Duisburg. .
Klaus Peter Mogendorf verlor bei der Loveparade seinen Sohn Eike. Er kritisiert, wie Stadtdirektor Greulich und Möbel-Investor Krieger bislang über die Loveparade-Gedenkstätte verhandeln. Am Donnerstag will Ingenieur Mogendorf eigene Pläne vorstellen.
Bei ihren Beratungen im Duisburger Rathaus am 9. September vereinbarten alle Beteiligten ein Schweigeabkommen. Am kommenden Samstag, 8. Oktober, treffen sich Stadtdirektor Dr. Peter Greulich, Vertreter von Grundstückseigentümer Kurt Krieger und Hinterbliebene der Loveparade-Opfer erneut, um sich über die Loveparade-Gedenkstätte am Ort der Katastrophe auszutauschen. Denn eine von den Angehörigen und anderen Opfer-Vertretern akzeptierte Lösung war auch bei ihrem zweiten Treffen nicht präsentiert worden. Noch immer nicht.
Vor der „nächsten Verhandlungsrunde“, so schreiben Klaus-Peter Mogendorf und Lothar Evers, wollen die beiden als Kritiker des bisherigen Abstimmungsverfahren einen eigenen Vorschlag für die Gestaltung der Gedenkstätte einbringen – und diesen zuvor der Öffentlichkeit vorstellen: Bei einer Pressekonferenz im Restaurant „Kleiner Prinz“ erklären am Donnerstag, 6. Oktober, Klaus-Peter Mogendorf und sein Arbeitgeber, wie sie die Rampe in das Möbel-Höffner-Areal integrieren würden.
Mogendorf, der bei der Loveparade seinen Sohn Eike verlor, ist selbst Bauingenieur. Seine detaillierten Verbesserungsvorschläge waren in der Vergangenheit von Krieger Bau als nicht realisierbar abgelehnt worden. Er hat nun Klaus-Peter Spannhoff ins Boot geholt, den Inhaber des gleichnamigen Planungsbüros im Landkreis Osnabrück. An der Pressekonferenz beteiligt ist außerdem Journalist Lothar Evers (DocuNews). In einer gemeinsamen Pressemitteilung schreiben sie: „Die Verhandlungen zur Bebauung des Loveparade-Geländes finden bisher weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Bisher ist lediglich bekannt, dass der Investor Kriegerbau den Tunnel über der Karl-Lehr-Straße verlängern und von dort Zugang zu einem Gedenkraum gewähren will. Ein solcher beengter Raum scheint uns nicht geeignet, den Wunsch zahlreicher Betroffener, den Ort weitgehend authentisch zu erhalten zu erfüllen.“
Ein chronologischer Rückblick:
Im Mai 2011 setzten sich einige Angehörige der bei der Loveparade tödlich verletzten Menschen (darunter Mogendorf) gemeinsam mit Unterstützern (etwa Evers und Jürgen Hagemann) mit Petitionen dafür ein, die Loveparade-Rampe – „den Ort des Leidens und der Trauer“ nicht zu zerstören. Laut Bebauungsplan für die „Duisburger Freiheit“ galt der Originalort der Katastrophe als nicht erhaltbar.
Ende Mai beauftragte der Duisburger Stadtrat den Stellvertreter des Oberbürgermeisters, Stadtdirektor Dr. Peter Greulich, gemeinsam mit den Hinterbliebenen und dem Grundstückseigentümer, Investor Krieger, eine „konsensuale Lösung“ (Adolf Sauerland) herbeizuführen.
Am 15. Juni, beim ersten größeren Treffen von Hinterbliebenen, Verletzten, Seelsorgern, Bediensteten der Stadt und Krieger-Mitarbeitern, so kritisierte Klaus Peter Mogendorf, „da wurde besprochen, dass es ein Team geben soll.“ Diese Arbeitsgruppe aber habe es wie den versprochenen „intensiven Austausch“ nie gegeben. „Stattdessen wurden uns nur Entwürfe unterbreitet. Die Grafiken dazu aber durften wir nie mitnehmen, uns nie in Ruhe anschauen.“ Den ersten Lösungsvorschlag von Krieger und Greulich – die sogenannte „geschlossene Lösung“ – lehnten die beteiligten Opfer als „unterirdisch“, „Bunker“ und „Gruft“ ab.
Am 9. September wollten die Krieger-Planer und Peter Greulich der Gruppe der Hinterbliebenen und Verletzten einen überarbeiteten Lösungsvorschlag vorstellen. Diesen hatten die interessierten Betroffenen erneut zuvor nicht zu sehen bekommen. Das von Dr. Uwe Rieske, Landespfarrer für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland, moderierte Treffen fand erneut unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Während der Zusammenkunft vereinbarten die Beteiligten Stillschweigen. Rieske erklärte danach im WDR, es gebe keine wirkliche Einigung, wohl aber einen Prozess dorthin. Im Laufe dieser Woche, so die Ankündigung nach dem Treffen, werde Krieger einen neuen Plan vorlegen.
Am 16. September endete die Frist, innerhalb der Bürger im Rahmen des Beteiligungsverfahrens Einwände gegen den Bebauungsplan „Duisburger Freiheit“ einbringen konnten. Im Bebauungsplan gab es keine planerische Zielsetzung, der Unglücksort war lediglich markiert.
Ob Krieger Bau diese Pläne zwischenzeitlich vorgelegt hat – und wenn ja: wem –, wurde bislang nicht bekannt. Über den aktuellen Planungsstand zur Loveparade-Gedenkstätte wird Kurt Krieger möglicherweise selbst sprechen – bei der Immobilienmese Expo Real in München. Bis Donnerstag präsentiert Krieger dort seine Pläne für das ehemalige Güterbahnhofsgelände.
Am Samstag, 8. Oktober, sind die Hinterbliebenen und Opfer-Vertreter erneut zu einem Gespräch mit Krieger-Vertretern und Stadtdirektor Greulich eingeladen. (pw/WE)