Duisburg. . Der Journalist Lothar Evers will mit seinem Blog “DocuNews“ die Hintergründe der Loveparade-Katastrophe ans Licht bringen. Er fühlt sich dabei sowohl den Opfern als auch den Duisburger Bürgern verpflichtet, die beide “ein Recht auf Wahrheit“ hätten.
Nach der Loveparade-Katastrophe haben sich viele Menschen zu Gruppen, Vereinen, Initiativen zusammen getan, um Opfern eine Hilfestellung zu geben oder Licht in das Dunkel der Katastrophe zu bringen. DerWesten stellt diese Menschen und Gruppen in loser Folge in Steckbriefen vor - nach der Initiative Spendentrauermarsch und der Abwahl-Initiative Neuanfang für Duisburg nun den freien Journalisten Lothar Evers, der die Hintergründe der Loveparade auf seiner Plattform „DocuNews.org“ beschreibt und analysiert.
Wer?
Lothar Evers ist 57 Jahre alt, lebt in Köln und in der Eifel. Er ist freier Journalist. Die Recherche lernte er beim WDR. Viele Jahre arbeitete er für soziale Initiativen und setzte sich vor allem für die Rechte der NS-Zwangsarbeiter ein. Er kämpfte dafür, dass die Verfolgten während der Zeit des Nationalsozialismus Entschädigungen erhielten. Seine Gegner waren immer große deutsche Konzerne.
Warum?
Am 24. Juli 2010, dem Tag der Loveparade, war Evers in seinem Haus in der Eifel. „Am späten Nachmittag habe ich einen Anruf von einer guten Freundin aus Essen bekommen“, erzählt er. „Sie war besorgt. Ihre Kinder wollten zur Loveparade, waren über ihre Handys nicht erreichbar.“ Zum Zeitpunkt des Telefonats liefen im Fernsehen erste Berichte über die Massenpanik.
Die Kinder erreichten unversehrt ihr Zuhause in Essen, Evers schaute sich aus Interesse am Tag nach der Katastrophe die Pressekonferenz im Fernsehen an. „In meinem privaten Blog habe ich über das Passierte geschrieben, meine Gedanken verarbeitet. Ich recherchierte. Dabei bemerkte ich, dass einige Internetseiten der Stadt Duisburg und von Lopavent nicht mehr erreichbar waren“, sagt Evers. Und weiter: „Da war mein Interesse geweckt.“
Seit wann?
Lothar Evers recherchierte, sicherte erste Informationen, war in Foren zur Katastrophe unterwegs. Die Idee zu dem Internetportal „DocuNews.org“ gab es schon länger, Evers wollte eine Recherche- und Analyse-Seite aufbauen. Aus aktuellem Anlass startete der Journalist sein Projekt mit der Loveparade 2010. Drei Wochen nach den dramatischen Ereignissen in Duisburg ging das Projekt „DocuNews.org/loveparade“ online.
Arbeit und Aktionen
Die Internetplattform „DocuNews.org/loveparade“ ist ein „Dokumentenportal für investigative Recherche“, erklärt Evers. Auf den Seiten werden Dokumente veröffentlicht, die von Verantwortlichen geheim gehalten werden, die aber nach der Überzeugung Evers’ für die Öffentlichkeit wichtig sind. Informanten sind Angestellte aus Verwaltungen und Auftragnehmer von Firmen. Anonyme Hinweise können ebenfalls abgegeben werden.
Das Portal besteht aus zwei Rubriken. Unter „Aktuell“ bloggt Evers die neusten Anmerkungen zur Loveparade. Unter „Analysen“ sind die ausführlichen Ergebnisse der investigativen Arbeit von Evers zu finden. Außerdem sind auf der Seite alle Basisdokumente zur Loveparade in chronologischer Reihenfolge veröffentlicht.
Evers: „Ich fühle mich zwei Gruppen verpflichtet. Zum einen den Opfern der Loveparade und ihren Angehörigen. Zum anderen den Bürgern der Stadt Duisburg. Beide haben ein Recht auf die Wahrheit, denn sie wollen nicht länger belogen werden.“
Der 57-Jährige erklärt seine Erkenntnisse und Standpunkte auch öffentlich: Zuletzt sprach er in der Doku-Fiction des ZDF, in der der Sender die Ereignisse des 24. Juli 2010 rekonstruierte, und im Stadtgespräch mit dem Radiosender WDR 5.
Kooperationen
Lothar Evers arbeitet eng mit dem Duisburger Verein „Massenpanik Selbsthilfe“ zusammen. Jürgen Hagemann, Vorsitzender des Vereins, ist selbst betroffen. Seine Tochter wurde bei der Massenpanik schwer verletzt. Hagemann war daher auf den „DocuNews“-Seiten unterwegs und stand in regem Austausch mit Evers. Auf die Idee, einen Kongress zum Thema zu veranstalten, kam Evers wenig später. Am 5. Februar 2011, rund sechs Monate nach der Katastrophe, veranstalteten Lothar Evers und der Verein einen Runden Tisch unter dem Motto „Loveparade 2010: Offene Fragen - Erste Antworten“. Die Veranstaltung diente dem Erfahrungsaustausch und der Vernetzung. Experten wie Kai Abrell, Meister für Veranstaltungstechnik, eine Traumatherapeutin und Rechtsanwälte nahmen ebenso wie Betroffene an der Tagung teil.
Am Samstag, 23. Juli, einen Tag vor dem Jahrestag der Loveparade, gibt es von 14.30 bis 21 Uhr ein weiteres Treffen im „Kleinen Prinzen“ in Duisburg: „Treffpunkt / Netzwerk Loveparade.“ Dieser Termin dient der Festigung des bisher entstandenen Netzwerkes. „Ein Austausch zwischen Angehörigen der Opfer, Verletzten und Experten soll stattfinden“, sagt Evers.