Duisburg. Mit dem Aus für das Galeria-Warenhaus an der Düsseldorfer Straße stellt sich die Frage der Nachnutzung. Über vertrauliche Gespräche und Visionen.

Galeria in Duisburg an der Düsseldorfer Straße wird Ende Juni schließen. Das hat der Warenhauskonzern am Montag verkündet. Nur die Filiale im Einkaufszentrum Forum bleibt erhalten. Mit dem Rückzug an der Düsseldorfer Straße stellt sich schnell die Frage: Wie wird der gewaltige Kaufhaus-Komplex mitten in der Innenstadt zukünftig genutzt?

Welche Vorstellungen die Eigentümer der Immobilie haben, ist nur schwer herauszufinden. Diese Zeitung hatte in der Vergangenheit versucht, über die undurchsichtige Eigentümerstruktur aufzuklären. Auch der Betriebsratsvorsitzende der Galeria-Filiale sei von der Konzerngeschäftsführung nie darüber informiert worden, wer der Vermieter oder Besitzer der Immobilie ist.

Fest steht: Im Grundbuch ist als Eigentümer der rund 6000 Quadratmeter großen Gebäude- und Freiflächen die „KH Duisburg SCS“ vermerkt. Diese Société en commandite simple mit Sitz in Luxemburg soll das Grundstück am 22. September 2020 übernommen haben – demnach zwei Monate nach der Rettung der beiden Duisburger Warenhäuser im Zuge der Schließungswelle vor knapp drei Jahren.

Galeria-Gebäude in Duisburg: Stadtspitze bestätigt Gespräche

Greifbarer sollen die Eigentümer für die Stadtspitze und Duisburgs Wirtschaftsförderung sein, die vertrauliche Gespräche mit den Besitzern der Immobilie bestätigt hatten. Dabei ging es auch darum, „mögliche Perspektiven der Nachnutzung zu erörtern“. Mit dem bestätigten Aus ist die Frage nach Perspektiven ein Stück näher gerückt.

Für Sören Link ist klar: „Was die Innenstadtentwicklung betrifft, sind wir vorbereitet“, so der Oberbürgermeister nach dem verkündeten Aus. Eine ausschließliche Einzelhandelsnutzung „wird es sicher nicht mehr geben“, sagt der OB. „Der Bereich Düsseldorfer Straße um die Galeria-Immobilie könnte eine Schlüsselrolle bei der weiteren Transformation der Duisburger Innenstadt zukommen“, sagt auch Rasmus C. Beck, Geschäftsführer bei der Wirtschaftsförderung Duisburg Business & Innovation (DBI).

[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Stadtseite + Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]

Eine Transformation, die mit dem Bau der Torhäuser auf der ehemaligen Fläche der Volksbank und Stadtbibliothek bereits angestoßen wurde. Die Räume, in denen einst Schacht 4/8 auftischte, will zudem die tschechische Brauerei Ossegg wiederbeleben und ein neues gastronomisches Angebot schaffen. Beides, so Beck, seien „wichtige Impulse für Frequenz und städtebauliche Aufwertung“.

Nachnutzung: Diese Visionen hat die Wirtschaftsförderung

Durch einen „architektonisch hochwertig gestalteten Eingangsbereich am Beginn der Fußgängerzone Düsseldorfer Straße“ mit Kantpark und dem Museum Lehmbruck könnte sich um den Galeria-Standort „ein neues Quartier mit hoher Aufenthaltsqualität entwickeln“, so die Vorstellung des Wirtschaftsförderers. „Das würde einen wichtigen Impuls für die Entwicklung der gesamten Innenstadt entfalten“, glaubt Rasmus C. Beck.

Auch interessant

Ihm schwebt ein „intelligenter Nutzung-Mix“ vor, der „zusätzliche Frequenz“ in die Innenstadt bringen soll: „Dazu könnte Gastronomie mit Blick auf den Kantpark im Erdgeschoss, Bildungseinrichtungen, Büros im ersten bis dritten Obergeschoss und Wohnen in den oberen beiden Geschossen denkbar sein.“

Warenhaus-Aus: Ein Beispiel aus Essen zeigt Entwicklungschancen

Dass sich nach einem Kaufhaus-Aus auch städtische Entwicklungschancen ergeben, zeigt ein Beispiel aus Essen. Während vor drei Jahren in Duisburg der Erhalt von Karstadt und Galeria bejubelt wurde, trennte sich der Warenhauskonzern an seinem Sitz von seiner Galeria-Filiale an einem der prominentesten Plätze der Innenstadt.

Das frühere Warenhaus wird seit der Schließung für 65 Millionen Euro von Grund auf umgebaut. Realisiert wird das Projekt von der Koerfer-Gruppe, die dabei klar auf den Wandel der Innenstadt setzt, die sich stärker weg vom klassischen Einzelhandel hin zu einer Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit entwickeln soll.

Königshof nennt sich das aufwändige Projekt der Kölner Koerfer-Gruppe am Willy-Brandt-Platz in Essen. So soll das Gebäude nach der Fertigstellung aussehen.
Königshof nennt sich das aufwändige Projekt der Kölner Koerfer-Gruppe am Willy-Brandt-Platz in Essen. So soll das Gebäude nach der Fertigstellung aussehen. © RKW + Architekten

Bestätigt ist bereits der Einzug von Discounter Aldi, entstehen soll zudem im Erdgeschoss eine Markthalle mit bis zu 50 Ständen und dem Schwerpunkt auf Lebensmittel und Gastronomie. Vielfalt heißt die Devise. Neben einer Boulderhalle soll auch ein zahnmedizinisches Zentrum zu den Mietinteressenten zählen. Beabsichtigt ist eine Fertigstellung im ersten Quartal 2024.

So soll die Markthalle mit internationalen Ständen im ehemaligen Kaufhof in Essen aussehen.
So soll die Markthalle mit internationalen Ständen im ehemaligen Kaufhof in Essen aussehen. © Mercateo

Wandel der Innenstadt: Vorkaufsrecht für Immobilien ein Schlüssel?

Um den Wandel der Innenstadt in Duisburg stärker prägen zu können, besitzt die Verwaltung seit dem vergangenen Jahr ein Vorkaufsrecht für Immobilien in der Altstadt. Die entsprechende Satzungsänderung hatte der Rat der Stadt beschlossen. Diese sieht vor, dass, wenn Objekte verkauft werden, die Immobilien zuerst der Stadt angeboten werden müssen. Das bietet die Möglichkeit, Schlüsselgrundstücke zu erwerben, um eine positive Entwicklung der Altstadt voranzutreiben.

Die Innenstadt rund um die Düsseldorfer Straße – und damit auch das Grundstück von Galeria – fallen jedoch nicht in den Geltungsbereich. „Ein Vorkaufsrecht auch für den Bereich der Innenstadt und nicht nur der Altstadt wäre zu begrüßen“, meint Rasmus C. Beck. Auf diese Weise könne die Verwaltung „Nachnutzungsmöglichkeiten und Umgestaltungen“ von Immobilien stärker beeinflussen.

Auch interessant

Jedoch: Eine Ausweitung des Gebietes der Vorkaufsrechtssatzung ist nicht so einfach möglich, heißt es aus dem Stadtentwicklungsdezernat. Neben den Mitteln zur Umsetzung werde auch eine städtebauliche Zielsetzung benötigt. Diese habe die Stadt in der Altstadt auf Basis des Rahmenplans und mit der Zielsetzung einer Umstrukturierung weg vom Einzelhandel. Ein Ziel, das auch für die Düsseldorfer Straße angestrebt wird.