Duisburg. Im Kampf gegen kriminelle Clans und organisierte Kriminalität passt die Duisburger Polizei ihr Konzept an. Ihr Ziel: Hinter die Kulissen kommen.

Die Polizei Duisburg wird im Kampf gegen kriminelle Clans und organisierte Kriminalität ihr Triangel-Konzept anpassen. Der Fokus soll noch mehr auf den Ermittlungen zu den Strukturen in den Gruppierungen liegen. Das gab Polizeipräsident Alexander Dierselhuis bekannt.

Seine Vorgängerin Dr. Elke Bartels hatte das Konzept erarbeitet und unter großem Personaleinsatz mit Leben gefüllt. Bei seinem Amtsantritt vor rund zehn Monaten hatte der anerkannte Sicherheitsexperte Dierselhuis betont, an den drei Säulen zur Bekämpfung der kriminellen Organisationen festhalten zu wollen. Sie lauten: Präsenz, Strukturermittlung, Prävention.

„Wir wollen da sein, Razzien machen, die Kriminellen stören“, hatte Dierselhuis im April 2022 angekündigt. Und diese Ankündigung in die Tat umgesetzt: Gerade nach der Schießerei auf dem Hamborner Altmarkt, als das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung angegriffen zu sein schien, berichtete die Polizei im Sommer offensiv und in relativ kurzen Zeitabständen über Durchsuchungen in Wettbüros, Cafés und Shisha-Bars – vor allem im Norden der Stadt.

„Diese Kontrollen gehen weiter. Sie gehören zu unserer alltäglichen Arbeit“, unterstreicht Polizeisprecher Stefan Hausch. Genauso sei es mit den Fahrzeugkontrollen, bei denen die Einsatzkräfte in wöchentlichen Schwerpunktaktionen die Insassen von Luxuskarossen gezielt überprüfen.

Polizei Duisburg will an das Vermögen der kriminellen Clans

Die Erkenntnisse aus den Razzien und diesen Kontrollen fließen direkt in die Strukturermittlungen. Wer hält sich wo auf? Welche Personen stehen in einem engen Kontakt? Zwischen welchen Gruppierungen gibt es Schnittpunkte? Auf all diese Fragen sammeln die Ermittler Erkenntnisse. „Wir wollen noch stärker hinter die Kulissen kommen und das Vermögen abschöpfen“, sagt Alexander Dierselhuis nun. Pläne dazu erarbeitet er derzeit mit seiner Leitungskonferenz, in der unter anderem die Chefs der fünf Duisburger Polizeidirektionen sitzen. Nach Vorstellung des Gremiums soll vor allem die Zusammenarbeit mit anderen Behörden noch weiter intensiviert werden: zum Beispiel mit der Steuerfahndung, der Stadt, dem Jobcenter.

Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis gilt als Experte im Kampf gegen organisierte Kriminalität
Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis gilt als Experte im Kampf gegen organisierte Kriminalität © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Äußerst wichtige Ansprechpartner dürften dabei die handelnden Personen in dem Projekt „Staatsanwälte vor Ort“ sein. Die Duisburger Sonderermittler sammeln dort Informationen über die kriminellen Clans. Im vergangenen Jahr riefen sie ein ambitioniertes Ziel aus: Sie wollen an die mächtigen Familienbosse herankommen.

Duisburgs Polizeipräsident legt Wert darauf, dass beim Blick auf die organisierte Kriminalität vor Ort nicht nur die Clans mit arabisch-libanesischen Wurzeln eine Rolle spielen würden. Seit der blutigen Eskalation in Alt-Hamborn ist auch in der Öffentlichkeit klar: Die Rocker-Gruppierung Hells Angels ist in der Stadt weiter aktiv. Hinzu kommen weitere kriminelle Gruppierungen, die im Aufbau den Großfamilien ähneln.

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„In einigen Stadtvierteln erheben die Gruppierungen einen Machtanspruch“, verdeutlicht Dierselhuis das Problem. Der Drogenhandel sei in Duisburg die Haupteinnahmequelle der kriminellen Clans, berichtet Dirk Harder, Leiter der Kriminalpolizei. Aber: Auch im Menschenhandel seien sie tätig. Sie bringen billige Arbeitskräfte in heruntergekommenen Wohnungen unter, lassen sie für sich schuften und verlangen dann von ihnen hohe Abgaben.

>>10 Monate im Amt: Dierselhuis sieht viel Positives

  • Seit dem 1. April 2022 ist Alexander Dierselhuis Polizeipräsident in Duisburg. Er gilt als Experte im Kampf gegen organisierte Kriminalität.
  • Nach fast zehn Monaten im Amt zieht er eine positive Bilanz: „Ich bin schnell angekommen, wurde mit offenen Armen empfangen. Mir gefällt in Duisburg sehr, dass Probleme in der Stadtgesellschaft offen angesprochen werden.“