Duisburg-Neudorf. Seit Mitte Februar besuchen die ersten Flüchtlingskinder die Gneisenauschule in Duisburg-Neudorf. Rektor Christof Haering beschreibt das Konzept.

In die ehemalige Hauptschule an der Gneisenaustraße in Duisburg-Neudorf ist neues Leben eingekehrt. Nachdem im vergangenen Jahr der letzte Jahrgang die Hauptschule besuchte, standen die Räume leer. In der Zwischenzeit hat die Stadt an einem neuen Konzept gefeilt, wie die Schule genutzt werden soll – nun wird das Gebäude zum „Ort der Erstförderung“. Im Januar hatte die Bezirksregierung Düsseldorf grünes Licht für den Start gegeben.

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„Mich macht das sehr froh“, teilt SPD-Ratsfrau Susanne Zander mit Blick auf die Neuentwicklung mit. Seit Mitte Februar besuchen die ersten Kinder die Klassen in Neudorf. Platz ist für bis zu 120 Jungen und Mädchen sowie acht Pädagogen. Nicht weniger als eine „neue Form der Beschulung“ soll hier für geflüchtete und zugewanderte Kinder möglich werden.

Duisburg hat ein Modellprojekt eingerichtet, das die Stadt laut Stadtsprecherin Gabi Priem bald einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen will. Derweil gehen hier schon die ersten Kinder zu Schule. Rund 80 sind es, die Mehrzahl stammt aus der Ukraine, bestätigt Schulleiter Christof Haering. Der Direktor des „Landfermann“-Gymnasiums ist auch Chef der Außenstelle an der Gneisenaustraße - zusammen mit dem Schulleiter der ehemaligen Hauptschule, Daniel Inhester - „Erfinder“ und „Vorantreiber“ der neuen Einrichtung.

Neues Team für Duisburg-Neudorf wird derzeit aufgebaut

Christof Haering, Leiter des Landfermann-Gymnasiums, freut sich, dass aus der Gneisenauschule ein „Ort für Erstförderung
Christof Haering, Leiter des Landfermann-Gymnasiums, freut sich, dass aus der Gneisenauschule ein „Ort für Erstförderung" wird. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Schon vor dem Krieg in der Ukraine hatte das Duisburger Schulsystem mit knappen Ressourcen zu kämpfen - fehlenden Lehrern, maroden Räumen, Containern statt Klassen. Am „Landfermann“ in der Innenstadt wurden zugewanderte und geflüchtete Kinder in sogenannten Internationalen Vorbereitungsklassen (IVK) unterrichtet. Ähnliche Klassen gibt es auch an vielen anderen Schulen, die Gesamtschule Globus am Dellplatz betreibt entsprechende Gruppen in Kaßlerfeld.

Vorrangiges Ziel ist es, dass der Nachwuchs Deutsch lernt. Später kommt auch Fachunterricht hinzu, außerdem Kunst oder Sport. „Wir haben einige Kinder aus bildungsnahen Familien, dennoch ist es für die meisten schwierig, den Einstieg in eine Regelklasse zu finden“, erklärt Christof Haering.

Das Modell an der Gneisenaustraße sieht dafür die Bildung von „möglichst bildungsstandhomogenen Lerngruppen“ vor, aus denen die besten Schüler dann in sogenannte Hybridklassen gehen sollen. Diese sollen den Weg für eine zügigere Integration ebnen. In den ursprünglichen Lerngruppen gibt es dann wieder schneller Platz für neue Kinder. Außer dieser besonderen Idee der Begabungsförderung gebe es aber keine besonderen Synergie-Effekte mit dem „Landfermann“.

Das Lehrerteam für die „Dependance Neudorf“ sei momentan noch nicht komplett, sondern werde noch zusammengestellt, weiß Haering. Teilweise kommen die Pädagogen von anderen weiterführenden Schulen und müssten sich nun auf die neue Zielgruppe einstellen. Alle Lehrer zögen, so berichtet es Haering, aber erkennbar Motivation aus dieser für viele ganz neuen Aufgabe.

Schülerinnen und Schüler kommen auch aus dem Duisburger Norden

Die Stadt plane Unterstützung durch beratende und unterstützende Angebote, etwa durch den Einsatz von Schulpsychologen, so Haering. Auch organisatorisch müsse noch einiges geregelt werden. So wurden zunächst Toilettencontainer aufgebaut und an einer Verpflegung für die Kinder werde derzeit gearbeitet. Für die Gebäude und die Möblierung ist die Stadt Duisburg zuständig, die Lehrkräfte stellt die Bezirksregierung.

Die Schüler kommen übrigens nicht nur aus dem Bezirk Mitte, sondern beispielsweise auch aus dem Duisburger Norden. „Erstmal geht es nur ums Deutsch lernen. Interessant ist, wann es gelingt, die Hybridklassen aufzubauen, bei denen die begabten Kinder dann schneller in Regelklassen versetzt werden“, blickt Christof Haering auf die kommenden Monate. „Wir sind gestartet – mit Rosen, Motivation und Unterricht. Und wir hoffen sehr, dass es mit der Baustelle vorangeht.“ In der kommenden Woche soll es weitere Termine geben, bei denen die Kinder für die Dependance in Neudorf angemeldet werden können.

>> Zweites Zentrum wird in Wanheimerort angesiedelt

  • Zu einem zweiten Zentrum zur Erstförderung soll im März die ehemalige Kranichschule in Duisburg-Wanheimerort umfunktioniert werden.
  • Dieser Standort soll unter Federführung von Stan Orlovic betrieben werden. Er leitet die Karl-Lehr-Realschule in Wanheimerort, die ein Sportprofil hat und schon jetzt von Kindern vieler Nationalitäten besucht wird.