Duisburg. Klima-Aktivisten von „End Fossil: Occupy“ haben nach der Uni-Besetzung mit dem Rektorat diskutiert. Was sie fordern und wie die Uni reagiert.

Schlafsäcke und Decken im Hörsaal, Banner und Plakate im Foyer und viele lautstarke Aktivisten: Vor zwei Wochen war das Duisburger Audimax der Uni Duisburg-Essen (UDE) für den normalen Betrieb gesperrt. Klima-Aktivisten von „End Fossil: Occupy“ hatten das LX-Gebäude besetzt. Mittlerweile ist die Besetzung beendet, doch der Protest hallt nach.

Am Mittwoch haben die Aktivisten ihre Forderungen erneut betont. Sie diskutierten mit dem Rektorat der Uni im Audimax. Rund 200 Studierende beteiligten sich oder hörten zu. Es ging vor allem um die Frage, was die Uni machen möchte, um klimafreundlicher und sozial gerechter zu werden. Viele Punkte blieben offen.

Gespräch mit Rektorat in Duisburg: Das fordert „End Fossil: Occupy“

Die Aktivisten blieben in ihren Forderungen oft unkonkret. Sie appellierten an eine „Uni für die Zukunft statt Lehre von gestern“, sprachen von „Verbesserungspotentialen“, „Zukunftsfähigkeit“ und einer „sozial-ökologischen Transformation“.

Sie kritisierten, dass die Uni mit Unternehmen wie RWE zusammenarbeitet und von ihnen finanziell abhängig sei: „Das ist ein moralisch kranker Konzern, der in der Krise Profite auf Kosten von Studierenden und uns allen macht“, betonte Bündnis-Sprecherin Gwendolyn Rautenberg. Das wies Uni-Kanzler Jens Andreas Meinen zurück. Man könne darüber diskutieren, ob die Kooperation mit RWE gut oder schlecht ist. „Finanziert werden wir von solchen Unternehmen aber nicht, und das Studienangebot beeinflussen sie auch nicht.“

Ein wichtiger Punkt der Aktivisten: Sie fordern, dass Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit in jedem Studiengang behandelt werden, also in Form eines Pflicht-Moduls. Gwendolyn Rautenberg sagte: „Fast alle Probleme dieser Welt können auf den Klimawandel zurückgeführt werden. Deswegen müssen wir dafür kämpfen, dass ein Grundwissen dazu bei jedem vorhanden ist.“

Fachübergreifendes Klima-Modul? So reagiert die UDE

Das Rektorat zeigte sich von dieser Idee wenig begeistert. Rektorin Barbara Albert sagte: „Wir bieten zahlreiche Studiengänge zum Umgang mit nachhaltigen Ressourcen an. Die nachhaltige Entwicklung ist eine starke Säule unserer Universität.“ Sie wolle Studierende aber nicht zwingen, bestimmte Lehrveranstaltungen zu belegen.

Stefan Rumann, Prorektor für Studium, Lehre und Bildung, meinte außerdem, das Rektorat könne nicht über einzelne Module entscheiden. Inhaltliche Ideen zu den Studiengängen könnten bei den Fakultäten durch die Beiräte angesprochen werden – „aber diese Gremien werden von Studierenden zu selten genutzt“.

Rund 200 Studierende haben an der Diskussion zwischen Klima-Aktivisten und dem UDE-Rektorat im Audimax teilgenommen.
Rund 200 Studierende haben an der Diskussion zwischen Klima-Aktivisten und dem UDE-Rektorat im Audimax teilgenommen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die Mitglieder von „End Fossil: Occupy“ drängten darauf, dass die UDE Bildung für alle sozialen Gruppen ermöglicht. Sie solle Studierende unterstützen, die sich ein Studium nur mit vielen Nebenjobs und einer hohen Doppelbelastung leisten können. „Es gibt kaum Laptops zum Ausleihen, und die Beratung des Astas ist überlastet“, meinte Rautenberg.

Kanzler Jens Andreas Meinen entgegnete: „Die Uni bekommt Steuergeld dafür, um Lehre bereitzustellen – nicht, um soziale Schieflagen auszugleichen.“ Die UDE biete Beratungsangebote und Stipendien. Prorektor Rumann ergänzte: „Es gibt wenige Anträge auf Stipendien. Die Hilfe ist da, aber muss auch genutzt werden.“

Aktivisten betonen: Das sind die Probleme auf dem Duisburger Campus

Die Aktivisten beklagten, dass die Uni nicht barrierefrei und attraktiv sei: „Es gibt zu wenig Lernräume, Sitzmöglichkeiten, Steckdosen und Grünflächen, aber dafür zu viele Parkplätze“, sagte Aktivistin Kim. Barrierefreie Toiletten seien kaputt. Zudem gebe es gar kein barrierefreies Wohnheim. Die Pendel-Busse zwischen den Campus in Essen und Duisburg seien oft überfüllt und verkehrten zu selten.

Bei diesem Punkt zeigte sich Jens Andreas Meinen selbstkritisch: „Ich bin auch nicht erbaut darüber, wie wenig Lernplätze es auf dem Campus gibt.“ Die Uni werde darüber beraten, wie man die Aufenthaltsqualität auf dem Campus verbessern kann. Im Frühjahr 2023 werde das Rektorat auch den Shuttlebus überprüfen: „Wir arbeiten gerne am ÖPNV und sind für Anregungen dankbar.“

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Wie schon bei der Besetzung selbst zeigte sich auch bei der Diskussion am Mittwoch, dass nicht alle Studierenden hinter den Forderungen von „End Fossil: Occupy“ stehen – erst recht nicht hinter der Form des Protests. Ein Maschinenbau-Student sagte auf der Bühne: „Die Besetzung war in meinen Augen keine Demonstration, sondern Nötigung. Durch die ausgefallenen Vorlesungen haben Studierende Bildung verloren, die sie nicht mehr zurückgewinnen.“ Die Aktivisten wurden mehrmals durch Zwischenrufe unterbrochen. Auch der Applaus von Teilen des Publikums war oft auf der Seite des Rektorats.

>> GESPRÄCH MIT UDE-REKTORAT: KLIMA-BÜNDNIS ZIEHT FAZIT

  • Am Tag nach der Diskussion zieht Bündnis-Sprecher Janik Pohl gegenüber unserer Redaktion ein Fazit: „Wir sind zufrieden, dass das Rektorat überhaupt den Diskurs ermöglicht hat.“ Viele Studierende hätten teilgenommen und sich gemeldet – auch Studis, die nicht Mitglied der Gruppe sind.
  • Unzufrieden zeigt sich das Bündnis darüber, dass das Rektorat in vielen Punkten unkonkret geblieben sei: „Es hat nicht mehrere Dinge betont, die direkt umgesetzt werden“, sagt Pohl.
  • Es werde Folgegespräche mit der UDE geben. Pohl: „Der Protest wird weitergehen, egal in welcher Form.“ Die Aktivisten würden die Aktionen der vergangenen Wochen nun reflektieren.