Duisburg-Wanheimerort. Im Gespräch erklärt Schulleiter Orlovic, warum seine Schule nun ein Sportprofil hat und warum er selbstbewusst auf eine neue Gesamtschule schaut.
Die Schullandschaft in Duisburg-Wanheimerort wird sich in den nächsten Jahren verändern. Aktuell haben Politiker der Bezirksvertretung Mitte in der jüngsten Sitzung der Anmietung und Aufstellung von Klassencontainern an der Karl-Lehr-Realschule zugestimmt, um den Schulraum zu erweitern. In den nächsten zwei Jahren soll dann über einen dauerhaften Ausbau beraten werden. Im vergangenen Jahr hatten sich 70 Jungen und Mädchen an der Realschule angemeldet. In diesem Jahr wollten gerne 91 Jugendliche die Schule besuchen. Aufgenommen werden allerdings nur 81 Kinder. Zudem soll auf dem Gelände der ehemaligen Didier-Werke eine neue Gesamtschule errichtet werden, deren Einzugsgebiet nicht nur Wanheimerort, sondern auch die umliegenden Stadtteile und Teile des Südens sein wird.
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Wer auf dem Weg ins Schulsekretariat ist, läuft an einen riesigen Schriftzug „You’ll never walk alone“ vorbei. Im Büro von Schulleiter Stan Orlovic hängen außerdem Bilder von Boxkämpfen. Er selbst unterrichtet Sport und hat mal als Mittelfeldspieler in der dritten Liga gekickt. Im Gespräch erklärt der 48-Jährige, warum er sich keine Sorgen um die Zukunft der Karl-Lehr-Realschule macht, warum er gerne Lehrer werden wollte und warum er sich entschieden hat, dass seine Schule erste sportbetonte Realschule in Duisburg wird.
Schulleiter Orlovic suchte sich zunächst bewusst eine Schule im Duisburger Norden aus
Sie haben lange Fußball gespielt – war für Sie schon immer klar, dass Sie Lehrer werden wollen?
Meine Fußballerkarriere ist jetzt auch schon über 20 Jahre her. Eigentlich war für mich immer klar, dass ich Lehrer werden möchte. Schule hat mir immer Spaß gemacht. Trotzdem habe ich mich nach dem Abi erst einmal für Jura eingeschrieben, weil es damals hieß, dass keine Lehrer gesucht werden. Doch nach drei Semestern habe ich das gelassen und doch lieber auf Lehramt studiert – eigentlich auf Primarstufe. Ich hatte Sport, Mathe und Deutsch als Fächer.
Und wie war dann die Situation nach dem Studium?
Ich habe einige Bewerbungen geschrieben und hatte am Ende sechs Angebote, wo ich hätte anfangen können. Ich habe mich dann bewusst für die damalige August-Thyssen-Realschule in Hamborn entschieden, weil das Team dort am nettesten war. Später habe ich die Schule dann mit abgewickelt und bin als stellvertretender Schulleiter nach Fahrn gegangen.
Ihre Eltern stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien, Sie sind in Deutschland geboren. Sind Sie ein Vorbild für Kinder und Eltern, die ebenfalls einen Migrationshintergrund haben?
Im Duisburger Norden war das definitiv der Fall. Das war ein Vorteil in der Elternarbeit, auch weil ich die Sprache konnte und die Eltern sich dann an mich gewandt haben. In Wanheimerort spielt das eigentlich keine große Rolle. Hier bringen sich die Eltern auch ganz anders in das Schulleben ein. Wanheimerort hat ein anderes Einzugsgebiet, das merkt man schon.
Kooperation mit zahlreichen Sportvereinen – geboten wird vieles, bewusst allerdings kein Fußball
Als sportbetonte Schule bieten Sie einen besonderen Schwerpunkt.
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Vor einiger Zeit habe ich bei der Stadt herausgehört, dass auch die Realschulen ein Profil entwickeln sollte. So sind wir auf die Idee gekommen, einen Sport-Schwerpunkt einzurichten. Wir kooperieren mit zahlreichen Vereinen, darunter der ETuS Wedau, KSV Wedau, SV Wanheim, Club Raffelberg, Füchse Duisburg, DSV 98 und 1. SRC Duisburg. Die Schüler haben eine Extra-Stunde Sport und können Tennis, Squash, (Eis-)Hockey, Teakwondo und Kung Fu, Wasser- und Handball, Kanu, Tischtennis, Bogenschießen und Schach ausprobieren. Auf diese Weise sollen die Kinder, die Spaß am Sport haben, gefördert werden. Sport und Bewegung fördere die geistige Aufnahmefähigkeit und den Teamgeist. Und die Vereine haben die Möglichkeit, sich vorzustellen. Der eine oder andere hat durch unserer Kooperation, schon neue Mitglieder bekommen. Demnächst soll es bei uns neben Französisch, Technik, Musik und Sozialwissenschaften Sport als zusätzliches Wahlpflichtfach geben.
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Es gibt gar kein Fußball-Angebot.
Nein, auf Fußball haben wir bewusst verzichtet.
Wählen mehr Jungen als Mädchen den Schwerpunkt?
Das ist bei uns gemischt. Wer in die Klasse aufgenommen werden möchte, muss einen Sporttest absolvieren.
In diesem Jahr haben sich deutlich mehr Kinder an Ihrer Schule angemeldet. Führen Sie das auf diese Arbeit zurück?
Es sind auf jeden Fall Eltern und Kinder, die sich bewusst für unsere Schule entscheiden und nicht solche, die woanders abgelehnt wurden. Das merken wir immer nach den Tagen der offenen Tür, dass danach das Interesse steigt. Eigentlich hätten wir in diesem Jahr knapp vier Klassen bilden können. Doch dann gab es noch freie Plätze an der Gustav-Heinemann-Realschule in der Innenstadt und so sind es bei uns drei Klassen geblieben.
Schulleiter schaut selbstbewusst in die Zukunft: Neue Gesamtschule soll in Wanheimerort entstehen
In Wanheimerort soll künftig eine neue Gesamtschule gegründet werden. Machen Sie sich Sorgen deswegen?
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Nein, die meisten entscheiden sich bewusst für uns als Realschule.
Wie sieht es nach der zehnten Klasse aus – wie viele Jugendliche besuchen danach eine weiterführende Schule, um Abi zu machen und wie viele gehen in eine Ausbildung?
Etwa 60 Prozent entscheiden sich für den Weg in die Oberstufe. Wir kooperieren nicht mit einer bestimmten Schule, aber es gibt eine Orientierungswoche, bei der sich die Gesamtschulen und Gymnasien vorstellen können. Wir bekommen von den anderen Schulen das Feedback, dass unsere Schüler in der Oberstufe gut klarkommen und mithalten können.
Als Reaktion auf die steigende Nachfrage stehen bei Ihnen im Hof nun Klassencontainer.
Ja, die erste Erweiterung mit Containern gab es bei uns schon in den 1990er Jahren. Seitdem stehen sie als Anbau übereinandergestapelt. Mittlerweile sind die Räume aber teilweise feucht, es gibt Schimmelprobleme. Außerdem haben wir keine Aula. Früher sind wir mit Veranstaltungen immer an andere Schulen ausgewichen. Mittlerweile nutzen wir bei gutem Wetter den Schulhof.
>> 490 Kinder besuchen die Schule
Aktuell besuchen rund 490 Schüler die Karl-Lehr-Realschule an der Wacholderstraße. Sie werden von etwa 40 Lehrer unterrichtet. Hinzu kommen drei Mitarbeiter, die zu sogenannten multiprofessionellen Teams gehören und sich etwa um Kinder mit Förderbedarf kümmern. Auch Seiteneinsteiger sind in der Schule.