Duisburg. . Der Duisburger Kai Schumacher startet mit den Philharmonikern eine neue Konzertreihe. Zum Auftakt ist die Band „Kokomo“ dabei.
Pianist Kai Schumacher ist ein Ausbund an Vielseitigkeit, spielt sowohl Pop-Musik als auch anspruchsvolle zeitgenössische Werke. Mit „Beauty in Simplicity“ eröffnet er nun in der Mercatorhalle eine neue Konzertreihe in Zusammenarbeit mit den Duisburger Philharmonikern. Zum Start traf Minimal Music auf den Postrock von Kokomo.
Mit Brian Enos „Music for Airports“ erfährt das Publikum gleich zu Beginn die entschleunigende Kraft der Musik. Kai Schumacher tupft Klavierklänge wie Farbkleckse in den Raum. Die Musik ist harmonisch, aber auch ziellos und verharrt im Wohlbefinden des Augenblicks. Die Videospezialisten von „Warped Type“, die das Konzert visuell betreuen, lassen dazu abstrakte Lichtbilder auf der Wand hinter dem Podium entstehen.
Rockig-wuchtige Klangwand
Als dann das Streichquartett der Philharmoniker mit Önder Baloglu an der ersten Geige bei Wim Mertens „Struggle for Pleasure“ einsetzt, bekommt nicht nur die Musik eine fast gegenständliche Kraft. Die geometrischen Lichtlinien nehmen konkrete Formen an und beginnen, mit der Musik zu tanzen.
Kai Schumacher spielt an diesem Abend nicht nur Klavier, sondern zwischen den einzelnen Programmblöcken, in denen die Kompositionen oft nahtlos in einander fließen, moderiert er auch. Dass in diesem Konzert viel Minimal Music erklingt hat für ihn einen einfachen Grund: „Das ist die einzige Form von Avantgarde-Musik, die es bis in die Pop-Kultur geschafft hat.“
Die Duisburger Band „Kokomo“ hat besonders viele Zuhörer in die Mercatorhalle gelockt, die auch mit einem ungewöhnlichen Auftritt ihrer Band belohnt werden. „Kokomo“ spielen nicht nur eigene Stücke, sondern die Musiker lassen sich auch auf das Experiment ein, Werke von Philip Glass in neuen Arrangements von Mastermind Schumacher aufzuführen. Als Ouvertüre zum „Kokomo“-Auftritt gibt es von Kai Schumacher ein kleines Stück von Eric Satie, dann dürfen die Instrumentalrocker mit dem schwermütigen „Deathmaster Danger Dance“ loslegen. Die Klangwand, die hier erzeugt wird, besitzt orchestrale Wucht. Die Headbang- und Posing-Einlagen der Band lassen die Musik, die eigentlich ganz ruhig dahin ströme, im Zusammenspiel mit Scheinwerfern und Nebelmaschinen wilder erscheinen als sie wirklich ist.
Es gibt auch hörenswerte deutsche Mimimal Music
Mit Peter Michael Hamels „Let it Play“ bringt Kai Schumacher in Erinnerung, dass es auch hörenswerte deutsche Minimal Music gibt, die jedoch in den Konzertsälen fast nie auftaucht. Ob das damit zu tun hat, dass in der Klassikbranche „Neue Musik“ meist nur dann ernst genommen wird, wenn sich nur zehn Leute für sie interessieren, fragt sich Schumacher.
Philip Glass erlebt dann unter seinen Händen, „Kokomo“ und dem Streichquartett eine ungewöhnliche Veränderung: Wirken seine Musiken sonst mathematisch abgezirkelt und manchmal sogar ermüdend in ihren Wiederholungen, so bekommen sie durch „Kokomos“ Gitarren- und Schlagzeug-Attacke eine ungewöhnliche Emotionalität. Die balanciert auf einem schmalen Grat zwischen meditativem Zauber und Klassik-Kitsch.
Das Publikum in der Mercatorhalle zeigt sich begeistert und spendet stehende Ovationen. Eine Zugabe gibt es leider nicht, denn wie Kai Schumacher sagt, habe der 14-stündige Soundcheck die Musiker gehörig geschlaucht.