Duisburg. Die Entscheidung ist gefallen: Galeria Karstadt Kaufhof trennt sich von einem der Warenhäuser in Duisburg. Bei Mitarbeitern fließen Tränen.
Die Entscheidung über die Zukunft ist gefallen: Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) wird sich von dem Standort an der Düsseldorfer Straße trennen. Die Filiale im Einkaufszentrum Forum bleibt dagegen erhalten. Das ist das Ergebnis der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung des insolventen Unternehmens am Montag. Nach Informationen dieser Redaktion soll das betroffene Kaufhaus an der Düsseldorfer Straße bereits Ende Juni 2023 schließen.
Galeria-Drama- 52 Warenhäuser schließen, 5000 Jobs weg„Es ist ein ganz schwarzer Tag für Galeria“, sagt Dirk Voss, Betriebsratsvorsitzender der Galeria-Filiale an der Düsseldorfer Straße, schon vor der bitteren, aber kaum noch überraschenden Verkündung. „Es ist auch für mich der schwärzeste Tag“, sagt Voss, der seit 40 Jahren in Duisburg tätig ist. „Hier im Haus sind wir eine große Familie“, die nun auseinandergerissen wird.
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Viele Mitarbeitende blicken auf eine lange Betriebszugehörigkeit zurück, sind seit Jahrzehnten bei Galeria beschäftigt. Der Altersschnitt der Belegschaft sei entsprechend hoch. Seit 65 Jahren gibt es an der Düsseldorfer Straße in Duisburg ein großes Warenhaus. Die Namen wechselten mit der Zeit, der Standort aber blieb immer erhalten. Bis jetzt.
Galeria in Duisburg: Warenhaus an der Düsseldorfer Straße schließt
Schon vor der Telefonkonferenz, in der um 12 Uhr Betriebsräte und Standortleitungen über die geplanten Schließungen informiert werden, stand für Dirk Voss fest, dass die Filiale an der Düsseldorfer Straße nur „sehr schlechte Karten“ haben wird. „Für die 64 Kollegen wird es ein harter Tag“, hatte Voss prophezeit, der auch Mitglied des Galeria-Gesamtbetriebsrates ist. Seine Stimme klingt angegriffen.
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Die Mitarbeiter, die erst um 13 Uhr im Zuge einer Mitarbeiterversammlung über die Schließung informiert werden, wirken am Vormittag angespannt. Während sich die einen mit der Arbeit ablenken, stehen an mehreren Stellen Mitarbeiterinnen in kleinen Gruppen zusammen. Sie haben an diesem schicksalhaften Morgen nur ein Thema.
Galeria-Aus in Duisburg: Schon vor der Verkündung fließen Tränen
„Wir wissen noch nichts“, sagt eine Mitarbeiterin um 12.30 Uhr, als eine Kollegin zur Tür hereinkommt, um bei der Versammlung dabei zu sein. Mitarbeitende schauen auf ihre Handys, in der Hoffnung, dass doch noch positive Informationen durchsickern. Der emotionale Druck, die Ungewissheit und die Sorge um die Zukunft lassen Tränen fließen. Nicht nur auf der Verkaufsfläche, auch hinter der Kasse erfolgt der Griff zum Taschentuch.
Für Kundinnen und Kunden wird der Standort vor der Mitarbeiterversammlung geschlossen und an diesem Tag auch nicht wieder geöffnet: „Wegen einer Betriebsversammlung bleibt unser Haus heute geschlossen. Wir bitten um Verständnis“, steht auf Hinweisen an den Türen. Mehrere Kunden überlesen diese Nachricht und ziehen an den Türgriffen. „Ich gehe schon mein ganzes Leben hier einkaufen. Für die Mitarbeiter tut es mir leid“, sagt eine Duisburgerin.
Schon vor der Entscheidung war klar: Duisburg steht im Fokus, denn nur 500 Meter sind es von Galeria an der Düsseldorfer Straße bis zum Standort im Einkaufszentrum Forum. Doppelstandorte, die durch die Fusion von Karstadt entstanden, standen unter besonderer Beobachtung, hieß es deshalb in den vergangenen Wochen. Den innerstädtischen Vergleich verliert das in die Jahre gekommene Haus in 1B-Lage an der Düsseldorfer Straße.
Es schwebte über der Entscheidung des Konzerns auch grundsätzlich die Frage, ob eine Stadt wie Duisburg, zwei Warenhäuser braucht. Der Kaufkraftzufluss ist deutlich unterhalb des Wertes vergleichbarer B-Städte in der Region, auch ein Vergleich der Passantenfrequenz zeigt die eher untergeordnete Rolle Duisburgs im Städtevergleich. Hinzu kommt eine deutlich unterhalb des bundesweiten Durchschnitts liegende Kaufkraftkennziffer.
Experten überrascht die Entscheidung nicht
Doris Lewitzky überrascht die Entscheidung zur Schließung deshalb nicht. „Wir haben immer gebangt und gehofft – und natürlich ist es schade und traurig“, sagt die Geschäftsführerin des Handelsverbandes für Duisburg und den Niederrhein. „Aber so ein Warenhaus muss lebensfähig sein“, und hinsichtlich dieser Voraussetzung hegte die Expertin in der Vergangenheit ihre Zweifel.
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Die Kundenfrequenz an der Düsseldorfer Straße ist deutlich geringer als am Standort im Forum, der Investitionsstau ist augenscheinlich, sodass ein „Weiter so“ für einen langfristigen Erhalt nicht mehr funktioniert hätte. Wichtig sei es, die Perspektive für das Gebäude zu erörtern: „Es ist problematisch, wenn große Leerstände in der Innenstadt bestehen.“
Perspektiven sieht Lewitzky für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die im Zuge der Schließung ihre Anstellungen verlieren werden: „Der Arbeitsmarkt ist nicht schlecht, gut ausgebildete Verkäufer und Verkäuferinnen werden gesucht.“
Oberbürgermeister Sören Link: „Schwerer Schlag für Duisburg
„Die Nachricht ist ein schwerer Schlag für Duisburg und die Beschäftigten von Galeria Kaufhof hier vor Ort“, sagt Oberbürgermeister Sören Link nach der Verkündung. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Düsseldorfer Straße müsse Galeria Karstadt Kaufhof nun „sozialverträgliche Lösungen finden, das ist oberste Pflicht“, fordert Link.
Bekannt ist: Ein Interessenausgleich sowie ein Sozialplan sollen stehen, erklärt Dirk Voss. Der Ausgleich sieht vor, dass Betroffene gerade einmal zwei Monatsgehälter als Entschädigung erhalten, maximal jedoch 7500 Euro. Am Wochenende habe es die „letzten Unterschriften“ gegeben. Auch eine Transfergesellschaft ist geplant. Fest steht für den Betriebsvorsitzenden: „Wir werden Mitarbeiter in den nächsten Wochen unterstützen.“
>> Galeria im Forum: Standort bleibt erhalten
- Während die Filiale an der Düsseldorfer Straße schließt, bleibt der Standort im Forum laut Schließungsliste erhalten. Nach wochenlangem Bangen gibt es nun Gewissheit für die 130 Mitarbeiter der Filiale im Einkaufszentrum.
- Neben dem Haus an der Düsseldorfer Straße sollen im Ruhrgebiet weitere Filialen in Essen, Dortmund und Gelsenkirchen schließen. Rund 5000 Stellen sollen insgesamt abgebaut werden.
- Bei der Schließungswelle 2020 hatten rund 2500 Beschäftigte in NRW ihre Arbeit verloren. Damals war es für Duisburg gerade noch einmal gut gegangen – beide Häuser blieben erhalten.