Essen. Aldi Nord erobert Essens Innenstadt: Ein neuer Markt zieht in den früheren Kaufhofkomplex. Warum der Konzern die Zentren der Großstädte entdeckt.
Der Essener Discount-Riese Aldi Nord entdeckt zunehmend die Zentren deutscher Großstädte als Standort für neue Märkte – so auch in Essen selbst. Dort wird gerade der ehemalige Galeria-Kaufhof-Komplex aufwendig zum neuen „Königshof“ umgebaut. Nun steht fest, dass Aldi in die rundumsanierte Immobilie am Willy-Brandt-Platz in der Innenstadt ziehen wird. Das bestätigte das Unternehmen auf Anfrage.
„Mehr denn je setzen wir auf innerstädtische oder zentrumsnahe Lagen und gehen mit individuellen Standortlösungen auf die Anforderungen vor Ort ein“, sagt Markus Mozin, für Essen zuständiger Leiter Immobilien und Expansion bei Aldi Nord, und fügt hinzu: „Daher haben wir entschieden, künftig in der Königshof-Immobilie im Herzen Essens für unsere Kundinnen und Kunden da zu sein.“
Aldi setzt mehr denn je auf „innerstädtische Lagen mit individuellen Standort-Lösungen“
Der Eigentümer der Immobilie am Willy-Brandt-Platz, die Koerfer-Gruppe, baut das frühere Warenhaus seit der Schließung von Galeria Kaufhof gründlich um. Am kommenden Freitag, 1. September, wollen die Kölner, denen in Essen auch das Deutschland-Haus am Hirschlandplatz gehört, die neuen Ankermieter des Königshofs im Rahmen eines „Baustellenfestes“ vorstellen.
In der Einladung zu diesem Event schwärmt die Koerfer-Gruppe von einem „Einzelhandelsstandort der Superlative“. „Das neue Entrée zur Innenstadt wird mit einer außergewöhnlichen Markthalle im Erdgeschoss, einem ergänzenden Nahversorgungsangebot im Untergeschoss sowie flexibel nutzbaren Büro- und Multifunktionsflächen in den Obergeschossen begeistern“, heißt es darin.
In das Erdgeschoss des neuen Königshofs soll eine Markthalle einziehen mit 3200 Quadratmetern Verkaufsfläche, das Basement (Untergeschoss) mit 5400 Quadratmetern Verkaufsfläche teilen sich sieben Shops der Sparte Nahversorgung, darunter auch der neue Aldi-Markt. Die Etagen eins bis fünf sind vorgesehen für Büro und Multifunktionsflächen. Hingucker wird der neue Lichthof sein, der anstelle der alten Rolltreppen durch alle Stockwerke geht.
In Berlin haben die Essener bereits eine Innenstadt-Filiale eröffnet: den „Checkpoint Aldi“
Aldi Nord wird zusammen mit sechs weiteren Shops in das Basement (Untergeschoss) einziehen. Wie Markus Mozin mitteilt, sei der Mietvertrag mit der Koerfer-Gruppe bereits unterzeichnet.
Essen ist nicht die erste deutsche Großstadt, in der Aldi Nord mitten in der Innenstadt eine Filiale eröffnet. „An der Friedrichstraße in Berlin haben wir im März dieses Jahres einen innerstädtischen Markt eröffnet“, berichtet Pressesprecher Axel vom Schemm. Die neue Berliner Innenstadtfiliale nennt der Konzern „Checkpoint Aldi“, eine Anspielung auf den früheren alliierten Grenzübergang Checkpoint Charlie, der während der Teilung der Stadt Berühmtheit erlangte.
Auch im nördlichen Ruhrgebiet zieht Aldi Nord die Zentrums-Karte. Der Aldi Nord-Sprecher: „Ende September eröffnen wir eine Filiale im früheren Karstadt-Gebäude in Recklinghausen.“
Aldi Nord betreibt in Deutschland 2200 Märkte und setzt dabei auf Nähe zum Kunden. Diese sei auch der Antrieb für die gezielte Erweiterung des Filialnetzes. Der Unternehmenssprecher verweist auf verschiedene Standortkonzepte. Neben den klassischen „Stand-Alone-Filialen“ und Objekten in Fachmarktzentren setze Aldi Nord zunehmend auch auf „gemischt genutzte Immobilien (mit integrierten Wohnungs- und/oder Gewerbeflächen) sowie auf Filialen in Innenstädten oder Einkaufszentren.
Anders als der klassische frei stehende Aldi mit dem großem Parkplatz für voluminöse Einkäufe spricht der neue Aldi im Königshof eher eine urbane, womöglich auch jüngere Käuferschicht an.
Der Name Königshof erinnert an das alte Grand Hotel, das 1937 abgerissen und durch das Defaka-Warenhaus ersetzt wurde. Die Defaka musste 1976 dem Neubau von Horten (später Kaufhof) weichen.
Der Umbau des alten Kaufhofs ist in vollem Gange. Ursprünglich war vorgesehen, den neuen Königshof 2023 zu eröffnen. Möglicherweise kommt es zu Verzögerungen.