Duisburg. Geschäfte alleine reichen nicht mehr, um die Duisburger Innenstadt zu besuchen. Welche Vorschläge Planer für die Zukunft der City haben.
So belebt war das Averdunk-Centrum in der Duisburger Innenstadt schon lange nicht mehr: Dort, wo früher einmal Baby-Ausstattung und Spielzeug verkauft wurden, sollten rund 100 Händler, Kulturschaffende, Gastronomen und Nachbarn einen „Gala-Abend mit Schmackes und Herzblut“ erleben – so wurde die Veranstaltung zumindest von „Duisburg Business Innovation“ und Moderator Stefan Postert vom Büro „Stadt und Handel“ angekündigt.
In verschiedenen Workshops wurde in den vergangenen Monaten erarbeitet, wie sich die City weiter entwickeln soll. Kritikpunkte wurden zusammengetragen, Ideen gesammelt. Wer sich schon länger mit dem Thema Innenstadtentwicklung beschäftigt, merkte schnell: Viel Neues war nicht dabei. Doch „es gab auch vorher kein Erkenntnisdefizit – es muss jetzt darum gehen, die PS auf die Straße zu bekommen“, wie Postert formulierte. Man müsse die „zweite Halbzeit gewinnen“, denn so wie die Innenstadt noch vor 20 Jahren war, komme sie nicht wieder. Ein Teilnehmer unterbrach die Handlungsempfehlungen allerdings zwischendurch genervt mit der Bemerkung: „Ich warte auf den Inhalt.“
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Positiv: So divers waren nicht alle Diskussionsrunden, die es in den vergangenen Jahren zur Innenstadtentwicklung gab, besetzt. So fand ein Workshop beispielsweise im Soziokulturellen Zentrum „Stapeltor“ statt, ein anderes Treffen bei „Krankikom“. Auch Vertreter sämtlicher Innenstadtinstitutionen wie der Deutschen Oper am Rhein machten mit und die Uni wurde beteiligt. Die Wirtschaftsförderer und Verantwortlichen der Politik schwärmen nämlich von der Hochschule „als Jungbrunnen für die Stadt“, allerdings merke man in der City noch zu wenig, dass Duisburg eine Uni-Stadt sei.
Das wünschen sich junge Kulturschaffende für die Duisburger Innenstadt
Christian Wagemann, Mitinitiator des „Stapeltor“, erklärte allerdings, dass es zu seiner Studentenzeit kaum Treffpunkte in Duisburg gegeben habe. „Ein Techno-Club ist ein Standortfaktor“, betonte er. Er und seine Kommilitonen hätten früher nach Düsseldorf oder in andere Ruhrgebietsstädte fahren müssen – bis er mit seinen Mitstreitern beschlossen habe, sich für ein soziokulturelles Zentrum starkzumachen. „Es bleibt einem in Duisburg ja nichts anderes übrig, als selbst die Initiative zu ergreifen.“ Für ihn sei wichtig, dass es in der City weiterhin Orte gebe, an denen nicht zwingend etwas konsumiert werden müsse.
Streetart-Fotografin und Wahl-Duisburgerin Gianna Reich wohnt im Dellviertel in der Nähe des Kantparks. Sie wünscht sich, dass bei einer Neuausrichtung der Innenstadt die Klientel, die dort konsumiert, weder vergessen noch verdrängt wird.
Einigkeit herrschte weitgehend dazu, dass der Handel nicht mehr allein der Grund sein wird, die City zu besuchen. Die Innenstadt sei hingegen ein „dritter Ort“, an dem sich Bekannte treffen. Wirtschaftsdezernent Michael Rüscher wärmte noch einmal die Erinnerung auf, wie er früher mit der Oma in die Stadt ging und dort ein Eis bekam. „Innenstadt ist etwas Emotionales.“ Trotz allem gibt es in Duisburg noch Geschäfte, die Kunden auch von weiter her anlocken. „Uns gibt es seit 35 Jahren. Viele kommen gezielt zu uns. Aber leider fahren die meisten dann wieder nach Hause“, erklärt Stephanie Eses, Betreiberin des Streetwear-Geschäfts „Korrekt“.
Wie soll die City belebt werden?
Auch andere monierten, dass es kaum Möglichkeiten gebe, abends in der Innenstadt etwas trinken zu gehen. „Da beißt sich die Katze in den Schwanz“, weiß Marc Weber, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes und Inhaber des „Webster“. Wenn zum Beispiel im Theater am Marientor eine Veranstaltung sei, merke er das durchaus in seinem Brauhaus am Dellplatz. „Das war früher bei ‚Les Miserables‘ schon so, aber auch als das Petry-Musical lief oder neulich bei ,Die Schöne und das Biest.’ Kein Wirt sperrt eine Stunde eher zu, wenn der Laden voll ist.“
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In der Vergangenheit gab es durchaus Kneipen, Bars und Diskotheken in der Innenstadt. Allerdings reichte manchmal schon die Beschwerde eines Nachbarn, die mit dafür gesorgt hat, dass solche Locations schließen mussten. „Natürlich muss ich diese Beschwerden über Verstöße ernst nehmen. Es gibt Regeln und Gesetze, an die wir uns halten müssen. Wenn es einen Ermessensspielraum gibt, ist das etwas anderes“, betont Oberbürgermeister Sören Link, der sich in Sachen Innenstadtentwicklung grundsätzlich mehr „Zuversicht“ wünscht und auch die Stadtteilzentren in den Entwicklungsprozess mit einbeziehen will. Mit Blick auf den Mikrokosmos Dellplatz, wo bald das „Bora“ eröffnen soll und in der Nachbarschaft auf dem Gelände des St. Vincenz-Hospitals neue Wohnungen entstehen, wolle man versuchen, Rahmenbedingungen zu schaffen, dass beides nebeneinander existieren kann.
Stefan Postert riet den Duisburgern zum Aufbau einer neuen Struktur und schlug die Gründung einer Einheit vor, die beispielsweise „Duisburg Eins“ heißen könnte. Dort sollten sämtliche Ämter und Ansprechpartner versammelt werden, die „kollaborativ“ für die Innenstadt zusammenarbeiten.
Citymanagement soll in den nächsten Monaten „schlagkräftig aufgestellt“ werden
Rasmus C. Beck versteht die Veranstaltungsreihe auch als Auftrag an die DBI. „Die City ist ein zentrales Quartier in Duisburg und von großer Bedeutung für die gesamte Stadt. Hier werden wir unsere Bemühungen nun weiter intensivieren. Wir entwickeln zudem einen ganzheitlichen Ansatz über die Innenstadt hinaus – für eine innovative Quartiersentwicklung in allen Duisburger Stadtteilen.“ So sollen neben wirtschaftlichen auch die Stadtentwicklungsperspektiven mit aufgegriffen werden.
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Der „Gala-Abend“ soll nur ein vorübergehender Höhepunkt gewesen sein. „Der Prozess geht weiter. Deswegen sind die kommenden Workshops bereits geplant“, kündigt Postert an. Und Beck verkündet: „In den nächsten Monaten wird das Citymanagement schlagkräftig aufgestellt und das Erarbeitete konsequent in der Innenstadt und den Stadtteilen vorantreiben.“