Duisburg. . Trillerpfeifen vorm Rathaus, Buletten drinnen – es war ein Arbeitnehmerempfang der anderer Art am Freitagabend. Die Gewerkschaften protestierten gegen Adolf Sauerland – aber nicht alle.
300 Vertreter der Arbeitnehmerschaft sind in der Regel am Vorabend des 1. Mai ins Rathaus eingeladen, gekommen sind in den letzten Jahren meist weniger. Freitagabend waren es etwa 100 Gewerkschaftsvertreter und Betriebsräte, die sich dem Empfang vor der Rathaustür sichtbar verweigerten.
Allein bleiben musste Sauerland jedoch nicht: Rund 50 Zuhörer applaudierten seiner Ansprache, Arbeitnehmer vor allem, verstärkt durch einige aktive und frühere Politiker aus den Reihen der CDU. Zwei Grüne waren auch dabei: Ex-Bürgermeisterin Doris Janicki und Prof. Dieter Kantel.
„Der Mann ist unehrlich.“
IG Metall-Chef Jürgen Dzudzek begründete per Megafon erneut die Entscheidung der DGB-Gewerkschaften, dem traditionellen Empfang der Stadt für die Arbeitnehmerschaft fernzubleiben. Mehrfach sei Sauerland in den letzten Jahren – etwa bei Krisen in Betrieben – den Arbeitnehmern in den Rücken gefallen. Die Gewerkschaften vermissten bei ihm Verantwortungsbewusstsein und Aufrichtigkeit: „Der Mann ist unehrlich.“ Nach der Loveparade-Katastrophe habe sich dieser Eindruck „verschlimmert und bestätigt“.
„Ich kann’s nicht verstehen“, kommentierte Sauerland im Rathaus den Protest vorm Rathaus. Er setze eine mit dem Empfang für die Arbeitnehmerschaft eine Tradition fort, die unter OB August Seeling (SPD) 1965 begonnen habe. Er kritisierte, dass die Protestierenden, unter ihnen Politiker von SPD und Linken, mit ihrer gestrigen Aktion Parteipolitik machten.
Er wolle auch weithin „das Gemeinsame und Beste für diese Stadt suchen“, sagte Sauerland: „Ich bleibe mir treu.“
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Bernd Kruse, führendes Mitglied der einflussreichen IG Metall-Vertrauensleute bei Thyssen-Krupp-Stahl, war ganz bewusst Gast bei Sauerland. Als Mitglied der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft ist er überzeugter Gewerkschafter – und überzeugt, dass der gestrige Boykott des Empfangs im Betrieb so gut wie keinen interessiert: „Das ist ein reines Funktionärsthema.“
40 Jahre in der SPD
Unter den Sauerland-freundlichen Arbeitnehmern war auch ein Unternehmer – mit sozialdemokratischem Parteibuch. 40 Jahre sei er in der SPD, sagte Rudi Lisken. Die Proteste gegen den Oberbürgermeister schädigten aber das Image der Stadt, die sich eigentlich recht gut entwickele. Daher bleibe er im Rathaus. Und in der SPD.
Ausgetreten wegen der Anti-Sauerland-Aktion ist dagegen CDU-Ratsfrau Maria Parlo, und zwar aus der Gewerkschaft. 48 Jahre lang war sie Mitglied von IG Metall und Verdi.
DGB-Protest vor Rathaus