Tagsüber proben, nachts schreiben: Kurz vor der Uraufführung ihres Stücks „Tür auf Tür zu“ kommt Ingrid Lausund kaum zum Schlafen. „Das Tolle daran ist, dass ich gleich überprüfen kann, ob eine Idee auf der Bühne besteht.“
Toll für Duisburg ist, dass das neue Stück der Theatermacherin, die zu den meist gespielten deutschen Autorinnen der Gegenwart gehört, im Foyer III des Theaters uraufgeführt wird. „Manchmal ist es ein Vorteil, kein eigenes Ensemble zu haben, aber einen Raum. Ich habe hier die Möglichkeit, eine Tür aufzumachen“, sagt Michael Steindl. Der künstlerische Leiter des Schauspiels und Ingrid Lausund kennen sich aus gemeinsamen Zeiten auf der Schauspielschule.
Nachdem die beiden ein Jahr lang ein Theater in Ulm hatten und dann getrennte Wege gingen, wurde der Kontakt vor drei Jahren wieder enger. Steindl lud das Stück „Benefiz – jeder rettet einen Afrikaner“ nach Duisburg ein. Er schätzt an Ingrid Lausund, dass sie fähig ist, „deutsche Lebenswirklichkeit auf die Bühne zu bringen“. „Tür auf Tür zu“ ist das erste gemeinsame Projekt. Weitere folgen, auch ein Stück für die große Bühne in Koproduktion mit den Hamburger Kammerspielen.
Anders als der Titel vermuten lässt, ist „Tür auf Tür zu“ keine Komödie, sondern handelt von den Türen, „hinter denen Geld, Macht und Aufmerksamkeit verteilt wird“. Warum geht in der Arbeitswelt eine Tür zu und eine andere auf? Ingrid Lausund geht es nicht um ein Anklage, sondern um Mechanismen, um ein „völlig willkürliches Prinzip“, von dem man nicht weiß, wie es funktioniert und den Betroffenen empört zurück lässt.
Zerrissenheit und Strategien
Hildegard Schroedter spielt die 50-Jährige, die draußen bleibt. Robert Glatzeder und Matthias Matz spielen die Tür und den griechischen Chor, der in klassischen Dramen das Geschehen vermittelt und kommentiert – in „Tür auf Tür zu“ aber irgendwann auch nicht weiter weiß. „Der müsste es wissen, ist aber auch nur eine 400-Euro-Kraft“.
Tag der offenen Tür im Theater
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Das erste Material zum Stück sei vor zwei Jahren entstanden, schildert Ingrid Lausund. Nach ihrem Umzug von Hamburg nach Berlin, hat sie sich zunächst mit der Situation von kreativ arbeitenden Menschen beschäftigt, „die draußen sind“. Die wissen, dass sie „etwas zu sagen haben, aber es braucht einfach keiner“. Dann gehe es um Strategien, damit umzugehen, um seine Würde zu kämpfen und sich immer wieder zu motivieren. Es gehe auch um die Zerrissenheit, eigentlich mit dem Betrieb nichts mehr zu tun haben zu wollen. „Man muss aber.“
Für die Uraufführung am Donnerstag, 24 November, gibt es noch Restkarten. Weitere Vorstellungen sind am 25. November, am 8. und 9. Dezember. Beginn jeweils 20 Uhr.
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