Köln. . In der ARD-Doku über die Loveparade gibt Rainer Schaller tiefe Einblicke in sein Gemüt. Er erzählt, dass er lange nur verkleidet auf die Straße ging. Und er stellt die Frage, wie die Tunnel-Problematik während der Planung übersehen werden konnte.
„Die letzte Loveparade“ lautet der Titel der WDR/ARD-Dokumentation über die Katastrophe in Duisburg im vergangenen Jahr. Darin gewährt der Veranstalter Rainer Schaller erstmals Einblicke in sein Seeleben nach der Tragödie.
Wochenlang habe er sich selbst im Dunkeln nur mit Sonnenbrille und Mütze außer Haus gewagt. Aus Angst davor erkannt zu werden. „Man denkt, jeder guckt einen an. Selbst beim Einkaufen im Supermarkt, wenn die Kassiererin nicht gleich freundlich lächelt, hat man das Gefühl, man ist erkannt und muss sich rechtfertigen, sich einfach schlecht fühlen.“
Zum ersten Mal äußert sich Schaller im Film auch zur Problematik des Tunnels als einzigem Ein- und Ausgang zum Veranstaltungsgelände: „Man hat Monate geplant, und für mich ist es natürlich ein Rätsel, wie man das über Monate gemeinsam nicht hat sehen können. Das ist etwas, was ich mich bis heute frage: Wie konnte man das nicht sehen?“ In der Planungsphase seien viele Menschen beteiligt gewesen, von der Stadt, über sie selbst als Veranstalter, bis hin zur Polizei, Bundespolizei, Feuerwehr und Sanitätern. Schaller selbst traute sich erst vor wenigen Monaten, im Mai, zur Unglücksstelle.
Der schwerste Moment war das Treffen mit Angehörigen von Opfern
Nach der Tragödie bei der Duisburger Loveparade krempelte Schaller sein Leben um. Er arbeitet seitdem weniger, suchte psychologische Hilfe – und er brachte den Mut auf, sich sich mit Angehörigen zu treffen. „Das war einer der schwersten, wenn nicht sogar der schwerste Moment in meinem Leben.“ Er habe gemerkt, was es bedeute, Verantwortung zu übernehmen und Menschen gegenüber zu stehen, die ihr Kind verloren haben.
Ein Jahr lang haben die Autoren der WDR/ARD-Dokumentation Angehörige der Opfer und die Verantwortlichen der Loveparade begleitet und bei dem Versuch beobachtet, die Katastrophe zu überstehen. „Die letzte Loveparade“, wird in der ARD am 13. Juli um 23.30 Uhr ausgestrahlt sowie im WDR-Fernsehen, 20. Juli um 20.15 Uhr.