Duisburg. Mit der Planung der Loveparade beauftragte Verwaltungsbeamte sind wohl im Rahmen eines Seminars eindringlich auf mögliche Risiken hingewiesen worden. Dieses Seminar ist im Zwischen- wie im Schlussbericht der Stadt Duisburg totgeschwiegen worden.
Haben maßgebliche Mitglieder der Verwaltung, die mit der Planung der Loveparade befasst waren, dramatische Warnungen ignoriert? Gewarnt hatte sie wohl der Dortmunder Feuerwehr-Chef Klaus Schäfer. Nach einem Bericht des Journalisten Lothar Evers (Docunews.org) gab es am 22. März 2010 ein Seminar, an dem auch ein Teil der jetzt Beschuldigten teilgenommen hat. Der damalige Dortmunder Feuerwehrchef habe die Planungen als „Irrsinn“ bezeichnet und vor Verletzten und Toten gewarnt.
Schäfer, der Monate später wegen seiner offen zur Schau getragenen Sympathie für die rechte Szene in Dortmund suspendiert wurde, war zuvor Gutachter im Prozess um den Tod eines jungen Mädchens bei einem Konzert der „Toten Hosen“ 1997 im Düsseldorfer Rheinstadion. In Dortmund war er Mitglied im Krisenstab für die dortige Loveparade. Zudem arbeitete er am Sicherheitskonzept anlässlich des Papstbesuches 2005 mit.
"Fast wie bei der Mafia!“
Der FDP-Landtagsabgeordnete und innenpolitische Sprecher, Horst Engel, kritisiert, dass dieses Seminar im Zwischen- wie im Schlussbericht der Stadt totgeschwiegen wurde. Horst Engel: „Wenn das so war, ist es kriminell. Das ist ja fast wie bei der Mafia!“ Seine Fraktion werde erneut für die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses im Landtag werben.
Wie gefährlich es werden könnte, hatte Schäfer demnach den Seminarteilnehmern drastisch vor Augen geführt. Schon bei den Loveparades 2007 und 2008 seien Besucher in lebensgefährliche Situationen geraten: In Essen führte der Zugweg unter einer Eisenbahnbrücke durch, wo sich zeitweise wie an der Rampe ein Pfropf gebildet hatte, von Polizei und Ordnungskräften aber ausgelöst werden konnte. In Dortmund gab es gefährliche Situationen am Hauptbahnhof. Schäfer zeigte dazu eine Reportage des WDR.
Kein Spielraum für eine Genehmigung
Den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, unter denen sich Vertreter von Bau-, Tiefbau-, Straßenverkehrs-, Kataster- und Ordnungsamt befunden haben sollen, legte er demzufolge die Erstellung eines einheitlichen Sicherheitskonzepts nahe, das auch die Zu- und Abwege sowie die Bahnanlagen einschließen müsste.
Die Alternative, die A 59 als Ausgang zu benutzen, um Zu- und Abwege zu trennen, sei als zu teuer angesehen worden, der Ausgang über den späteren VIP-Eingang in Höhe des Kreisverkehrs Koloniestraße als zu nah am Bahnhof. Schäfer habe damals so keinen Spielraum für eine Genehmigung gesehen, heißt es.
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