Duisburg. Vor zehn Jahren gründeten die „Traumzeitretter“ das „Platzhirsch“-Festival. Damit es 2023 wieder eine Sause wird, werden Unterstützer gesucht.
Seit zehn Jahren pirscht der „Platzhirsch“ durch das Duisburger Dellviertel. 2013 als „Festival der Artenvielfalt“ und Gegenentwurf zur neu konzipierten „Traumzeit“gegründet, hat sich das feine Event der freien Szene längst einen festen Platz im Duisburger Veranstaltungskalender gesichert. In diesem Jahr wird vom 25. bis zum 27. August auf dem Dellplatz gefeiert. Doch ausgerechnet jetzt, wo der erste runde Geburtstag ansteht, brauchen die ehrenamtlichen Organisatoren dringend Unterstützung.
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„Ehrlich gesagt fühlt es sich für uns noch nicht nach zehn Jahren an, denn viele von uns sind erst später dazu gestoßen“, erklärt Mit-Organisator René Schwenk. Er selbst war bei der ersten Ausgabe vom „Platzhirsch“ zwar dabei, allerdings als Musiker mit seiner Post-Rock-Band „Kokomo“, die einen Auftritt im „Goldengrün“ hatte. In der Cocktail-Bar war es „klein, eng und die Jungs mussten immer wieder die Gläser zurück ins Regal schieben, weil die nach vorne vibrierten“, erinnert sich René Schwenk.
Festival wurde vor zehn Jahren von Duisburger „Traumzeit-Rettern“ gegründet
Zum Orga-Team gehörte damals auch Tim Isfort, der zuvor das „Traumzeit“-Festival kuratiert hatte und inzwischen das Moers-Festival verantwortet. Das „Traumzeit“ wurde vor zehn Jahren vom Festival-Büro der Stadt musikalisch anders ausgerichtet. So gründeten sich um Isfort die „Traumzeitretter“, die weiterhin ein Angebot mit Jazz, Weltmusik und experimenteller Musik machen wollten. Später stieg René Schwenk ins Booking-Team mit ein und unterstützte etwa seinen Bruder Sebastian. Mittlerweile tritt der Verein „Kultursprung e.V.“ als Veranstalter auf.
Neben der musikalischen Sparte gab es von Beginn an auch Ausstellungen in umliegenden Galerien, Kindertheater oder ein Mitbring-Frühstück namens „Harry, der Frühstücksmob“. Gestemmt wird das Festival nach wie vor von Ehrenamtlichen. „Mittlerweile hat man bei der Stadt erkannt, dass das „Platzhirsch“-Festival wichtig ist. Das hat zumindest der frühere Kulturdezernent immer wieder betont“, sagt René Schwenk.
Ehrenamtliche Organisatoren und freiwillige Helfer stemmen das Festival-Wochenende
Melli Jaeger, die seit einigen Jahren zum Organisationsteam gehört, stieß dazu, weil sie 2019 zufällig „eine halbe Schicht am Bierwagen aushalf.“ Dutzende Freiwillige, sogenannte „Volunteers“ helfen am Festival-Wochenende mit, damit alles läuft. Das Programm finanziert sich unter anderem aus dem Getränkeverkauf. Damit auch Leute, die sich sonst den Eintritt nicht leisten können, teilnehmen können, finden viele Veranstaltungen „umsonst und draußen“ statt.
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Das Unternehmen „Höhnerbach“ gehörte zu den größten Sponsoren, weil es Technik, Bühnen und Personal zur Verfügung stellte. „Wir haben versucht, auch in den Corona-Jahren etwas anzubieten“, beschreibt René Schwenk. Als das Land NRW nach der Pandemie das Programm „Neustart Kultur“ auflegte, profitierte auch das „Platzhirsch“. „Als Erstes haben wir gesagt, dass wir die Techniker regulär bezahlen wollen, schließlich haben die Firmen der Veranstaltungsbranche auch unter Corona gelitten.“ Zum anderen konnte man ein bisschen mehr Geld in das Programm stecken. „Das soll möglichst weit weg vom Mainstream sein. Wir wollen Bands nach Duisburg holen, die hier sonst nicht auftreten.“
Duisburg- Wie ein Puppenspieler seine Zuschauer verzaubertZum Zehnjährigen hatten sich die Macher ursprünglich überlegt, Musiker und Gruppen zu verpflichten, die in einer der ersten Ausgaben aufgetreten sind. „Das hat sich allerdings als schwierig erwiesen. Einige sind schon ausgebucht für dieses Jahr, andere können wir nicht mehr bezahlen“, so Schwenk. So viel kann er verraten: Fest steht, dass das „Kammerflimmer Kollektief“ auf der Bühne stehen wird. Das hat sich Klangexperimenten zwischen Jazz, Elektronik und moderner Klassik verschrieben. Das Ensemble war 2010 zu Gast bei der „Traumzeit“. Kara Delik vermischt Krautrock mit Einflüssen türkischer Musik und Postpunk. Beim Kinderprogramm sind das Figurentheater Mario und Sarah Wissner wieder mit dabei. Und im Atelier SG zeigen Monika Heimann und Michael Schütz „Umständliche Kunst“.
Festival wird kleiner ausfallen als in den Vorjahren: Weniger Locations werden bespielt
Ausgerechnet in diesem Jahr werden wohl weitaus weniger Bühnen bespielt als in den Vorjahren. Der Dellplatz steht zur Verfügung, die Kirche St. Joseph sowie die „Säule“. Das „Bora“ hat voraussichtlich noch nicht geöffnet – und für weitere kleinere Locations mit Programmpunkten reicht das Geld nicht. Im Geburtstagsjahr hat das Team nämlich ein kleineres Budget als im Vorjahr. „Aus dem Unterstützungsfonds des vergangenen Jahres ist noch Geld übriggeblieben. Das hilft uns aber nicht für die Festivalplanung, denn es muss bis Ende Juni ausgegeben sein“, erklärt Schwenk. Andererseits kommen die Macher nicht an größere Fördertöpfe ran, weil ja noch Mittel vorhanden sind.
Vorab-Geburtstagskonzerte finden im „Stapeltor“ und in der „Säule“ statt
Um das Jahr dennoch zu zelebrieren, wird es nun vor dem Festivalwochenende regelmäßig Konzerte in der „Säule“ sowie im „Stapeltor“ geben. Am Donnerstag, 27. April, tritt die Gruppe „Postcards“ im soziokulturellen Zentrum am Stapeltor auf und hat Dream-Pop im Gepäck. Und das Duo „!Ayya!“ lässt es mit Trance-Rock krachen. Los geht’s um 18.30 Uhr.
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Mit „Wyatt E.“ & „Sum of R“ gehen zwei europäische Doom-Metal-Schwergewichte auf Tour und machen am 10. Mai um 20 Uhr Station in der „Säule“ am Dellplatz. Die Droneband „Bolt“ haben zu ihrer Releaseparty die Doomband „Daevar“ und die Postrock-Band „Magma Waves“ eingeladen. Sie treten am 17. Mai ab 18.30 Uhr im Stapeltor auf.
Die Experimental-Band „Xiu Xiu“ aus den USA kommt mit einem neuen Album am 30. Mai wieder nach Duisburg. Konzertbeginn im „Stapeltor“: 19 Uhr. Am 7. Juni ist das Ensemble „Fenster“ aus Berlin zu Gast und macht im „Stapeltor“ verspielten Indie-Dream-Pop. „Leya“ aus den USA kreieren mit Geige, Harfe und Operngesang eine Mischung aus Klassik, Pop und Folk. Dazu spielt Ludwig Wittbrodt am 14. Juni in der „Säule“ experimentelle Musik mit Cello und Elektronik. Start: 18.30 Uhr.
Der Eintritt kostet jeweils zwölf Euro, ermäßigt acht Euro. „Wer uns unterstützen will, kommt zu den Konzerten, denn der Eintritt kommt direkt dem „Platzhirsch“ zugute“, freut sich René Schwenk auf das Vorprogramm.
>> Freiwillige gesucht: erstes Treffen am 27. April
Das erste Treffen für alle Freiwilligen, die in diesem Jahr mitmachen wollen, findet am Donnerstag, 27. Juni, im „Stapeltor“ statt. Ab 18 Uhr gibt’s ein gemeinsames Kennenlernen. Willkommen sind alle, die sich einbringen wollen, wahlweise einige Stunden oder das komplette Wochenende.