Duisburg. . Bei einem bildungspolitischen Vortrag der CDU forderte Duisburgs Kulturdezernent Karl Janssen Ganztagsschulen, an denen Lehrer dauerhaft in ihren Klassen zugegen sind. Eine Mischung aus Wissensvermittler und Sozialarbeiter müsse der Lehrer werden.

„Bildung ist Aufgabe kommunaler Daseinsvorsorge und muss zur Teilhabe am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Leben führen“, erklärte Karl Janssen, Dezernent für Schule, Jugend und Kultur bei einem bildungspolitischen Vortrag, zu dem die CDU eingeladen hatte. Janssen fordert ein zentralisiertes System für die ganze Bundesrepublik mit mehr Kompetenzen für die Kommunen: „Die Dualität der Schul- und Bildungsverantwortung (Anm. d. Red.: Land und Kommune) hat sich vollkommen überlebt und verhindert eine aktive kommunale Bildungspolitik.“

Dem Dezernenten schwebt ein Modell vor, bei dem die Lehrer ganztags in ihren Klassenräumen zugegen sind und neben der Wissensvermittlung auch Ansprechpartner und Sozialarbeiter für Schüler sind. Dafür müsse sich „dringend“ die Lehrerausbildung verändern und die Klassenstärken gesenkt werden. Das Lehramtsstudium in Deutschland sei viel zu wissenschaftlich, zu praxisfern, zu beliebig und theoretisch. „Die Einführung der Ganztagsbetreuung an Schulen war in vielen Bundesländern der richtige erste Schritt. Leider reduziert sich in vielen Schulen dieses System auf Schule am Vormittag und Betreuung am Nachmittag“, beklagt der Beigeordnete und fordert die Einführung des „echten Ganztags“.

Eltern in die Integrationsprozesse einbeziehen

Vor allem in Sachen frühkindlicher Sprachförderung fordert Janssen flächendeckende Programme. „72 Prozent der Schüler im Elementarbereich (Anm. d. Red.: Kindergarten und Grundschule) haben einen Migrationshintergrund. Das bedeutet, dass mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren ist. Wir müssen die Eltern in die Integrationsprozesse einbeziehen“, so der Politiker.

Ralf Hörsken, Leiter der Bildungsholding, ging in seinem Vortrag auf die Schullandschaft in Duisburg ein und betonte, dass angesichts des demografischen Wandels und sinkender Schülerzahlen Schulschließungen unumgänglich seien. „Am Bedarf gemessen müsste man in Duisburg eigentlich 35 Grundschulen schließen. Wir konnten diese hohe Zahl aber abwenden und auf 8 bis 10 Schließungen runterhandeln“, sagt Hörsken. Das größte Problem in der Duisburger Schullandschaft seien die Hauptschulen. „Wir haben 13 Gesamtschulen. So viel wie keine andere Stadt. Eltern wollen für ihre Kinder eine Schulform, die nicht stigmatisiert. Also melden sie ihre Kinder an den Gesamtschulen an, was faktisch zum Aussterben der Hauptschulen führt.“ In spätestens fünf Jahren werde es in der Stadt keine Hauptschulen mehr geben, prognostizierte Hörsken.