Duisburg. . Der ehemalige MSV-Profi Lothar Schneider erinnert sich im WAZ-Interview drei Wochen vor dem DFB-Pokalfinale an das Endspiel von 1975, als die „Zebras“ mit 0:1 gegen Frankfurt verloren.

In drei Wochen kämpfen die Kicker des MSV Duisburg im DFB-Pokalfinale gegen den Revier-Rivalen Schalke 04 im Berliner Olympiastadion um den goldenen „Pott“. Anspannung und Vorfreude bei Spielern und Fans steigen täglich. Eine Gefühlslage, die Lothar Schneider (57) noch gut in Erinnerung hat. Der in Buchholz geborene und noch heute in Duisburg lebende und arbeitende Ex-Profi gehörte zu jenem Aufgebot der „Zebras“, das im Pokal-Endspiel von 1975 in Hannover gegen Eintracht Frankfurt mit 0:1 verlor. WAZ-Redakteur Thomas Richter traf sich auf eine Tasse Kaffee mit dem Fußballer.

Herr Schneider, welchen Stellenwert hatte das Pokalendspiel für Sie und die Mannschaft damals?

Lothar Schneider: Wir haben uns alle darauf gefreut. Es herrschte eine angenehme, positive Anspannung. Im Liga-Alltag war es in dieser Saison nicht so gut für uns gelaufen, wir sind nur 14. geworden. Außerdem hatten wir nichts zu verlieren. Frankfurt galt als der große Favorit. Und wir sind wegen der Ergebnisse in den Runden zuvor mit stolzgeschwellter Brust zum Finale gefahren.

Sie hatten ja sogar Bayern München und Borussia Dortmund rausgeworfen...

Schneider: Gerade gegen die Bayern war das eine große Genugtuung, die sind schon sehr überheblich aufgetreten. Und in München gewinnt man ja auch nicht alle Tage. In dem Spiel stand ich in der Startelf. Später beim 2:1-Halbfinalsieg nach Verlängerung gegen Dortmund wurde ich eingewechselt. Da hat der Bernhard Dietz das Siegtor gemacht.

Im Finale durften sie aber nicht mitspielen. Wie groß war die Enttäuschung?

Schneider: Ich habe es am Morgen des Finaltags von unserem Trainer Willibert Kremer erfahren. Er hat mir gesagt, er wolle bei einem solch wichtigen Spiel zunächst auf die erfahrenen, etablierten Leute setzen. Ich war mit meinen 21 Jahren ja noch einer der Jungen. Aber natürlich hatte ich darauf spekuliert, wenigstens später reinzukommen. Doch der Trainer hat dann Kees Bregman und den Walter Krause gebracht. Das war schon enttäuschend, weil von solch großen Spielen träumst du ja dein ganzes Fußballer-Leben lang.

Haben Sie noch Details vom Endspiel im Kopf?

Schneider: Ich weiß noch, dass es ein schöner Tag war und während des Spiels plötzlich ein schlimmes Gewitter aufzog. Das hat gekracht! Wir dachten, die Welt geht unter. Und der Charly Körbel hat für die Eintracht das Siegtor gemacht.

Sie sagten gerade, Sie seien einer „der Jungen“ gewesen. Wie gingen die älteren Teamkollegen mit Ihnen um?

Schneider: Michael Bella, Detlef Pirsig oder der Ennatz, das waren nicht nur sportlich absolute Vorbilder, die in jedem Spiel und in jedem Training optimal gearbeitet haben. Sie waren auch menschlich super. Wir hatten da eine richtig gute, funktionierende Mannschaft beisammen. Da war nicht ein Querkopp dabei.

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Und ihr Trainer?

Schneider: Der Willibert Kremer war ja schon in der A-Jugend unser Trainer. Mit „uns“ meine ich Ronnie Worm, Klaus Bruckmann oder Werner Schneider. Wir waren alle zusammen Deutscher A-Jugend-Meister mit dem MSV geworden. Und zusammen sind wir dann auch zu den Profis gekommen. Der Trainer hat uns gefördert.

Gibt es heute noch Kontakt zu den Kollegen von einst?

Schneider: Kaum! Der Herbert Büssers war neulich mal wieder bei mir im Sportgeschäft. Aber sonst? Leider fast nichts mehr.

Wie würden Sie denn Ihr heutiges Verhältnis zum MSV beschreiben?

Schneider: Ich höre immer noch gern, wenn sie gewinnen. Ab und zu bin ich noch im Stadion. Übrigens: Auch beim Pokal-Finale 1998, als der MSV gegen Bayern verlor, war ich live dabei. Da saß ich mit meinem Neffen Thomas auf der Tribüne. Und was haben wir uns geärgert, als der Tarnat dann unseren Salou kaputtgetreten hat.

Mussten Sie als defensiver Mittelfeldspieler nicht früher auch hart einsteigen?

Schneider: Schon, ich war ja fast immer auf die Spielmacher des Gegners angesetzt. Grabowski, Overath, Simonsen – das waren echte Top-Leute. Die konnte man manchmal nur mit Fouls stoppen.

Was trauen Sie denn dem MSV fürs Finale 2011 zu?

Schneider: Zunächst einmal: Hut ab vor der bisherigen Leistung! Ich finde, die Hoffnung ist da. Die brauchen doch nur ein Tor mehr zu schießen als Schalke (lacht). Im Ernst: An einem Klassetag ist alles möglich. Die Mannschaft muss nur kämpferisch alles geben.

Und wo werden Sie das Endspiel erleben? Wieder live im Berliner Olympiastadion?

Schneider: Nein, diesmal nicht. Diesmal treffen wir uns mit der Familie in Buchholz. Wir wollen im Garten unseren Fernseher aufbauen und den MSV mit Fahnen und Tröten anfeuern. Das hilft bestimmt.