Duisburg. Tausende Quadratmeter Handelsfläche stehen in Duisburgs Innenstadt leer. Welche Zukunft haben Königsgalerie und Averdunk-Centrum? Ein Überblick.
Das Stadtzentrum als ausschließlicher Ort des Handels ist Geschichte. Auch Duisburg stemmt sich gegen den Niedergang. Ein personell aufgerüstetes City-Management wird auch auf die Bezirke ausgedehnt, wo es kaum noch funktionierende Stadtteil-Zentren gibt. Doch schnelle Lösungen kann es schon deshalb kaum geben, weil die Wirtschaftsförderung DBI – sie führt seit einem Jahr auch das City-Management – auf entscheidende Faktoren keinen Einfluss hat.
Die Duisburger Einkaufszone kriselt an ihren drei Enden
Ein Blick auf die Einkaufsmeile in der Duisburger City zeigt: Es kriselt an allen drei Enden. Am südlichen Eingang ist das Averdunk-Centrum seit über 20 Jahren notleidend. Einzelhandel funktioniert dort kaum noch, Gastronomie und ein Fitnessstudio im Obergeschoss sorgen wenigstens noch für ein wenig Frequenz. Die brachten auch Ordnungsamt und Ausländerbehörde – doch auch die Stadtverwaltung wird 2024 ausziehen.
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Fensterlose Einkaufszentren wie diese, gebaut in den späten 1960er und 70er Jahren, sind an vielen Orten bereits abgerissen, weil sie von der Kundschaft gemieden werden. Wohin die Reise für das Averdunk-Centrum geht, wird sich vielleicht im Juli klären. Dann steht ein Teil der Immobilie zur Zwangsversteigerung an. 2,2 Millionen Euro sind aufgerufen.
Doch es ist nicht die erste Versteigerung, eine Revitalisierung blieb bislang aus. Letztlich wird deutlich mehr Geld benötigt, um eine Perspektive für die Immobilie zu entwickeln. Die aktuelle, unübersichtliche Eigentümergemeinschaft war dazu nicht imstande.
Königsgalerie hat die in sie gesetzten Hoffnungen nie erfüllt
Am anderen Ende, Kuhtor/Steinsche Gasse, geht es mit der Königsgalerie seit Jahren bergab. Die Hoffnung der Investoren, mit 80 Millionen für den Umbau der einstigen Galeria am nördlichen Eingangstor der City einen attraktiven Anker für den Handel zu schaffen, hat sich seit 2011 nie erfüllt.
Seit der Eröffnung waren eigentlich nie mehr als zwei Drittel der insgesamt rund 20.000 Quadratmeter vermietet. Seit Jahren ist ein Aderlass zu beobachten – bestenfalls suchen die scheidenden Händler ihr Heil im Forum. Auch das wird vom französischen Betreiber Klepierre geführt. Wie es weitergeht, ist ungewiss: Seine Pläne teilt Klepierre auch mit DBI-Chef Rasmus C. Beck nicht. „Ich vermute nicht, dass sie künftig dort mit Einzelhandel dem Forum Konkurrenz machen werden“, sagt er.
Ehemaliges Kaufhof-Haus: Eigentümer sucht nach einem Käufer
Bleibt das ehemalige Kaufhof-Haus an der Düsseldorfer Straße: Still ruht der See dort seit der Schließung im Frühsommer. Da ist es aktuell schon eine gute Nachricht, dass der rund 6000 Quadratmeter große Gebäudekomplex nicht zum taumelnden Signa-Firmenkonglomerat des österreichischen Galeria-Eigners René Benko zählt.
Hinter der „KH Duisburg SCS“, die das Grundbuch als Eigentümerin nennt, steht Apollo EPF Management III. Der US-amerikanische Investment-Fonds erwarb das Duisburger Haus und weitere Kaufhof-Immobilien bereits im Zuge der Veräußerung der Kaufhauskette durch den Metro-Konzern an den kanadischen Handels- und Immobilienriesen HBC Mitte der 2010er Jahre.
Wirtschaftsförderer Rasmus C. Beck: Für Kaufhaus-Immobilien gibt es einen Markt
Nach dem Ende des 65-jährigen Kaufhaus-Kapitels an der Düsseldorfer Straße seien die Amerikaner nun auf der Suche nach einem Abnehmer für diese und andere Kaufhof-Häuser, berichtet Beck: „Sie versuchen zu verkaufen, aber nicht um jeden Preis.“ Das heißt aber auch: Einen Plan B hat Apollo nicht, eine Diskussion über die Zukunft des Hauses wird erst mit dem nächsten Eigentümer zu führen sein.
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Das Haus sei für die Transformation der Duisburger City „eine Schlüsselimmobilie, für die es einen Markt gibt“, bleibt Rasmus C. Beck optimistisch. Hoffnung macht die gelungene Neubelebung von Kaufhaus-Immobilien an anderer Stelle: In Siegen etwa, wo Hörsäle der Uni junge Leute in die City bringen. Oder in Recklinghausen, wo der Investor AIP 30.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche mit einem „Mixed-Use-Konzept“ bespielt.
Handelsbereich in der City verkleinert sich bis zum Sonnenwall
Dort sind nun Ärzte und Gesundheitsdienstleister, Büros und Gastronomie, Betreutes Wohnen und Lebensmittelhandel unter einem Dach. Ein Modell, das am ehestens Pate stehen könnte für Duisburg – denn das Thema Bildung ist durch das neue Stadtfenster in der Nachbarschaft belegt, die Uni Duisburg-Essen ist vorerst mit ihren Zukunftsplänen für einen neuen Ingenieurscampus in Wedau-Nord und einer neuen Konfiguration ihres Bestandes in Neudorf beschäftigt.
Eine weitere unerfreuliche Erkenntnis über die Entwicklung der Duisburger City lautet: Die Grenze des Handelsbereichs, den Planer und Wirtschaftsförderer bislang an der Steinschen Gasse sahen, verschiebt sich wohl bis zum Sonnenwall. Ein zweites Einkaufszentrum neben dem Forum, das zeigt der Niedergang der Königsgalerie, ist für die Einkaufsstadt Duisburg zu viel.
KNÜLLERMARKT SORGT FÜR FREQUENZ AUF DER MÜNZSTRASSE
- Die Münzstraße tut sich schwer, eine klare Richtung zu finden. Den Bereich zwischen Steinsche Gasse und Beeckstraße prägt aktuell ein Mix von Mode und Schnellgastronomie, auch Läden für Wein und Brautmoden versuchen ihr Glück.
- Weiter unten bringt der Knüllermarkt Kundschaft auf die Straße – das Deko-Paradies ist eine feste Größe für die Duisburgerinnen und Duisburger und belebt eine von drei einstigen Modehäusern. In den einstigen Immobilien von C&A und P&C gibt es weiterhin großflächige Leerstände.
- Immerhin: Ein Wellness-Anbieter, ein Fitness-Studio, ein Blutplasma-Spendendienst belegen Teilflächen, Discounter Netto schafft ein Angebot für die Nahversorgung und sorgt für Leben im Untergeschoss.
- Hoffnung für den von Tristesse und Leerstand geprägten Abschnitt zwischen Peterstal und Unterstraße machen neues Pflaster und die Umgestaltung des Calaisplatzes, wo es mit dem Restaurant „Home“ bereits einen gastronomischen Anker gibt.