Duisburg. Duisburgs neuer Polizeipräsident hat an seinem ersten Arbeitstag eine klare Ansage an kriminelle Clans gemacht. Das ist seine Strategie.

Duisburgs neuer Polizeipräsident Alexander Dierselhuis hat am Freitag seinen Dienst angetreten. Der 38-Jährige gilt unter anderem als Experte im Kampf gegen organisierte Kriminalität und Clans. Und fand an seinem ersten Tag direkt klare Worte.

Der gebürtige Neusser startet seinen Dienst mit viel Vorschusslorbeeren: „Ich bin mir sicher, dass er genau der Richtige für diesen Job ist“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul bei der feierlichen Amtseinführung im Huckinger Steinhof.

Reul hatte neun Monate lang nach einem Nachfolger für die hochgeschätzte ehemalige Polizeipräsident Dr. Elke Bartels gesucht. Und sich schließlich für Dierselhuis entschieden. Reul hob dessen Ehrgeiz den Ehrgeiz, die Dynamik und die Motivation des Juristen hervor.

Alexander Dierselhuis: Erfolge in Oberhausen, neue Herausforderung in Duisburg

In Oberhausen, wo er sich am Donnerstag mit Currywurst und Bier von der Belegschaft verabschiedete, hat sich der 38-Jährige in zweieinhalb Jahren als Polizeipräsident einen sehr guten Ruf als Sicherheitsexperte erworben. Unter seiner Leitung gelangen durch täterorientierte Ermittlungsarbeit, ständiger Polizeipräsenz und großem Kontrolldruck Erfolge bei der Arbeit gegen kriminelle Clan-Strukturen.

NRW-Innenminister Herbert Reul führte Alexander Dierselhuis in sein Amt ein
NRW-Innenminister Herbert Reul führte Alexander Dierselhuis in sein Amt ein © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Dabei rückte das illegale Glückspiel noch stärker in den Fokus. Ein Beispiel: Nach über einjähriger Vorarbeit schlug die Ermittlungskommission „Castelli“ in der Nachbarstadt bei einer großen Razzia zu. 33 Objekte wurden durchsucht, 140 illegale Spielautomaten konfisziert – zum Teil standen sie in geheimen Räumen hinter extra eingezogenen Wänden.

Mit Blick auf die kommenden Herausforderungen wandte sich Reul direkt an den neuen Duisburger Behördenleiter: „Hier wartet keine einfache Aufgabe auf sie. Sicherlich nicht einfacher als in Oberhausen.“

Duisburger Polizei hat gute Aufklärungsquote

Dierselhuis wirkte bei seiner Begrüßungsrede ruhig und gut vorbereitet. Er sei sich bewusst, dass der Wechsel nach Duisburg ein Sprung sei. „Die Stadt ist doppelt so groß, bei der Polizei arbeiten viermal so viele Mitarbeiter“, so der Jurist, der nun Chef von über 1800 Beschäftigen und auch für die Wasserschutzpolizei verantwortlich ist.

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Dem Vernehmen nach übernimmt Dierselhuis eine intakte Behörde. Seine Vorgängerin Elke Bartels hat die Gräben zwischen den Direktionen geschlossen und gerade in ihrer Anfangszeit den Schulterschluss mit Stadt und Justiz gesucht. Die Aufklärungsquoten gehören zu den besten in NRW, die Fallzahlen sanken zuletzt – auch durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie – beträchtlich.

„Aber es gibt einen Unterschied zwischen der objektiven und der subjektiven Sicherheit“, sagte Dierselhuis. Sein Ziel: „Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger auf der Straße und in ihrer Wohnung sicher fühlen.“

Drei Säulen im Kampf gegen Clans

Zentral wird dabei in Duisburg der Kampf gegen die Clan-Kriminalität bleiben. Bartels hat mit ihrer „Null-Toleranz-Strategie“ eine Basis gelegt. Auf dieser möchte der neue Polizeipräsident nun aufbauen.

Er beruft sich dabei auf eine „Drei-Säulen-Strategie“: Die erste Säule ist die polizeiliche Präsenz. „Wir wollen da sein, Razzien machen, die Kriminellen stören“, so der 38-Jährige. Die zweite Säule sind die Strukturermittlungen. Dabei dürfte Dierselhuis einen engen Draht zu dem Projekt „Staatsanwälte vor Ort“ suchen. Dort sammeln Duisburger Sonderermittler Erkenntnisse über kriminelle Clans. Riefen im Februar die nächste Stufe aus. Die Ermittler wollen nun die mächtigen Familienbosse herankommen. „Wir müssen in die Strukturen hereinkommen, die Hintermänner ermitteln und die Strukturen zerschlagen“, fasste Dierselhuis zusammen. Die dritte Säule sei dann die Prävention.

Der neue Chef im Polizeipräsidium setzt bei der Arbeit – gerade im Bereich der organisierten Kriminalität – auf den Zusammenschluss mit der Justiz, dem Zoll, den Steuerfahndern und der Stadt. „Die Polizei kann nicht singulär für Sicherheit sorgen“, unterstrich Dierselhuis. Ein Kennenlerngespräch mit Oberbürgermeister Sören Link hat deshalb schon stattgefunden. Der OB sagte dazu: „Ich bin bereit, da noch mehr für die Sicherheit zu tun. Das erlaubt mittlerweile auch unser Haushalt.“

>>Zur Person: Das ist Alexander Dierselhuis

  • Alexander Dierselhuis ist 38 Jahre alt und in Neuss geboren und aufgewachsen. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaft in Trier und dem Rechtsreferendariat in Duisburg arbeitete er als Staatsanwalt in Düsseldorf.
  • Ab 2015 war er in der Landeshauptstadt in der Abteilung für organisierte Kriminalität tätig. Seine Schwerpunkte dort: professioneller Wohnungseinbruchdiebstahl, Menschenhandel und Zuhälterei, Schleusung sowie Rockerkriminalität.
  • Im Februar 2018 wurde Dierselhuis als Geschäftsführer der Regierungskommission „Mehr Sicherheit für Nordrhein-Westfalen“ unter dem Vorsitzenden Wolfgang Bosbach in die Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen berufen.
  • 2019 wechselte er dann nach Oberhausen.