Duisburg. Die Rabattschlacht in der Galeria-Filiale wurde am letzten Öffnungstag vorzeitig beendet. Über das tränenreiche Ende der Kaufhof-Geschichte.
Um 11.09 Uhr enden an der Düsseldorfer Straße in der Duisburger Innenstadt65 Jahre Kaufhaus-Geschichte: Security-Mitarbeiter Loai Salat weist am Eingang noch freundlich zwei, drei neugierige Passanten ab. Dann schließt er die Tür der „Galeria Karstadt Kaufhof“-Filiale für die Kundschaft. Auch der Ausverkauf im Kaufhof ist aus und vorbei. Drinnen fließen im bedrückend leer gefegten Erdgeschoss Tränen bei denen, die hier teilweise vier Jahrzehnte gearbeitet haben. Ihre Wut ist Trauer und Abschiedsschmerz gewichen.
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20 der zuletzt noch 60 Angestellten sind an diesem Samstag, dem 17. Juni 2023, zum allerletzten Öffnungstag in das Kaufhaus gekommen, in dem zu Hochzeiten 1000 Menschen beschäftigt waren.
Letzte Durchsage im Duisburger Kaufhof: „Wir schließen jetzt für immer“
Die letzte Durchsage macht der Betriebsratsvorsitzende Dirk Voss mit brüchiger Stimme: „Dies ist eine schwere Stunde für uns. Wir schließen die Filiale jetzt für immer.“ Zu seinen Kolleginnen und Kollegen sagt er: „Ihr seid tolle Menschen. Ich bedanke mich für eure tolle Arbeit, für die Zeit mit euch.“ Dann weint auch Voss.
Drei der letzten Kunden sehen ergriffen, wie sich die Belegschaft in den Armen liegt: Ein 60-jähriger Niederländer kauft mit Ehefrau und Sohn ein. Er wohnt nahe Roermond und steuere die Duisburger Innenstadt und diese Galeria-Filiale einmal im Monat an, seit in seiner Heimat die Kaufhauskette Vroom & Dreesmann 2015 Pleite ging. „Schaise ist das, wie ihr Deutsche das doch sacht“, kommentiert seine Gattin die Galeria-Schließung. Die drei wollen aber auch künftig in Duisburg shoppen – „bei Karstadt nebenan“, sagt der 60-Jährige.
Im Kaufhof-Erdgeschoss waren bereits am Freitagmittag fast alle bis zu 90 Prozent reduzierten Restposten verramscht, selbst an den meisten Vitrinen kleben „Verkauft“-Schilder. Um kurz nach elf Uhr am Samstag entscheidet der externe Vermarkter, dass sich sein Personalaufwand nun nicht mehr lohnt. Ladenschluss.
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Auch Stefanie Roth kommen an diesem historischen Tag immer wieder die Tränen. „Das ist für mich ein Untergang, ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen.“
Die 54-Jährige hat hier ihre Lehre „bei Horten gemacht. Ich hab’ 38 Jahre lang Unterwäsche und Miederwaren verkauft. Wir waren hier eine große Familie.“ Roth und ihre Kollegin Claudia Schütt, 48, haben aber auch Hoffnung: Ein Duisburger Sanitätshaus hat sie angestellt.
Erst elf von 40 haben neue Arbeitsverträge
40 der hier zuletzt Beschäftigten müssen sich eine neue Arbeitsstelle suchen. Bislang wohl elf konnten Verträge bei neuen Arbeitgebern unterschreiben. „Längst nicht alle von uns haben einen neuen Job“, ärgert sich Dirk Voss über anderslautende Medienberichte. Ab Dienstag seien sie alle „unwiderruflich freigestellt“. Voss, 55, weiß bereits, wie es für ihn weitergeht: Er wird im Service der Volksbank Rhein-Ruhr arbeiten.
Dirk Voss und seine Betriebsratskollegin Anja Dobroschke bitten Unternehmen in Duisburg und Umgebung, die Galeria-Mitarbeitern ein Jobangebot machen möchten, an diese E-Mail-Adresse zu schreiben: anja.dobroschke@web.de.