Duisburg. .

Die Jugendeinrichtungen in Duisburg werden wohl bis zum Jahresende kein Geld von der Stadt bekommen. In den Jugendzentren kündigen Mitarbeiter, die Leiter sorgen sich um die Zukunft der Jugendarbeit und kritisieren Kämmerer Peter Langner.

Sie haben hier nach der Schule zu Mittag gegessen, machen Hausaufgaben, spielen danach Kicker, eine Gruppe macht sich auf zum Parkour-Training. Ein ganz normaler Nachmittag im Jugendzentrum St. Peter in Duisburg-Rheinhausen. Volles Haus. Normal ist inzwischen aber auch, dass schon Zehnjährige fragen, ob es die Einrichtung noch lange geben wird. Die Finanznot in der Jugendhilfe, ausgelöst durch die nur noch häppchenweise Auszahlung des Duisburger Kämmerers, macht ihnen Angst.

Ein Mitarbeiter im Jugendzentrum der Falken hat bereits gekündigt. Und auch in anderen Jugendzentren rumort es gewaltig – zu unsicher ist Jugendarbeit, wenn keiner weiß, wann Geld fließt. Geld, dass beschlossen, sicher schien.

Autowäsche für Ferien benachteiligter Kinder

Auch Pascal Rusche, Leiter des Jugendzentrums St. Peter macht keinen Hehl daraus, dass er sich umschaut. Der Diplom-Sozialarbeiter ist genervt, mehr Zeit mit den Finanzen zu verbringen als mit den Jugendlichen. „Dabei hab’ ich noch Glück, mit der Kirche im Rücken stellen die Banken nicht gleich Fragen, wenn das Konto in die roten Zahlen rutscht.“

Das Geld für Oktober ist noch nicht da. Schleichend wechselte die Zahlmoral von einer jährlichen zur halbjährlichen zur quartalsweisen Zahlung. Dann wurde nur noch monatlich überwiesen – „und jetzt gar nicht mehr?“, fragen die Betroffenen. Denn kommuniziert wird nur per Bankauszug. „Wir werden gezielt ausgeblutet“, fürchtet Rusche.

Henning Gerlach, Stadt-Vorsitzender vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend, zu dem 3500 Kinder in Verbänden wie den Pfadfindern oder der Schützen-Jugend gehören, ist ebenso fassungslos. „Wir bekommen keinen Bescheid, wir bekommen plötzlich einfach nur kein Geld“, sagt er. Dabei reicht die städtische Spritze ja ohnehin schon nicht. Um sozial Schwache an Ferienlagern teilhaben zu lassen, wird vorher mit Autowasch-Aktionen Geld hinzu verdient, berichtet er.

Von der Internet-Sucht bis zur Vergewaltigung

Die vielen Ehrenamtler seien verunsichert, planen nur verhalten die nächsten Ferien. Wer will schon auf den Storno-Kosten für Häuser, Busse, etc. sitzen bleiben?, fragt Gerlach, der den BDKJ ebenfalls ehrenamtlich leitet. 21 Freizeiten waren es dieses Jahr, vier folgen noch in den Herbstferien, über 1000 Kinder fuhren mit.

Jugendarbeit lebt von der Kontinuität, vom Vertrauen, dass sich aufbaut. „Ich krieg hier alles mit, von der Internet-Sucht bis zur Vergewaltigung“, erzählt Rusche, der die Kinder und Jugendlichen nach Kräften unterstützt. Aber die Arbeit sei extrem gefährdet. Es kann sein, dass hier Mitte nächsten Jahres dicht ist. „Sollen die Kinder lieber auf der Straße spielen?“, fragt Rusche. Geplant hat er 2012 mit dem, was er theoretisch dieses Jahr hätte kriegen müssen. Mit Konjunktiven kann er aber weder Personal noch Betriebskosten zahlen. Und Gerlach macht es wütend, „dass keiner sagt, was Sache ist“. Dem Kämmerer Peter Langner spreche er jedenfalls die Kompetenz ab, zu bestimmen, was die Stadt an Jugendhilfe braucht.