Duisburg. .

In einem Gastbeitrag zum Jahrestag der Loveparade schreibt Präses Nikolaus Schneider vom Schmerz, den der Tod von 21 jungen Menschen in der Stadt und den Menschen hinterlassen hat.

Die Bilder von der Loveparade im vergangenen Jahr haben mich erschüttert und gehen mir immer noch nach. Dieses Ereignis hat Duisburg verwundet. Es hat wehgetan und schmerzt bis heute, weil so viele junge Menschen ums Leben gekommen sind: Tod und Trauer bestimmen nun den Alltag vieler Menschen. Mir ist aufgrund persönlicher und seelsorglicher Erfahrungen ein Gedicht von Mascha Kaléko sehr wichtig geworden, die in einem Gedicht mit dem Titel „Wie sag ich’s meinem Kinde?“ zu dem Schluss kommt: trösten statt lehren! Und auch die diesem Ratschlag zugrunde liegende Ratlosigkeit wird kaum jemandem fremd sein:

„[...] Was konnte ich schon sagen, / wo man doch selbst nichts weiß. / Das Schulrezept: Botanik, / ‘Vom Werden und Verderben’, / erzielte nichts als Panik: / ‚Mama, auch du kannst sterben?!‘ / Es war nicht pädagogisch, / vom Fortbestand der Seelen, / und viel zu theologisch, / vom Himmel zu erzählen. / Doch mangels akkuraten / Berichts aus jenen Sphären, / erschien es mir geraten, / zu trösten statt zu lehren.“

Gott ist die Kraft des Lebens

In Duisburg hilft nur: trösten statt lehren. Und das heißt für mich Besinnung auf den, der alle Zeit in seinen Händen hat (Ps 31,16). Darum bete ich zu Gott, der die Welt und unser Leben geschaffen hat. Er ist die Kraft des Lebens – ja das Leben selbst. Gebet zu Jesus Christus, der das Tor zum ewigen Leben aufgestoßen und uns damit die Hoffnung gegeben hat, dass mit dem Tod nicht alles aus ist.

Für mich persönlich ist das Gebet deshalb wichtig. Durch das Gebet kann ich mich Gottes Wort öffnen und ihm antworten. Gott gibt durch sein Wort eine Hoffnung, die über das Hier und jetzt hinaus reicht. Und dass heißt für mich auch: Ich darf Gott bitten, dass er mir beisteht und dass er seine Zusagen wahrmacht. Ein klassischer Gebetstext, der das vermittelt und der mir darum auch sehr wichtig ist, ist das Vaterunser. In der Auslegung zu diesem Gebet hat Luther gesagt: Wir dürfen darum bitten - und zwar mit großer Gewissheit darum bitten -, dass unser Bitten erhört wird. Im Gebet spannen wir gleichsam den Mantel weit auf, um viel zu empfangen.

Gott ruft die Verstorbenen beim Namen, ruft, was nicht mehr ist, ins Dasein, ruft aus der Finsternis ins Licht. Und das nicht unsicher, nicht vielleicht, nicht gelehrt, sondern getrost. Das ist meine Erwartung für die Zukunft: Gott wird einen jeden und eine jede beim Namen rufen und so in ein verwandeltes Leben holen. Das ist mein Trost, von dem ich angesichts von Tod und Trauer – nicht nur in Duisburg – als Christ leben kann.