Duisburg. Einstiges DB-Waggonwerk in Duisburg-Wedau wird Technologie Quartier. Warum die neue Energiezentrale für die Gebag ein wichtiger Meilenstein ist.

Nach 20 Jahren Stillstand nimmt der Umbau des ehemaligen Areals des DB-Waggonwerks zum Technologie-Quartier Wedau-Nord Gestalt an. Am Montag hatte die Gebag zum Richtfest für die zukünftige Energiezentrale geladen. In den Umbau des einstigen Kesselhauses investiert die städtische Baugesellschaft rund 5,3 Millionen Euro.

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„Es geht voran mit dem Projekt, das überregionale Strahlkraft entwickeln soll“, so Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer. Hinter dem denkmalgeschützten historischen Gebäude-Ensemble, wo einst bis zu 2000 Mitarbeitende Bahnwaggons instand setzten, soll der neue Campus für die Ingenieurwissenschaften der Universität Duisburg-Essen (UDE) entstehen. „Wedau-Nord vereint wie kein anderes Quartier Wissenschaft, Wirtschaft und Stadtentwicklung“, betont OB Sören Link.

Umweltfreundliche Fernwärmeversorgung auch für Wohngebiet „6-Seen-Wedau“

Die neue Energiezentrale setzt ein Zeichen für eine klimafreundliche und nachhaltige Energieversorgung: Im kommenden Frühjahr beginnen die Stadtwerke Duisburg mit dem Einbau von zwei Großwärmepumpen (Leistung: zwei Megawatt) und zwei Blockheizkraftwerken (3,5 MW) sowie einem Wärmespeicher. Die BHKW werden zunächst mit Gas betrieben, können aber auch mit (grünem) Wasserstoff befeuert werden.

Rund die Hälfte der erzeugten Energie wird durch die Abwärme des benachbarten Rechenzentrums gewonnen, das der Stadtkonzern DVV auf der Fläche der ehemaligen Schmiede bereits im vergangenen Jahr in Betrieb genommen hat. Mieter der Energiezentrale, die voraussichtlich im Sommer 2024 betriebsbereit ist, werden für 25 Jahre die Stadtwerke.

Die alte Feuerwache des DB-Waggonwerks (Bild), die Kantine und das Verwaltungsgebäude warten noch auf ihre Sanierung. Sie sollen für die Bedürfnisse der Universität Duisburg-Essen (UDE) umgebaut werden. Rechts im Bild: Das Rechenzentrum der DVV.
Die alte Feuerwache des DB-Waggonwerks (Bild), die Kantine und das Verwaltungsgebäude warten noch auf ihre Sanierung. Sie sollen für die Bedürfnisse der Universität Duisburg-Essen (UDE) umgebaut werden. Rechts im Bild: Das Rechenzentrum der DVV. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Komplette Anlage ist bereits für den Betrieb mit Wasserstoff ausgelegt

„Wir freuen uns, dass wir dieses Prestigeprojekt auf die Reise bringen können“, sagt DVV-Vorstand Marcus Vunic. Es sei für den Versorgungs- und Verkehrskonzern ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität, die er bis zum Jahr 2035 erreichen will. Die Energiezentrale soll nicht nur das künftige Tech-Quartier mit Fernwärme versorgen, sondern auch das neue Wohngebiet „6-Seen-Wedau“, das nebenan ebenfalls von der Gebag entwickelt wird. „Da die komplette Anlage bereits für einen künftigen Wasserstoff-Betrieb ausgelegt ist, ist perspektivisch eine CO2-neutrale Versorgung des Stadtteils möglich“, so Vunic.

Den Richtspruch für die Energiezentrale sprach Dachdeckermeister Dirk Pews (Mitte). Mit ihm freuten sich v.l.. Marcus Vunic (DVV), SPD-Fraktionschef Bruno Sagurna, der lange Mitarbeiter des Waggonwerks war, OB Sören Link und Gebag-Chef Bernd Wortmeyer.
Den Richtspruch für die Energiezentrale sprach Dachdeckermeister Dirk Pews (Mitte). Mit ihm freuten sich v.l.. Marcus Vunic (DVV), SPD-Fraktionschef Bruno Sagurna, der lange Mitarbeiter des Waggonwerks war, OB Sören Link und Gebag-Chef Bernd Wortmeyer. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Feuerwache, Kantine und Verwaltung werden für die Uni umgebaut

Nicht mehr genutzt wird der gut 60 Meter hohe und ebenfalls denkmalgeschützte Schornstein, der aber als Wahrzeichen erhalten bleibt. „Das Mauerwerk wurde saniert, die Spannringe erneuert und die Öffnung verschlossen“, erklärt Bernd Hennesen, Projektleiter der Gebag für den Umbau des Altbestandes.

In dem wartet noch reichlich Arbeit und eine weitere Investition in mehrfacher Millionenhöhe. Die alte Feuerwache mit dem markanten Uhrturm, die ehemalige Kantine und die Verwaltungsgebäude des DB-Werks sind noch im „Originalzustand“. Die Gebäude sollen entkernt und umgebaut werden für die Bedürfnisse der Universität, die dort als Mieter einziehen soll.

„Die Baugenehmigung liegt vor, der Mietvertrag ist aber noch nicht unterzeichnet“, berichtet Hennessen. Teuer werde der Umbau, weil auch diese Immobilien nach Maßgaben des Denkmalschutzes saniert werden müssen. „Der Schutz bezieht sich auf das gesamte Ensemble“, erläutert der Projektleiter.

STICHWORT: TECHNOLOGIE-QUARTIER WEDAU-NORD

  • Auf dem rund 30 Hektar großen Areal des ehemaligen DB-Waggonwerks entwickelt die Gebag im Auftrag der Stadt ein zukunftsgerichtetes Technologie-Quartier.
  • Der Großteil der Fläche soll von der Universität Duisburg-Essen genutzt werden, die dort ihren neuen Ingenieur-Campus errichten will. Dazu hat die UDE einen „Letter of Intent“ unterzeichnet.
  • Mit den beteiligten Ministerien laufen die Verhandlungen über die Finanzierung. Den Finanzbedarf für Neubauten und die Sanierung des Altbestandes auf dem Neudorfer Campus in den kommenden zehn Jahre beziffert Uni-Kanzler Jens Andreas Meinen auf rund 700 Millionen Euro.
  • Auch Forschungs- und Entwicklungsfirmen sollen sich auf dem Areal ansiedeln, Räume für Start-ups und Co-Working-Flächen soll es geben.
  • Für die Finanzierung dieser und weiterer Projekte stehen der Stadt Fördermittel aus dem „5-Standorte-Programm“ zur Verfügung. Damit unterstützt das Land den Strukturwandel der ehemaligen Kohlekraftwerk-Städte Duisburg, Gelsenkirchen, Hamm, Herne und den Kreis Unna mit insgesamt 662 Millionen Euro.
  • Für den Aufbau eines „Zentrums für angewandte Künstliche Intelligenz Duisburg“ (ZaKI.D) hat die Stadt bereits 16,46 Millionen Euro beantragt. Bis ein geeigneter Standort in Wedau-Nord zur Verfügung steht, stellen Uni und Fraunhofer-Zentrum Räume zur Verfügung.