Duisburg. Puppenspieler Mario Klimek baut seine Figuren selbst und geht mit ihnen auf Tour. Manchmal entstehen besondere, magische Momente beim Spiel
Manchmal gibt es diesen ganz besonderen Moment: Mitten in der Vorstellung. Dann ist es, als würde eine der Figuren ein Eigenleben entwickeln. Dann sieht Puppenspieler Mario Klimek seine selbstgebauten Protagonisten an und denkt: „Wie bist du denn heute drauf!?“ Dieser Moment, wenn die Puppen fast wie von selbst sprechen und tanzen und nicht nur die Zuschauer in ihren Bann ziehen, sei magisch, sagt er. Diese Magie entstehen zu lassen ist, sei das „Sahnehäubchen“ eines abwechslungsreichen Berufs. Figurenbau, Bühnenbild und Akquise gehören ebenso dazu. Und so muss ein Puppenspieler ein Alleskönner sein: Gestalter, Maler, Kaufmann und natürlich Schauspieler. Für Mario Klimek ist es der schönste Beruf auf der Welt.
1986 hat der gelernte Dentalkaufmann das erste mal vor Menschen mit Marionetten gespielt. Auf der Essener Einkaufsstraße. „Mir war immer klar, dass ich in dem Beruf als Dentalkaufmann nicht glücklich werde auf lange Sicht“, erinnert sich der 62-Jährige. „Als man unsere Filialen per Datenfernleitung mit dem Zentralcomputer verband, wurde meine Arbeitüberflüssig. Dies habe ich das als Chance gesehen und mich beruflichverändert“, sagt er.
Viel Wind stellte ihn direkt bei der ersten Vorstellung auf den Straßen von Essen auf die Probe
Über einen Freund lernte er einen brasilianischen Marionettenspieler kennen – und kam auf die Idee, es auch zu versuchen. „Ich habe ihm aber gar nicht viel zugesehen, wollte eigene Ideen umsetzen und nicht kopieren“, sagt er. Handwerklich geschickt und vielseitig künstlerisch interessiert, legte er los. Er entwarf ein Bühnenbild und baute die Bühne. Mit sechs Marionetten spielte er zu Musik auf der Straße. „Ich weiß noch, dass es sehr windig war. Über so eine Herausforderung hatte ich gar nicht nachgedacht“, sagt er lachend. „Ich musste die Bühne mit einem Bein fixieren und mit beiden Händen spielen und die Marionetten gut festhalten.“
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Fest hielt er auch an der Idee, damit weiterzumachen. „Ich spielte viel in Düsseldorf auf der Straße, kam so an Engagements auf Messen, Firmenfeiern und in Hotels. Dort fragte man mich, ob ich für Kinder spielen würde, etwa in Schulen. Ich tat es und konnte bald davon leben. Und nach zwei Jahren stellte ich fest: Hey, ich bin Puppenspieler.“ Über 30 Jahre später ist er es immer noch, spielt als Solotourneetheater von Schleswig-Holstein bis Bayern vor Kindern und Erwachsenen, in Jugend- und Kultureinrichtungen oder Schulen und Kindergärten.
Mit auf Tour sind zahlreiche selbstgebaute Figuren wie etwa der kleine Rabe Socke und seine Freunde Wolf und Hase, das hässliche Entlein, oder die Glücksfee. Viele Stunden Arbeit stecken in den Holzpuppen, die mit Gelenken versehen sind, damit er sie bewegen kann. Klimek baut sie, entwirft Kleidung und bemalt sie. Fährt er mit dem ganzen Equipment zu einem Aufführungsort, geht ein eigenes kleines Theater auf Reisen. „Wenn ich den kleine Rabe Socke spiele, habe ich 23 Kisten dabei, die etwa 330 Kilogramm wiegen“, sagt er.
Jede Vorstellung ist anders und bietet somit immer Überraschungen
Jede Vorstellung ist anders, weil jedes Publikum sich anders verhält und auch Klimek nicht immer in der selben Stimmung ist. „Von drei Vorstellungen spiele ich die letzte am Abend anders als die erste. Dann variiere ich, will es selbst für mich spannend halten“, sagt er. „Außerdem muss man sich immer auf die Zuschauer einlassen, die immer ein anderes Alter haben, mal besser mit Spannung durch Pausen umgehen können und mal nicht so viel Konzentration mitbringen.
In diesem Variieren liegt ein besonderer Reiz“, sagt er. „Puppenspiel ist eine Mischung aus Hörspiel und Schauspiel, da die Puppen in ihren Bewegungen limitiert sind“, erläutert er. ,,Die Eigenfantasie der Zuschauer wird besonders angeregt und zieht sie in den Bann des Spiels. Und Wenn alle Gäste still sind, keiner diese kostbare Stille zerstören will und alle eintauchen in die Geschichte, ist das magisch“, sagt er. Und dann kann es eben passieren, dass auch er zum Zuschauer wird und den Puppen begeistert zusieht.
Mario Klimek arbeitet in einem der Ateliers im Gebäude des Hafenkults in Neuenkamp. Kontakt zu ihm bei Anfragen für eine oder mehrere Vorstellungen gibt es unter: 0203 - 76 35 26 und per Mail unter: buero2014@theater-mario.de. Weitere Infos finden sich auf der Homepage: www.theater-mario.de.
Am 8. und 9. März spielt Klimek gemeinsam mit den Duisburger Philharmonikern für das Projekt „Klasse Klassik“an