Obermarxloh. . Daniel Böx (34) leitet die Wrestling-Abteilung der Duisburg Dockers. Im echten Leben ist er Metzger, doch im Ring wird er zum Raufbold Klaus Stahl.
Mit einer schnellen Bewegung greift sich Daniel Böx seinen Gegner, wuchtet ihn nach oben und legt ihn zunächst auf seinen Schultern ab. Plötzlich knallt er ihn krachend zu Boden. Das zuvor schmerzverzehrte Gesicht des Gegners wird zu einem Grinsen, er ist auf dicken Sportmatten gelandet. „Nochmal, das geht besser“, sagt Böx und für beide geht es zurück in die Ausgangsposition. Der 34-Jährige leitet die Wrestling-Abteilung der Duisburg Dockers. Zudem ist er der Trainer der etwa 20-köpfigen Gruppe.
Allerdings kennen die Vereinsmitglieder ihn meist nur unter dem Ringnamen Klaus Stahl. Ein Alter Ego, das er sich vor gut 14 Jahren erdacht hat und als das er seither im Feinrippunterhemd kräftige Schläge austeilt – gerne auch mit dem Klappstuhl. Seine Faszination für den Sport ist jedoch deutlich älter als sein erdachter Haudrauf.
Daniel Böx war sechs Jahre alt, damals 1988, als er im Fernsehen seine erste Wrestling-Show gesehen hat: „Hulk Hogan und Macho Man Randy Savage haben mich sofort mitgerissen. Seitdem liebe ich den Sport.“ Bis zum Trainer war es jedoch ein langer, schmerzhafter Weg. So hätten Freunde und er als Teenager „irgendwo im Hinterhof eine Matte hingelegt und uns durch Tische geworfen“. Seine Idole zeigten solche Aktionen ja in den TV-Übertragungen. „Das war schon gefährlich“, gesteht er ein. Auch deshalb trainiert er jetzt Jugendliche, die seine Leidenschaft teilen. „Sie sollen sich nicht zuhause oder in einem Hinterhof die Knochen brechen.“
Seminare bei namhaften Profi-Wrestlern
Dass die spektakulären Sprünge, Schläge und Tritte der Wrestler jahrelange Übung und eine körperliche Höchstleistung verlangen, sollte er erst als junger Mann erfahren – auf die harte Tour, bei seinem ersten richtigen Training in Oberhausen. „Nach den ersten acht Stunden hatte ich den schlimmsten Muskelkater meines Lebens. Ich konnte eine ganze Woche nicht zur Schule.“
Doch der Ehrgeiz brannte weiter, „und ich habe immer weitergemacht.“ Seit 2002 steht er als Klaus Stahl im Ring. Bei namhaften Profis wie Al Snow, Fit Finlay oder Super Crazy habe er Fortbildungsseminare belegt. Den Traum jedoch, ein Profi zu werden, hat er bereits begraben. Seinen Lebensunterhalt verdient der 34-Jährige als Metzger in Gladbeck. Trainer ist er seit etwa fünf Jahren, seit 2013 bei den Dockers. „Darauf bin ich sehr stolz, denn einige Leute hier haben unglaublich viel Talent und Potenzial.“
Absprachen, aber echter Schmerz
Aber ist denn nicht alles beim Wrestling nur Show? Alles unecht? „Nein“, sagt Böx sofort. „Zwar steht fest, wer am Ende gewinnt, aber es ist ein harter Sport, der wirklich weh tut.“ So gibt’s nach einer Veranstaltung einen echten Muskelkater, echte blaue Flecken, Striemen und Prellungen und es brauche Übung, um sich vor Verletzungen zu schützen.
„Trotzdem ist es der beste Sport, um den Alltag zu vergessen und Frust abzubauen.“ Denn wo sonst könne man etwa „seinen ungerechten Chef vermöbeln“ oder als Held den Schurken besiegen und dann vom Publikum bejubelt werden? Schließlich gehe es beim Wrestling fast immer um den Kampf Gut gegen Böse, ausgefochten von Kunstfiguren. „Das ist ein Theaterstück im Ring.“
Seine Motivation ist es, Jugendlichen und Erwachsenen die Sportart zu ermöglichen, die sie lieben. Und Daniel Böx freut sich, dass er sie durch Wrestling fit bekommt. Er predigt allerdings, dass seine Truppe zusätzlich Fitness und Ausdauer verbessern muss. Einige beherzigen diesen Rat, etwa seine Lebensgefährtin Julie Guckes, die er bei den Dockers kennengelernt hat. „Es ist schön, mit Julie eine Partnerin zu haben, die meinen Sport mag und ebenso ehrgeizig ausübt.“
Familiäre Atmosphäre
Ohnehin ist ihm eine familiäre Atmosphäre in seiner Abteilung wichtig. So gefällt ihm etwa sehr, dass sich alle Vereinsmitglieder beim Training gegenseitig unterstützen und anfeuern. Schließlich leite er keine Kaderschmiede für eine Profi-Liga. „Ich würde auch gerne mal mit den Jungs und Mädels zusammen ins Kino, Schwimmen gehen oder im Schwelgernpark grillen.“ Doch weil er in Gladbeck wohnt und seine Sportler aus dem gesamten Ruhrgebiet, dem Niederrhein und dem Rheinland kommen, ist das Zukunftsmusik.
Umso mehr freut er sich, wenn nach der Sommerpause aus dem Metzger Daniel Böx wieder der Ruhrpott-Raufbold Klaus Stahl wird.
Duisburg Dockers suchen taffe Mädchen und Powerfrauen
Die Duisburg Dockers suchen taffe Mädchen und Powerfrauen, die gerne in den Ring steigen wollen. Daniel Böx, Leiter und Trainer der Wrestling-Abteilung, veranstaltet am Sonntag, 6. November, von zwölf bis 17 Uhr ein kostenfreies Spezialtraining an der Kampstraße 121, das sich ausschließlich an Frauen richtet.
Denn Böx hat festgestellt, dass neuerdings besonders viele Teenagerinnen den Sport ausüben wollen. Diese Nachfrage will er gezielt bedienen. „Ich werde der einzige Mann sein, der dabei ist“, verspricht der Trainer. Unterstützt wird er jedoch von den Wrestlerinnen seiner Abteilung.
Die Teilnehmerinnen sollten mindestens zwölf Jahre alt sein, nach oben gebe es aber keine Altersgrenze. Das Schnuppertraining soll Interessentinnen eine geschützte Atmosphäre bieten, um Wrestling auszuprobieren. Denn sonst trainieren Männer und Frauen zusammen, und bei den Shows sind gemischte Matches ebenfalls noch die Regel. Daniel Böx weiß daher, dass sich nicht nur die weiblichen Profi-Vorbilder wie Natalya, Beth Phoenix oder die deutsche Alpha Female im Ring gegen Männer behaupten können. Auch seine Wrestlerinnen können das.
Kritik an Wrestling als Breitensport
Allerdings wird er kritisiert, weil er Wrestling als Breitensport betreibt und anbietet. Zudem sind die Dockers nach eigener Aussage überregional die einzigen, bei denen man bereits mit zwölf statt mit den üblichen 16 Jahren trainieren darf. Dementsprechend weite Wege nehmen einige Jugendliche auf sich, um den Sport auszuüben. Beides nennen seine Kritiker, auch aus der Konkurrenz, unseriös. Doch Daniel Böx widerspricht. „Zwar gibt es ein Risiko, aber beim Fußball wird man häufiger und oft schlimmer verletzt, als beim Wrestling.“ Übel verletzt habe sich bei den Dockers übrigens noch niemand.
Zwar wolle er mit seinen Veranstaltungen natürlich die Fans mitreißen, doch Profi-Niveau könne er im Breitensport nicht bieten. „Bei uns steht der Spaß im Vordergrund.“