Duisburg. Was wird aus der Duisburger Innenstadt, wenn Shoppen alleine nicht mehr lockt? So denken Händler, Planer und Kreative über die Zukunft der City.

Wie geht es mit der Duisburger Innenstadt weiter, wenn kaum noch jemand zum Shoppen in die City kommt? Über das Thema Innenstadtentwicklung haben sich in der Vergangenheit schon viele Gesprächsrunden und Experten den Kopf zerbrochen. Nun ist Rasmus C. Beck, Chef der Duisburger Wirtschaftsförderung „Duisburg Business Innovation“ (DBI), wie er selbst sagt, kein großer Freund von starren Konzepten und großen Masterplänen – oft genug haben sich schließlich die Empfehlungen, die vor fünf Jahren im Bereich Innenstadt galten, überholt. Die Pandemie hat inzwischen andere Fakten geschaffen. Um auf neue und innovative Ideen zu kommen, hat die DBI deshalb zu drei Workshops eingeladen, bei denen nicht nur Händler, sondern auch Kreative und engagierte Duisburger zu Wort kommen. So erhoffen sich die Macher neue Impulse.

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Moderator Stefan Postert, zuständig für Stadtstrategien und Urbane Ökonomie im Büro „Stadt+Handel“ und von der DBI beauftragt, um neue Perspektiven für die Innenstadt mit zu entwickeln, konfrontiert die rund 40 Workshop-Teilnehmer mit der Erkenntnis: „Was die Innenstadt einmal war, kommt nicht wieder.“ Deshalb ist seine Schlussfolgerung: „Kill your darlings“ – man müsse sich also von liebgewonnenen Erinnerungen und Vorstellungen lösen. „Groß denken“ sei hingegen ausdrücklich erlaubt und auch, bei anderen Städten „zu klauen“, was gut läuft. „Denken Sie in Möglichkeiten, nicht in Widerständen.“

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Der Besuch der Duisburger Innenstadt soll „emotionalisiert“ werden

Stefan Postert (MItte) vom Büro für Stadt+Handel bei einem Rundgang durch die Innenstadt mit Alexander Kranki, Chef von Krankikom und Petra Manoah (re,), Inhaberin des Knüllermarkts.
Stefan Postert (MItte) vom Büro für Stadt+Handel bei einem Rundgang durch die Innenstadt mit Alexander Kranki, Chef von Krankikom und Petra Manoah (re,), Inhaberin des Knüllermarkts. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Konkret könnte das heißen: Wenn man zum Beispiel die Aufenthaltsqualität auf der Königstraße steigern möchte und feststellt, dass es zu wenig Bänke gibt. „Vielleicht hauen wir mal ein Möbelhaus an und fragen, ob die 1000 Stühle für uns haben, die wir in der Innenstadt aufbauen. Aber kommen Sie uns dann nicht mit Verkehrssicherungspflicht, dass ja vielleicht jemand stolpern könnte“, führt Postert aus. Man müsse die Innenstadt weniger mit dem Kopf denken als mit dem Herzen und einen City-Besuch emotionalisieren. Bestes Beispiel: Die Gelsenkirchener Innenstadt sei zwar auch keine Schönheit. Postert wird sie aber auf ewig in guter Erinnerung behalten, weil er dort das erste Date mit seiner Frau hatte. DBI-Chef Rasmus C. Beck nennt den City-Trail als weiteres Beispiel, wie es gut funktionieren kann, Leute auf die Königstraße zu locken und dafür zu sorgen, dass sie die Innenstadt anders wahrnehmen. Er wünscht sich zudem, dass mehr studentisches Leben in die Innenstadt kommt. „Warum steht eigentlich nicht Universitätsstadt auf dem Ortsschild von Duisburg?“, fragt er.

Noel Liebing, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement und Handel an der Uni Duisburg-Essen, würde nicht so weit gehen, Duisburg als klassische Studentenstadt zu bezeichnen. Er stammt eigentlich aus dem Münsterland und hat in Duisburg studiert. Zum Feiern fährt er in der Regel in die Nachbarstädte, shoppen erledigt er online. Aufgeteilt in Zweier-Grüppchen diskutiert er mit Street-Art-Künstlerin Gianna Reich, was sich an der Innenstadt ändern müsste. Ihr ist wichtig, dass nicht nur über Einkaufsmöglichkeiten debattiert wird, sondern auch über die Menschen, die die Innenstadt nutzen. Statt sich über die Leute aufzuregen, die Alkohol auf der Königstraße trinken und diese Richtung Kant-Park zu verdrängen, solle man lieber einen Raum für diese Personengruppe schaffen.

Hermann Weßlau: „Ich finde Duisburg lebens- und liebenswert“

Christian Wagemann, einer der Macher im soziokulturellen Zentrum „Stapeltor“ findet es jedenfalls gut, dass diesmal die Gruppe, die über die City nachdenkt, erweitert wurde. „Das letzte Mal war ich auf der Königstraße, um die U-Bahn zu nehmen“, gibt er zu. Die Innenstadt sei mehr als nur Handelslage, sondern „ein Forum für die Menschen“.

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Hermann Weßlau, Vorsitzender der Duisburger Bürgervereine, kennt die Königstraße noch aus einer Zeit, als dort noch eine Straßenbahn fuhr. „Es ist gut, dass die nun unterirdisch fährt. Ich finde Duisburg lebens- und liebenswert“, betont er. Von der Schönheit Duisburgs müssten aber mehr Menschen überzeugt werden. Er regt an, Hinweistafeln zu installieren, damit auch die Besucher des Zentrums vom Landschaftspark, Tiger & Turtle oder dem nahe liegenden Innenhafen erfahren.

Wer mitreden möchte, kann sich zum nächsten Workshop anmelden

Janna Klett und Dominik Förderer haben die „Bierbude“ gegründet. Auf der Wallstraße fühlen sie sich gut aufgehoben und locken Bierfans in ihr Fachgeschäft.
Janna Klett und Dominik Förderer haben die „Bierbude“ gegründet. Auf der Wallstraße fühlen sie sich gut aufgehoben und locken Bierfans in ihr Fachgeschäft. © Lars Heidrich / FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Janna Klett hat vor vier Jahren zusammen mit Dominik Förderer die „Bierbude“ an der Wallstraße eröffnet. Das Fachgeschäft, das 120 unterschiedliche Sorten im Programm hat, bietet auch Braukurse und Tastings an. „Das Konzept würde auf der Königstraße wahrscheinlich so nicht funktionieren. Wir fühlen uns auf der Wallstraße mit seinen Cafés ganz wohl“, erklärt sie und freut sich, dass sie vom City-Management gefragt wurde, sich an dem Ideen-Prozess zu beteiligen.

Die ersten Anregungen werden nun ausgewertet. Ein zweiter Workshop findet am 14. November im „Stapeltor“ statt. Die Veranstaltungen sind offen, man muss sich allerdings bei der DBI für die Abende anmelden. „Wenn Sie einen Kumpel oder jemanden im Büro haben, der auch mitreden möchte, bringen Sie ihn mit“, wirbt Postert. Anmeldungen sind per E-Mail an kontakt@duisburg.business möglich.