Rheinhausen. . Ein nachdenkliches Theaterstück über den Tod des eigenen Kindes wurde in Rheinhausen gegeben. Susanne Uhlen brillierte in der Rolle als trauernde Mutter.

Das Thema passte zur dunklen Jahreszeit und zum traurig wirkenden Monat November: Der Verlust des eigenen Kindes berührt, erschüttert und verändert Mütter und Väter bis in die Säulen ihrer Existenz. In dem sensiblen Theaterstück „Die entfernte Stimme“ trafen Susanne Uhlen in der Hauptrolle der Becca und das Ensemble des Euro-Studios Landgraf den Nerv der mehr als 500 Besucher in der Rheinhausen-Halle.

Aufgewühlte Gefühle

Die zweite Aufführung der Spielzeit in der Zusammenarbeit zwischen Bezirksamt, Vereinigung Kunst und Wissenschaft, und der Konzertdirektion Landgraf bot ein gutes Beispiel für das Leistungsvermögen von Schauspielern und den zahlreichen Zwischentönen ihrer Darstellung zwischen aufgewühltem Gefühlsleben und heiter wirkenden Alltagsreibereien. US-Autor David Lindsay-Abaire hat mit diesem Stück keine Tragödie griechischen Ausmaßes entwickelt, sondern eine bestechende Beobachtung unterschiedlicher menschlicher Reaktionen auf ein Thema geliefert. Während nämlich Karsten Klemm als Vater Howie möglichst viele Erinnerungsstücke und Bezüge zu dem tödlich verunglückten Sohn Danny aufbewahren wollte, war Mutter Becca (Susanne Uhlen) bereit, das alles hinter sich zu lassen - und konnte es nicht. Sie wollte in eine andere Gegend ziehen, das Haus, in dem sie mit Mann und Sohn lebte, hinter sich lassen. Dagegen wollte Howie sogar den Hund, der zu dem Unfall führte und der jetzt bei der Großmutter Sabine Selle lebte, wieder zurück holen. Durch ein Versehen löschte Becca noch das Video mit den letzten Aufnahmen mit Danny. Alles deutete auf eine Katastrophe hin.

Aber die Familie fing sich, feierte den Geburtstag von Beccas Schwester (Kristine Walther), der mit einer kindlich wirkenden Streitszene über einen Fledermaus-Duschvorhang als Geschenk den banalen Alltag unterstrich. Plötzlich dämmerte es Becca, dass es doch besser gewesen wäre, der Schwester Babysachen zu schenken, da diese gerade ihre Schwangerschaft bekannt gegeben hatte. Und da war wieder die wunde Stelle: Das verlorene Kind erhob seine Stimme und schob sich in das Leben zurück. Die Ratschläge ihrer Umgebung, doch eine Therapie mit Menschen zu beginnen, die ein ähnliches Schicksal erlitten hatten, lehnte Becca grundsätzlich ab. Ihr Verlust ließe sich überhaupt nicht vergleichen, lautete ihr Argument.

Theaterabend mit Nachhaltigkeit

Das Bühnenbild wechselte zwischen schwarz-weiß gehaltener Küche mit schachbrettartigem Leistenansatz und einem Wohnzimmer mit Grau- und Beigetönen. Umso farbiger war das Spiel der Darsteller, die in ihrer eindrucksvollen Leistung nach jedem Bild vom Publikum starkem Beifall belohnt wurde. Fazit: Ein Theaterabend mit Nachhaltigkeit, auch wenn der Boulevardcharakter nicht vernachlässigt wurde.

Ein Interview mit Susanne Uhlen finden Sie hier.