Duisburg. Arbeitgeber können ihren Beschäftigen bis zu 3000 Euro auszahlen. Welche Unternehmen in Duisburg den Inflationsbonus zahlen – und welche nicht.

Bis zu 3000 Euro dürfen Arbeitgeber an ihre Beschäftigen steuer- und abgabenfrei zahlen, um ihnen die Mehrkosten durch die Inflation auszugleichen. Der Bonus nennt sich „Inflationsausgleichsprämie“ und ist Teil des dritten Entlastungspakets. Seit dem 26. Oktober (Mittwoch) können Unternehmen den Betrag auszahlen.

Aber: Beschäftigte haben keinen Anspruch auf die Prämie. Die Arbeitgeber verteilen keine staatliche Hilfe, sondern müssten das Geld aus eigener Tasche bezahlen. Deswegen können sie selber entscheiden, wie viel oder ob sie überhaupt etwas ausschütten. Unsere Redaktion hat die größten Unternehmen in Duisburg gefragt, ob sie den Bonus zahlen und wenn ja, wie viel und wann die Angestellten Geld erhalten.

Zurückhaltung bei den Stahlproduzenten: TKS verweist auf Tarifabschluss

Bei Thyssenkrupp Steel (TKS), mit rund 13.000 Mitarbeitern in seinen Duisburger Betrieben der mit Abstand größte Arbeitgeber in der Stadt, wird in diesem Jahr wohl keine zusätzlichen Hilfen des Unternehmens zur Milderung des Preisanstiegs geben. „Das Thema muss im Kontext mit den anderen geplanten Entlastungen für Unternehmen und Haushalte gedacht werden“, verweist ein Unternehmenssprecher auf die jüngst beschlossenen staatlichen Entlastungen und den Tarifabschluss, der neben einer Lohnerhöhung von 6,5 Prozent eine Einmalzahlung in Höhe von 500 Euro vorsieht. Der Inflationsausgleich sei „in unserem historisch hohen Tarifabschluss mitgedacht“, so der Sprecher.

Dennoch werde man das Thema „nicht stillschweigend beerdigen“, hatte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Tekin Nasikkol vor einigen Wochen am Rande der Betriebsversammlung angekündigt. Verhandlungen mit dem Vorstand werde man zur gegebenen Zeit forcieren, heißt es aktuell beim Betriebsrat, das sei „aber auch eine Frage des richtigen Zeitpunkts.“

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Deshalb hat das Thema auf der Agenda der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) aktuell keine Priorität. „Es ist in der Diskussion“, so der Unternehmenssprecher. Einen Alleingang der Hütte im Süden mit rund 3000 Mitarbeitenden wird es allerdings kaum geben – größter Gesellschafter ist Thyssenkrupp Steel.

Obwohl die Energiepreiskrise die Standorte von Arcelor Mittal hart treffen, sei die Prämie Thema, so ein Sprecher: „Wir sind in Gesprächen intern und mit dem Betriebsrat darüber, wann und in welcher Höhe eine solche Prämie gezahlt werden könnte.“ Eine gute Nachricht für die rund 880 Beschäftigten in Duisburg gibt’s aber schon jetzt: Bis zum Jahresende ist keine Kurzarbeit mehr vorgesehen.

Targobank verteilt den Bonus auf zwei Jahre

Rund 2000 Menschen arbeiten am Duisburger Standort der Targobank, die ihren Hauptsitz in Düsseldorf hat. Die meisten von ihnen dürfen sich auf zusätzliches Geld freuen, denn die Targobank zahlt allen Vollzeit-Angestellten einen Inflationsbonus von 3000 Euro. Die Prämie wird je zur Hälfte im Dezember 2022 und Dezember 2023 ausgezahlt. Auszubildende und Dual-Studierende erhalten insgesamt 2000 Euro. „In Fällen von Teilzeitarbeit oder Abwesenheiten werden die Beträge anteilig ausgezahlt“, teilt das Unternehmen mit.

Das Unternehmen habe sich dazu entschieden, die Prämie zu zahlen, da viele Menschen wegen des kommenden Winters besorgt seien. Die Vorstandsvorsitzende Isabelle Chevelard sagt: „Mit dieser Sonderzahlung möchten wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen schwierigen Zeiten entlasten.“

Auch der Duisburger Reiseveranstalter Schauinsland-Reisen zahlt seinen Mitarbeitern den Inflationsausgleich. Vollzeit-Beschäftigte erhalten die vollen 3000 Euro in drei Stufen bis zum Frühjahr 2024. Teilzeit-Kräfte bekommen einen anteiligen Betrag, der sich an ihrer Arbeitszeit orientiert. „Gerade schwierige Zeiten übersteht man nur gemeinsam“, sagt Geschäftsführer Gerald Kassner.

Stadt: Gewährung einer Prämie für Beamte und Angestellte nicht möglich

Anders sieht es bei der Stadt Duisburg aus: Sie zahlt ihren Mitarbeitern keinen Inflationsausgleich. Die Beschäftigten würden nach den Tarifverträgen und die Beamten nach den gesetzlichen Vorgaben bezahlt. „Die Gewährung einer solchen Prämie ist derzeit leider nicht möglich“, sagt Pressesprecherin Gabi Priem. Die Angestellten seien bereits durch die Energiepreispauschale und das Steuerentlastungsgesetz entlastet worden.

Mit der gleichen Begründung zahlt auch das Evangelische Klinikum Niederrhein seinen Beschäftigten keine Prämie. „Die Gehälter unserer Angestellten unterliegen den kirchlichen Tarifen. Sie werden entlastet, indem die Tarife regelmäßig angepasst werden“, meint Sprecher Stefan Wlach.

Viele Arbeitgeber in Duisburg beraten derzeit noch darüber, ob sie ihren Angestellten einen Inflationsausgleich zahlen. Dazu gehören zum Beispiel Klöckner & Co sowie Haniel. Die Sparkasse Duisburg und Helios Kliniken wollen erst die Ergebnisse der laufenden Tarifverhandlungen abwarten, bevor sie über die Auszahlung der Prämie entscheiden.

Wie Siemens Energy mit der Inflationsprämie umgeht, wird aus der Antwort auf unsere Anfrage nicht deutlich. Der Betrieb wolle beiderseitig berücksichtigen, dass sowohl für die Bevölkerung als auch für Unternehmen Kosten steigen. Der Großteil der Mitarbeiter werde nach Tarifvertrag vergütet. Die Tarife würden zurzeit verhandelt. „Insgesamt haben wir unsere Budgets zur Anhebung der Gehälter im Vergleich zum letzten Jahr deutlich erhöht“, teilt Siemens mit.

Uni würde gern untere Einkommensgruppen entlasten

Die Universität Duisburg-Essen (UDE) muss zunächst prüfen, inwiefern es rechtlich möglich ist, den Beschäftigten einen Inflationsausgleich zu zahlen. „Wünschenswert wäre ein solcher Ausgleich vor allem für die unteren Einkommensgruppen. Dabei sind wir aber auf die Unterstützung der Landesregierung angewiesen, die dafür zusätzliche Mittel bereit stellen müsste“, sagt Pressesprecher Thomas Wittek.

>> Inflationsausgleichsprämie: Das sollten Arbeitnehmer wissen

  • Arbeitgeber dürfen ihren Beschäftigten bis zu 3000 Euro steuer- und abgabenfrei auszahlen. Der Betrag ist weder ein Limit nach oben noch nach unten. Die Unternehmen dürfen weniger oder gar nichts ausschütten, aber auch mehr. Zahlt der Arbeitgeber mehr als 3000 Euro, fallen jedoch Steuern und Sozialabgaben an.
  • Die Prämie kann auf einmal oder in mehreren Teilbeträgen gezahlt werden. Alle Beträge dürfen jedoch nur bis spätestens 31. Dezember 2024 abgabenfrei überwiesen werden.
  • Der Arbeitslohn bleibt von der Inflationsprämie unberührt. Laut Bundesregierung müssen die Arbeitgeber den Bonus zusätzlich zum Lohn zahlen. Dazu müssen sie bei der Überweisung deutlich machen, dass die Prämie mit der Preissteigerung zusammenhängt.