Duisburg-Großenbaum/Marxloh. . Zwischen Schminke und Schweißflecken: Hannah Lea Orth macht Wrestling. Mit ihren 1,64 Meter und 53 Kilo wirft sie erwachsene Männer zu Boden.
Hannah ist zierlich, gerade einmal 1,64 Meter groß. Sie schminkt sich gerne, hat ganze Fächer voller Make-up zu Hause. Sie bezeichnet sich selbst als normales Mädchen. Ein Eindruck, den die 16-jährige Großenbaumerin innerhalb weniger Sekunden zerstört, wenn sie einen Mann zu Boden wirft, der zwei Köpfe größer und zweimal so schwer ist wie sie. Hannah Lea Orth, 53 Kilogramm, macht Wrestling.
Einmal die Woche trainiert sie in der Turnhalle der Grundschule Kampstraße in Marxloh, wie sie andere zu Boden bringt und selbst am besten fällt. „Wrestling macht einfach Spaß. Nach dem Training bin ich richtig ausgepowert“, strahlt die 16-Jährige, die zum Aufwärmen durch die Halle joggt. Sie geht fast unter zwischen Männern, die von ihrer Statur eher an Bäume erinnern. Hannah sieht im Vergleich aus wie eine Fee, die sich hierhin verirrt hat.
Das Mädchen sah die Kämpfe im TV – und wollte selbst ran
Seit eineinhalb Jahren ist Hannah im Verein. Mit ihrem Vater und ihrem Bruder verfolgt die Schülerin schon länger die Kämpfe der Wrestling-Stars im Fernsehen. „Ich wollte das einfach mal ausprobieren und bin dann dabei geblieben“, erinnert sie sich an ihre Anfänge. Seltsame Blicke bekommt sie wegen ihres Hobbys zwar schon ab, aber davon lässt sie sich nicht entmutigen: „Nur weil andere sagen, dass das kein Mädchen-Sport ist, höre ich ja nicht auf“, sagt Hannah, „so brutal wie es aussieht, ist es auch gar nicht.“ Denn beim Wrestling studieren die Kämpfer eine Choreographie ein. Wer der Böse und wer der Gute ist, ist schon vorher klar. Wer gewinnt und wer wann zu Boden fällt, ebenso. „Wrestling ist also anstrengend für den Körper und für den Kopf“, kommentiert Hannah die Besonderheit des Sports.
Üben, wie man richtig fällt – blaue Flecken inklusive
Hannah lässt sich auf eine blaue Matte fallen, Oberkörper und Kopf bleiben dabei in einer Linie. Sie stößt einen Schrei aus, als sie dorthin fällt, wo ein anderer Sportler gerade erst einen großen Schweißfleck hinterlassen hat. „Wir üben, wie wir richtig fallen, damit es nicht weh tut, aber so aussieht. Wir müssen das verkaufen“, erklärt Hannah die Übung. Ein Kampf an sich tue nicht weh, trotz des einen oder anderen blauen Flecks: „Das ist ja nur gespielt.“
Und trotzdem hält man kurz die Luft an, als Hannah auf dem Boden liegt und ihr Kopf zwischen den Beinen des 28-jährigen Daniel Bergsen steckt. Ihr Kopf läuft langsam rot an. Dann befreit sich Hannah, greift den Kopf des Mannes und drückt ihn nach unten. Ein schmerzerfüllter Schrei. Dann steckt plötzlich die 16-Jährige im Schwitzkasten.
Hannah steigt in der Rolle von Luna in den Ring
Hannah ist in ihrer Rolle. Luna heißt sie dann. Beim Wrestling erschafft sich jeder seinen eigenen Charakter, in dessen Rolle er in den Ring steigt. „Es macht Spaß, sich einen Charakter auszusuchen, der man gerne sein möchte“, sagt Hannah. „Luna wird oft unterschätzt. Sie will Gerechtigkeit schaffen und kämpft für das Gute“, beschreibt sie ihre Rolle. Ihr Kostüm hat sich die 16-Jährige selbst zusammengestellt. Dafür hat sie ein T-Shirt mit einem Mond entworfen.
Einmal hat sich Luna schon präsentiert. Bei einem Wettkampf in Duissern hat sie gegen einen anderen Wrestler gekämpft. „Vorher war ich unglaublich aufgeregt. Aber das war eine tolle Erfahrung, und das Publikum hatte Spaß. Ich hoffe, dass ich noch viele weitere Kämpfe bestreiten darf“, sagt Hannah. Dafür trainiert die zierliche Fee weiter jede Woche zwischen Männern und Schweißflecken – mit etwas Wimperntusche und Puder im Gesicht.
<<< HANNAHS NÄCHSTE SHOW STEIGT AM 25. JUNI
Am Sonntag, 25. Juni, findet die nächste große Show statt, bei der Hannah ihr Können zeigt. Los geht es um 16 Uhr an der Duissernstraße 16, der Eintritt kostet sieben Euro.
Weitere Informationen gibt es auch im Internet auf dockers-wrestling.de