Duisburg. .
„In diesem Jahr ist das Wetter genau verkehrt herum“, klagt der Mündelheimer Landwirt Peter Klein. Zuerst hatten die Bauern unter dem trockenen Frühjahr zu leiden, jetzt hat ihnen der nasse Juli die Ernte verregnet.
Ackerbauer Klein hat das sonnige Wetter der vergangenen Tage dazu genutzt, endlich sein Getreide einzuholen. Die Feuchtigkeit im Juli hat seinem Dinkel allerdings zugesetzt: „Wir hatten sowieso schon schlechte Erträge, weil es im Frühjahr viel zu trocken war.“ Durch den Regen leidet aber auch die Qualität des Getreides. Klein: „Mein Dinkel ist wahrscheinlich nicht mehr als Brotgetreide zu vermarkten.“ Muss er sein Getreide als Viehfutter statt als Lebensmittel verkaufen, sinkt der Erlös um bis zu 15 Prozent. Deshalb versucht er zu retten, was zu retten ist: Auf dem Hof seines Nachbarn Reinhard Mosch wird das Getreide gelüftet und getrocknet. „Mit so einem hohen Feuchtigkeitsgehalt, wie ich ihn vom Feld geholt habe, kann ich ihn nicht einlagern.“
Nicht nur das Brotgetreide leidet. Landwirt Jürgen Broden baut sogenannte Triticale an, eine Getreidekreuzung, aus der Tierfutter gewonnen wird. „Das wenige, was wir ernten konnten, ist von bescheidener Qualität.“ Denn: Mitte Juli war das Getreide zu nass, um geerntet zu werden. Noch auf dem Halm stehend hat das Korn zu früh zu keimen begonnen. Jetzt rechnet auch er mit Erlöseinbußen.
Ortslandwirt Reinhard Mosch kennt die Nöte der Ackerbauern in der Region und weiß aus eigener Erfahrung, dass die Landwirte in diesem Jahr doppelt geschlagen sind: „Getreide auf leichten, sandigen Böden musste durch den trockenen Frühling Ertragseinbußen von bis zu 50 Prozent hinnehmen.“ Jetzt hat auch er endlich sein feuchtes Getreide eingeholt. „Die Qualität des Getreides in Duisburg leidet.“ Ist das Getreide zu feucht und steht zu lange, kann man daraus „keine leckeren Brötchen mehr machen“. Seine Lüftungsanlage läuft deshalb seit Tagen auf Hochtouren. Die Rettungsversuche mit warmer, trockener Luft kosten den Bauern natürlich zusätzliches Geld und drücken so den Gewinn.
Das Wetter als „Gruselkabinett“ für Getreidebauern
Auch Ackerbauer Jürgen Schaumlöffel lässt die verkehrte Wetterwelt der letzten Monate schaudern: „Das ist ein Gruselkabinett.“ Die Verluste seien auch für ihn schmerzhaft gewesen. Jedoch: „Immer beim lieben Gott übers Wetter schimpfen, das bringt auch nichts.“ Es gelte nach vorn zu schauen, denn auf seinen Feldern stehen auch Profiteure des regennassen Julis: „Die späten Früchte haben jetzt Spaß an der Backe.“ Gemüse, Mais und Zuckerrüben beispielsweise nutzen die Feuchtigkeit zum Wachsen und Gedeihen.
Entsprechend milde lautet auch das Fazit von Ortslandwirt Mosch für ihn selbst und seine Duisburger Kollegen: „Natürlich kann immer alles besser sein. Auf das Wetter müssen wir Landwirte uns eben einstellen. Das ist seit Jahrhunderten so.“