Duisburg. Wrestler der Duisburg Dockers prügeln sich seit zehn Jahren im Ring. Jetzt laden sie zur Geburtstagsshow und versprechen atemberaubende Action.
Ein wuchtiger Tritt in die Magengrube, ein Ellenbogenschlag ins Gesicht und das Publikum jubelt laut oder buht entrüstet. Denn es geht um nichts Geringeres als den Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Held und Bösewicht – ausgetragen in einem Wrestling-Ring. Seit zehn Jahren bieten die Schaukämpfer und Schaukämpferinnen der Duisburg Dockers actiongeladene Prügeleien. Kleine Theaterstücke erzählt mit kräftigen Tritten und harten Schlägen. Doch krachende Würfe auf die Ringmatte und waghalsige Sprünge vom obersten Seil beeindrucken die Zuschauer am meisten. Deren Zahl wächst in Duisburg stetig, und bei der Geburtstagsshow im Landfermann-Gymnasium (10. Februar, 18 Uhr) hofft der Verein auf eine volle Turnhalle.
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„Vor 15 Zuschauern haben wir damals angefangen, zuletzt waren es 160“, freut sich Abteilungsleiter und Cheftrainer Daniel Böx. Mit nur einer Handvoll anderen Wrestlern wechselte er 2013 vom Homberger Turnverein zum 1. ASC Duisburg Dockers und baute vom Marxloher Schwelgernstadion aus die neue Abteilung auf. Bei den Dockers wurden die Schaukämpfer, die in den Fußstapfen von Hulk Hogan wandeln, mit offenen Armen empfangen. Und vor zehn Jahren gab‘s das erste Wrestling-Event; inzwischen sind es fünf pro Jahr.
Duisburger Wrestler wollen bei ihren Live-Shows „spektakuläre Action“ und „große Emotionen“ bieten
„Wrestling ist Theater, und der Ring ist unsere Bühne“, erläutert Daniel Böx seinen Sport, der zugleich auch immer Unterhaltung ist und „spektakuläre Action“ und „große Emotionen“ bieten will. Gegen den Vorwurf, dass doch sowieso alles Fake sei, also unecht und geschwindelt, mussten er und seine Mitstreiter sich lange wehren. „Jede Aktion kann echte Schmerzen verursachen“, betont der 41-jährige Böx, der schon als kleiner Junge fasziniert vom Wrestling war und seit 21 Jahren als Ruhrpott-Rüpel Klaus Stahl seine Gegner verkloppt und dabei echte blauen Flecken zurückbehält.
Natürlich sollen bei einer Show alle Aktionen atemberaubend aussehen. Dafür erschafft der Gegner, der eine Faust ins Gesicht kriegt oder in einer Beinschere von kräftigen Oberschenkeln zerquetscht wird, die Illusion, er würde unfassbare Schmerzen erleiden. Tatsächlich arbeiten alle im Ring zusammen, damit Attacken, Würfe, Sprünge oder Aufgabegriffe möglichst echt aussehen, aber alle gesund bleiben.
Dennoch ist Wrestling ein Kontaktsport und man ist vor Verletzungen nicht gefeit. So kann die 21-jährige Nadine jetzt das Abschlusstraining für das Geburtstagsspektakel nur beobachten. Im Sommer zog sie sich einen Kreuzbandriss zu und muss seitdem ihre Wrestlingkarriere pausieren. „Ausdauer und Muskelkraft sind enorm wichtig“, sagt die BWL-Studentin. Gerade um Hebewürfe richtig auszuführen, empfiehlt sie, solle jede Wrestlerin und jeder Wrestler schwere Gewichte stemmen. Ohnehin helfen Kraft und körperliche Fitness, sich und andere vor Verletzungen zu schützen. Doch auch die richtige Technik muss man beherrschen.
Fit sollte man schon sein, bekräftigt Trainer und Gründungsmitglied Sebastian Menzen, doch längst nicht alle Männer und Frauen, die im Ring kämpfen, brauchen dicke Muskeln oder einen Waschbrettbauch. Für alle Körpermaße gibt es Einsatzmöglichkeiten, „ob groß, klein, dick oder dünn“. Inzwischen kommen sogar Teilnehmer zum Training, die gar nicht aktiv in den Ring steigen wollen, sondern einfach nur fitter werden.
Bei einer Show helfen sie dann vielleicht beim Ticketverkauf, am Merchandise-Stand oder beim Catering im Backstage-Bereich. Genauso wie Anfänger, die noch nicht gut genug für einen Showkampf vor Publikum sind.
Sportverein aus Marxloh bestimmt durch seine familiäre Atmosphäre
Für die Studentin Nadine ist ihr Sportverein jedoch längst mehr als ein Fitnessprogramm, seitdem sie als junge Teenagerin beim Training reinschnupperte. „Die Dockers sind für mich Familie und mein Zuhause“, sagt die Leverkusenerin. In ihrem Verein hat sie ihre beste Freundin und ihren Lebenspartner kennengelernt und konnte außerdem ihren Traum leben, eine Wrestlerin zu werden.
Als Bösewicht Violet Zante war sie bis zu ihrer Verletzung ein Champion, gefürchtet für brutale, fiese Angriffe und für ihre Aufgabegriffe. Zuletzt ist sie auch von Wrestling-Ligen in Berlin, Frankfurt oder Bremen gebucht worden und „sehr dankbar“, dort die Duisburg Dockers repräsentieren zu dürfen. Tatsächlich hat die gnadenlose Violet Zante wenig gemein mit der liebenswerten Nadine, deren Herz insgeheim aufgeht, wenn sie ihre Fans trifft oder um Fotos und Autogramme gebeten wird.
Die Erfahrungen und die Freundschaften, die sie in Duisburg gewinnen durfte, sieht Nadine als „sehr lebensverändernd“ an. So seien öffentliche Schaukämpfe eine „starke Selbstbewusstseinsprüfung“ und sie selbst sei dadurch sehr gestärkt geworden. Ein Leben ohne Wrestling könne sie sich nicht mehr vorstellen.
Die familiäre Atmosphäre ihres Sportvereins habe viel dazu beigetragen. Besonders freut sie allerdings, dass bei den Dockers jeder willkommen sei und herzlich aufgenommen werde, egal welche Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung oder Kontostand jemand hat.
„Unser Niveau ist stetig gestiegen“: Duisburg Dockers verstehen sich als Nachwuchsschmiede
Dass die Dockers ein Breitensportverein sind und, anders als die meisten anderen Wrestling-Ligen, kein gewinnorientiertes Unternehmen, ändert auch die Herangehensweise ans Wrestling. Der Spaß soll im Vordergrund stehen. Und der Verein sieht sich vor allem als Nachwuchsschmiede. „Wir setzen nicht auf große Namen, sondern helfen Wrestlern dabei, im Ruhrgebiet bekannt zu werden“, erläutert Daniel Böx. Zu den Gastkämpfern, die bei Veranstaltungen den eigenen Kader ergänzen, zählen die Namen, die fast jedem Fan im Ruhrgebiet und darüber hinaus bekannt sind: Carnage, Lexa Valo, Alex Kane oder Tempesta.
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Mussten die Aktiven in ihrer Anfangszeit noch viele Klinken putzen und gegen das Image eines Amateurhaufens ankämpfen, um Gast-Wrestler gewinnen zu können, fragen inzwischen Athleten aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland selbst bei den Duisburg Dockers an und müssen immer häufiger Absagen verkraften. Kamen anfangs nur die Familien und Freunde als Zuschauer in die Turnhallen, kaufen sich jetzt sogar eingefleischte Wrestling-Fans regelmäßig Eintrittskarten für die Shows. „Wir sind jetzt viel professioneller geworden. Unser Niveau ist stetig gestiegen“, so der Abteilungsleiter. Bei der Geburtstagshow „Hafenschlacht“ am Samstagabend könne sich jeder davon überzeugen.
Und der Spaß soll nicht zu kurz kommen. „Ich bin super stolz, wohin sich der Verein entwickelt hat. Jetzt wollen wir feiern, was wir in den letzten Jahren alles erreicht haben“, sagt Nadine voller Vorfreude. Zwar verhindert ihre Verletzung, dass sie am Samstag ein Match bestreitet. Doch als Fiesling Violet Zante, verrät sie, will sie sich dennoch beteiligen. Ihr Eingreifen dürfte eine unfaire Aktion werden. Wenn dann die Emotionen hochkochen und die Fans den ehemaligen Champion lauthals ausbuhen. Nicht anders will sie es haben. Denn Geschichten über den Kampf Gut gegen Böse brauchen beim Wrestling wie beim Theater auch immer einen hassenswerten Schurken.
>> Die „Hafenschlacht“ verspricht viel Action
- Die Duisburg Dockers wollen bei ihrer Show „Hafenschlacht“ am Samstag, 10. Februar, fünf mitreißende Kämpfe bieten, die dem Publikum den Atem rauben. Zudem gibt es die Chance, die Wrestlerinnen und Wrestler hautnah zu erleben, Autogramme zu ergattern und sich mit ihnen fotografieren zu lassen. Los geht es im Landfermann-Gymnasium (Mainstraße 10) um 18 Uhr, Einlass ist um 17 Uhr. Karten kosten zwölf Euro und für Kinder sieben Euro. Wer mit Kostüm kommt, erhält einen Shot.
- Die Abteilung ist auch immer an Nachwuchs interessiert. Trainiert wird immer sonntags von 12 bis 17 Uhr, aktuell im Landfermann-Gymnasium (Mainstraße 10). Wenn die Turnhalle in den Ferien geschlossen ist, gibt es bei schönem Wetter ein Freilufttraining im Schwelgernstadion (Willy-Brandt-Ring 44). Das Mindestalter beträgt 14 Jahre. Nähere Infos bei Daniel Böx, 01577 8811995.
- Aktuell gehören nur wenige Frauen zur Abteilung, doch die Dockers wollen das möglichst ändern. „Wir sind froh, dass Mädels dabei sind“, sagt Nadine alias Violet Zante. „Es ist super schön und wichtig, dass Frauen in den Ring steigen.“ In ihrem Verein sei das Frauen-Wrestling auf Augenhöhe mit dem Männer-Wrestling. Dazu soll auch das stets gemischte Training beitragen. Sportlerinnen, die nicht mit Männern trainieren wollen, so Nadine weiter, haben aber immer die Möglichkeit, mit anderen Frauen zusammenzuarbeiten.