Duisburg.

Du Endlich: Das Landfermann-Gymnasium bekommt wieder einen etatmäßigen Schulleiter. Die Schulkonferenz – bestehend aus Schülern, Eltern und Lehrern – wählte am Dienstagabend mit Christof Haering einmütig einen neuen Direktor.

Weniger einmütig ist dagegen die Sicht des höchsten Schulgremiums auf die 30 Zuwandererkinder, die ab dem Sommer aufs Gymnasium kommen sollen.

Mit der erstmals auch gymnasialen Beschulung von Zuwandererkindern vorzugsweise aus Bulgarien und Rumänien wird der neue Schulleiter gleich eine sensible Aufgabe zu bewältigen haben. Sein Amtsantritt in Duisburg gilt nach der Empfehlung durch die Schulkonferenz als sicher; die Düsseldorfer Schulaufsicht und die Stadt müssen noch grünes Licht geben. Haering war der einzige Bewerber auf die Stelle.

Christof Haering ist zurzeit noch stellvertretender Schulleiter des renommierten Landrat-Lucas-Gymnasiums in Leverkusen. Mit 1800 Schülern ist es noch größer als das traditionsreiche Duisburger Stadtmitte-Gymnasium mit insgesamt rund 1200 Schülern, das seit drei Jahren nach dem Tode von UIrich Tholuck im August 2009 die Leiterstelle verwaist lassen musste: Es waren schlicht keine ernsthaften Interessenten für die aufgabenreiche Funktion in Sicht.

Aufnahme von rund 30 Zuwandererkindern

Kommissarisch hatten „Vize“ Detlef Kleinschnellenkamp und Günther Wesser das Gymnasium geleitet. „Das ist ein flächendeckendes Problem“, so Kleinschnellenkamp. Schulleiter, das gilt als stressiger Knochenjob mit kaum höherer Dotierung. „Wir sind froh, dass wir jetzt wieder einen ordnungsgemäßen Schulleiter bekommen“, so sein künftiger Stellvertreter.

Christof Haering

Für den 52-jährigen ist der Wechsel nach Duisburg auch die Rückkehr ins Ruhrgebiet. Haering ist gebürtiger Essener, ging dort zur Schule und studierte in Bochum Mathematik und Geschichte. Danach wurde es „wechselhaft“, denn Lehrer zu werden war schwer damals. Er jobbte als Schlafwagenschaffner, war Geschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes. Dann stieg Haering doch in die Schullaufbahn ein und unterrichtete zunächst am BMV, dem größten Mädchen-Gymnasium des Landes. Von 2003 bis 2008 ging er ins Ausland, zog es ihn nach Thessaloniki an die dortige deutsche Schule. Seitdem ist er stellvertretender Schulleiter in Leverkusen-Opladen. Zudem gibt es Wurzeln zum Landfermann-Gymnasium: Sein Vater war einst Referendar dort.

Ende vergangenen Jahres schaute sich Haering schon mal sozusagen inkognito im Landfermann um und besuchte den Tag der offenen Tür: „Mir ist dort vor allem das tolle Gemeinschaftsgefühl von Schülern, Eltern und Lehrern aufgefallen. Ich komme mit viele Freude nach Duisburg“, so der 52-Jährige.

„Ich freue mich sehr. Ich mag Schulen mit Profil und Tradition. Mich reizt es, zu unterrichten und Schule zu gestalten. Und ich freue mich auf die Rückkehr ins Ruhrgebiet“, sagte der 52-jährige gebürtige Essener Christof Haering im ersten Gespräch mit der WAZ (siehe „Zur Person“)

Zufrieden und erleichtert über den neuen „Chef“ zeigt sich auch der Schulpflegschaftsvorsitzende Christoph Mantell. Auch er erwartet, dass Haerings Ernennung angesichts dessen Qualifizierung eine reine Formsache ist. Keine reine Formsache ist für Schule, Eltern und Lehrer indes die Aufnahme der rund 30 Zuwandererkinder, die zum neuen Schuljahr im Landfermann-Gymnasium in eigenen Klassen unterrichtet werden sollen. Die Schulkonferenz verfasste am Dienstag einen umfänglichen Forderungs- und Fragenkatalog dazu.

Ängste nicht unter den Tisch fallen lassen

Denn es gibt Kritik, es gibt Ängste, es gibt Sorgen. Drohungen, dass Eltern ihre Kinder von der Schule nehmen wollen, sind allerdings die Ausnahme. Schlagworte von befürchteter Gewalt fallen ebenfalls selten. „Es gibt eher die Sorge, wie das funktionieren soll“, erklärt der Schulpflegschaftsvorsitzende. Elternwille war es auch, der zunächst verhindert hatte, dass die Aufnahme der Kinder schon zu diesem Schulhalbjahr zeitgleich mit dem Doppeljahrgang starten sollte. Nun, zum Sommer sieht das besser aus.

Doch laut Mantell müssen noch zahlreiche Einzelheiten geklärt werden: Was ist mit qualifizierten Fachkräften, etwa mit einem bulgarisch sprechenden Lehrer? Was mit Sozialarbeitern? Gibt es überhaupt Konzepte? Wie sollen teils kaum des Alphabets mächtige, geschweige denn Deutsch sprechende Kinder unterrichtet werden? Die kritischen Fragen, so scheint es, richten sich eher an die Stadt, die dem Gymnasium die Aufgabe aufbürdet, als gegen die künftigen Mitschüler. Mantell: „Wenn wir es machen, dann wollen wir es richtig machen.“

Kleinschnellenkamp ergänzt: „Es gibt Ängste. Die dürfen wir nicht unter den Tisch fallen lassen. Und wir müssen behutsam vorgehen“. Zugleich ist er sich sicher: Wenn die unbekannten Kinder erst Gesichter bekommen, wird sich vieles ändern. Auch bei geplanten Festen und Patenschaften.