Duisburg. Die Pandemie machte den Veranstaltungstechnikern in Duisburg einen Strich durch alle offenen Rechnungen. Corona-Bilanz mit Hoffnungsschimmer.
Keine Konzerte, keine Messen, keine großen Personalversammlungen, nichts wofür man Mikros und Boxen, Lichtanlagen und Mischpulte braucht – das Corona-Jahr war für Veranstaltungstechniker eine ziemliche Pleite. Höhnerbach und UC Media, die großen Anbieter in Duisburg, machen ihre persönliche Abschlussrechnung auf.
Christof Großkraumbach, Prokurist bei Höhnerbach, sieht die positiven Seiten. Zwar waren fast alle 30 Mitarbeiter in Kurzarbeit, aber der September und Oktober seien erstaunlich gut gelaufen. Gerettet hat sich das Unternehmen vor allem durch seine Festinstallations-Abteilung. Kulturzentren hätten Fördermittel beantragt und in die Technik investiert. „Da ist viel mehr gelaufen als in den Vorjahren“, sagt Großkraumbach. Dafür lief es in der Vermietung miserabel bis gar nicht. Und ein wirklicher Ausgleich sei mit der Festinstallation auch nicht zu erreichen. „Der Markt ist härter umkämpft, wir müssen gegen die Preise im Internet bestehen, daher ist das weniger margenträchtig“, sagt der Prokurist.
Veranstaltungstechniker aus Duisburg wechseln wegen Corona den Beruf
Die Lager seien bei allen Anbietern voll, daher sei auch der Verkaufsmarkt aktuell tot. Keine Chance, Investments in bares Geld zu verwandeln. Dennoch sei in der Branche noch nichts von Insolvenzen zu hören, sagt Großkraumbach. Er lobt die Initiative Alarmstufe Rot, die sehr rührig auf die Situation aufmerksam mache. Auch seine Leute reisten zu den Demos in Berlin und Düsseldorf, beteiligten sich an der Night of Light, als viele Veranstaltungsorte in rotes Licht getaucht waren.
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Manche Mitarbeiter liebäugeln derweil mit beruflichen Veränderungen. Einer hat das Bewerbungsverfahren zum Feuerwehrmann geschafft, andere haben als Industriekletterer angeheuert oder gehen für Elektroverkabelungen auf Montage. Großkraumbach kann das verstehen. „Die Leute haben Verpflichtungen, reich wird man in unserer Branche eh nicht.“
Skeptisch blickt er auch ins nächste Jahr. Zwar gibt es Reservierungen, aber Veranstaltungen mit 20.000 Leuten hält Großkraumbach für unrealistisch. Parallel wird es viele Solo-Selbstständige, die für große Events gebucht werden, nicht mehr geben. „Sie hatten keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld und haben sich sicherere Jobs gesucht“, erzählt der Veranstalter. „Für die Verrücktheiten der Branche stehen sie nicht mehr zur Verfügung.“
Autokino und Livestreams reichten nicht als Ausgleich
Vom Überbrückungsgeld profitierten die Unternehmen kaum. „Die anfängliche Soforthilfe war ein Tropfen auf den heißen Stein, die hat kaum für die Miete gereicht“, sagt Hans Peter Lohmann, Geschäftsführer von UC Media. Er sei schlecht durchs Jahr gekommen, alle sieben Mitarbeiter seien in Kurzarbeit. „Wir mussten ans Eingemachte.“
Autokino oder Livestreams aus der Kirche hätten den Verlust nicht ausgeglichen, trotzdem habe er keinen entlassen, auch Honorarkräfte nach Möglichkeit unterstützt. Auch fürs neue Jahr sieht es noch düster aus. In seinem Auftragsbuch gähnende Leere: Null Buchungen, null Reservierungen.
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Lohmann berichtet von Wettbewerbern, die aus lauter Not Wohnungen entrümpeln oder in den Garten-Landschaftsbau eingestiegen sind. Was ihn dabei ärgert, ist die Diskrepanz in der Branche. Gastronomen würden 75 Prozent Umsatzausfall ersetzt bekommen, „wir kriegen das nicht“. Dabei hätten sechs Wochen Eisbahn auf dem Weihnachtsmarkt und diverse Jahreshauptversammlungen wie in den Vorjahren gutes Geld gebracht – alles gestrichen.
Branche verändert sich durch Livestreaming und Videokonferenzen
Großkraumbach ist die Zuversicht in Person. Er geht davon aus, dass nach der Pandemie einige Veranstalter die Segel gestrichen haben werden, „aber es gibt viele mutige Menschen, die gute Ideen für Leerstände haben“.
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Lohmann ist da skeptischer. Die Möglichkeiten durch Videokonferenzen und Live-Streams würden die Branche nachhaltig verändern. Ob er sich das nach 30 Jahren im Geschäft noch mal antun will, weiß er noch nicht. Auf jeden Fall will er endlich mal wieder ruhig schlafen können.