Duisburg. Längst sollten im „Bora“ Events stattfinden. Nun steht allerdings ein großer Schritt bevor, damit das einstige Grammatikoff wieder eröffnen kann.
Noch immer ist das Haus Dellplatz 16a in ein Gerüst gehüllt. Doch der Umbau des ehemaligen Grammatikoff und künftigen Bora ist weiter, als man von außen vermuten mag. Die Arbeiten seien zum größten Teil abgeschlossen, hat Sabine Störch von der Gebag zuletzt dem Duisburger Kulturausschuss berichtet. Das städtische Wohnungsbauunternehmen ist Eigentümer der Immobilie, will diese bald dem neuen Pächter Bora Erdogan übergeben.
Konzerte, Lesungen, Party-Nächte sollten dort schon längst wieder stattfinden. Doch der Aufwand entpuppte sich als größer, als ursprünglich einmal angenommen. Insbesondere Anforderungen an den Brandschutz machten unerwartete Baumaßnahmen nötig. Das brachte nicht nur den Zeit-, sondern auch den Finanzplan durcheinander: „Aus einem hohen sechsstelligen Betrag ist ein siebenstelliger geworden“, sagt Sabine Störch.
„Bora“ in Duisburg: Bis zu 24 Monate Wartezeit bei Technik-Artikeln
Nahezu alles ist neu an dem Haus, vom Saal über die Fenster bis zum Treppenhaus. Nach mehreren Abnahmen, unter anderem durch den TÜV, ist die Übergabe an Bora Erdogan im April geplant. Auch das Gerüst soll zeitnah verschwinden, wenn der Maler mit dem Anstrich fertig ist: „Der konnte immer nur dann arbeiten, wenn es drei Tage in Folge mindestens fünf Grad warm war“, so Störch.
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Auch bei der Innenausstattung hat sich einiges verzögert. „Wir stehen vor ähnlichen Problemen wie die Bau-Industrie“, sagt Bora Erdogan, der ebenfalls Gast im Kulturausschuss war; er meint gestiegene Preise und vor allem lange Lieferzeiten. Für die technische Ausstattung des Clubs wird viel Technik benötigt, unter anderem Computer-Chips, die oft in China produziert werden. „Durch die Null-Covid-Strategie in China verzögern sich Lieferungen um Monate“, so der Geschäftsmann, der von zwölf bis 24 Monaten Wartezeit für manche Artikel spricht. Trotzdem sei er optimistisch, das Bora im Sommer eröffnen zu können: „Es wird schön!“
Am Konzept soll sich im Vergleich zum Grammatikoff gar nicht viel ändern. „Mein Sohn ist vier Jahre alt, mein Vater 80, jeder dazwischen soll sich hier wohlfühlen“, bringt das Carsten Butterwegge auf den Punkt. Der Duisburger Punk-Musiker wird sich künftig um das Programm im Bora kümmern.
Grammatikoff am Dellplatz ist seit 2020 geschlossen
Vom Punk-Konzert bis zur Lesung soll alles möglich sein; in Zusammenarbeit mit dem Spielkorb ist auch Kindertheater in den Räumen geplant. Das Erdgeschoss soll für inklusive Veranstaltungen genutzt werden, dafür führe man zur Zeit Gespräche unter anderem mit der Lebenshilfe, so Butterwegge. Wichtig ist ihm außerdem, den kreativen Nachwuchs aus Duisburg zu fördern: „Wir wollen nicht nur etablierten, sondern auch jungen Künstlern eine Bühne geben.“
Seit 1997 ist die städtische Baugesellschaft Gebag Besitzerin des ehemaligen Hundertmeister, das auch einen soziokulturellen Anspruch hatte und 2011 Pleite ging. Rolf Stanietzki, der auch das Café Steinbruch führt, rettete das beliebte Lokal am Dellplatz, das seither Grammatikoff hieß. Wegen hoher Mietrückstände war ihm 2018 gekündigt worden, seit März 2020 ist die Kultur-Kneipe geschlossen.
Insgesamt hatten sich elf Bewerber gefunden, die der Gebag neue Konzepte vorstellten. Politik und Kulturverwaltung hatten stets gefordert, das Lokal müsse auch als Kulturstandort am Dellplatz erhalten bleiben. Für das Programm hat sich Bora Erdogan deshalb den Duisburger Szene-Kenner Carsten Butterwegge mit ins Boot geholt.