst dann, wenn es absolut nicht mehr weitergeht“, so die Erfahrung von Andrea Bierhoff. Kämen die Leute frühzeitig, könnte die Leiterin des Malteserstifts St. Sebastian ihnen verschiedene Hilfsangebote empfehlen, die sie bei der Pflege ihrer alten Eltern und Ehepartner entlasten.
Andrea Bierhoff bietet eine Pflegeberatung an - nicht nur für die Leute, die einen Altenheimplatz im Malteserstift suchen, sondern für alle, die sich einen Überblick über die ambulante und stationäre Altenbetreuung verschaffen wollen. Es ist nämlich gar nicht so einfach, diesen Überblick zu bekommen. Das Thema ist sehr komplex - angefangen bei der Beantragung einer Pflegestufe, über den Einsatz von ambulanten Diensten und Alltagsbetreuern bis hin zur Finanzierung eines Pflegeheimplatzes.
Viele Menschen wollen möglichst lange zuhause wohnen bleiben. Mit zunehmendem Alter wird es für Angehörige immer schwieriger, die alten Eltern zu versorgen, erst recht, wenn eine Demenz hinzukommt. „Es ist anstrengend, jemanden zu pflegen. Wir können auf Einrichtungen wie die Tagespflege hinweisen. Dort sind die alten Menschen bis zum Nachmittag betreut, so dass der Pflegende auch mal Zeit für sich hat.“
Nutze man solche Angebote rechtzeitig, könne mancher Senior mitunter zwei, drei Jahre länger zu Hause leben, so Andrea Bierhoff.
Auch so genannte Alltagsbetreuer, die sich stundenweise mit dementen Senioren beschäftigen, schaffen Freiräume. Tagespflege und Alltagsbegleiter können ganz oder zum Teil über die Pflegekasse finanziert werden. Dazu ist allerdings eine Pflegestufe erforderlich. Andrea Bierhoff hilft, diese zu beantragen, denn Viele kommen mit der Vielzahl der Formulare nicht zurecht.
Auch bei ganz alltäglichen Dingen weiß sie Rat. Was ist zum Beispiel zu beachten, wenn ein Mensch mit beginnender Demenz weiter in der eigenen Wohnung lebt? „Wichtig ist, den Herd abzuklemmen, Schlösser einzubauen, die beidseitig aufzuschließen sind und Namenschilder mit der Adresse in die Kleidung einzunähen, falls sich ein verwirrter Mensch verirrt.“
Woran erkennt man einen guten Pflegedienst? „Es sollten möglichst die gleichen Personen kommen, soweit das im Schichtdienst machbar ist. Der Pflegedienst sollte Kontakt zu den Angehörigen halten. Und man sollte darauf achten, in welcher Verfassung der Gepflegte ist“.
Solange der Pflegebedürftige ambulant versorgt wird, besteht die Möglichkeit einer Kurzzeitpflege, wenn die Angehörigen in Urlaub fahren wollen. „Die Mutter oder der Vater kann dann in einer Pflegeeinrichtung untergebracht werden, bis zu 28 Tage im Jahr“, so Bierhoff.
Reicht die ambulante Betreuung nicht mehr aus, kommt „Betreutes Wohnen“ in Frage. In den Altenwohnungen, die oft in Senioreneinrichtungen integriert sind, leben die Alten selbstständig, sind aber 24 Stunden mit dem Hausnotruf verknüpft.
Bei einem Platz im Pflegeheim, der 2800 bis knapp 4000 Euro pro Monat kostet, geht es nicht zuletzt um die Finanzierung. „Hier kommen Rente, Pflegegeld, eventuell Wohngeld und Grundsicherung im Alter in Betracht“. Die exakte Finanzierung rechnet Andrea Bierhoff nicht aus, aber sie weiß auch in diesem Fall, wo man sich Hilfe holen kann.