Duisburg. In Duisburg müssen Studierende mehr Geld fürs WG-Zimmer bezahlen. Die Uni spricht von einer guten Wohnsituation, doch manche Studis verzweifeln.

Duisburg gilt als eine der Städte, in der Studierende noch relativ gut an Wohnungen kommen, ohne dafür Unsummen bezahlen zu müssen. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch: Auch in Duisburg steigen die Mieten für WG-Zimmer und Wohnungen.

Der Untersuchung des Moses Mendelssohn Instituts (MMI) und des Immobilienportals „WG-Gesucht“ zufolge kosten WG-Zimmer in Duisburg in diesem Jahr 372 Euro pro Monat – das sind 42 Euro mehr als 2021, 47 Euro mehr als 2020. Tatsächlich ist der Mietpreis verhältnismäßig gering: Duisburg liegt im Ranking der teuersten Hochschulstädte mit mindestens 5000 Studierenden auf Platz 77. Insgesamt gibt es 95.

Studierendenwerk: Fast alle Wohnungen in Duisburg sind belegt

Zwar müssen Duisburger Studierende weniger Geld für WG-Zimmer bezahlen als Studierende an vielen anderen Standorten. Überhaupt erst mal an eine Wohnung zu kommen, ist dennoch oft schwierig. Das Studierendenwerk Essen-Duisburg sagt auf Anfrage, über 90 Prozent der 875 Wohnheimplätze in Duisburg seien aktuell belegt. „Die übrigen Zimmer werden derzeit renoviert oder sind bereits für neue Mieterinnen und Mieter reserviert“, sagt Sprecherin Alicia Leuchs. In den Wohnheimen in Essen gebe es noch einzelne Restplätze, doch viele Mieter stünden bereits auf der Warteliste.

Bei der Begrüßung der Erstsemester am Dienstag (4. Oktober) sprach Professor Dr. Stefan Rumann, Prorektor für Studium, Lehre und Bildung der Uni Duisburg-Essen (UDE), von einer guten Wohnsituation für Studis: „Duisburg und Essen sind für Studierende attraktiv, weil man hier noch gute Chancen auf Wohnungen hat – anders als in vielen anderen Regionen.“ Neben den Wohnheimen des Studierendenwerks biete auch der private Wohnungsmarkt in Duisburg viel Platz für Studierende.

Student Sebastian Völksen (21) sieht das anders: „Als bei der Erstsemesterbegrüßung von einer guten Wohnsituation die Rede war, habe ich mich echt verarscht gefühlt.“ Er beginnt nun sein Bachelor-Studium der Globalen und Transnationalen Soziologie an der UDE und sucht seit Monaten eine Wohnung in Duisburg und Umgebung.

Student bekommt WG-Zimmer per Eilantrag

Zurzeit wohnt der 21-Jährige noch in Friedrichsdorf in der Nähe von Frankfurt. Mit dem Zug braucht er über fünf Stunden bis nach Duisburg. Das Ticket pro Fahrt kostet 42 Euro. „Pendeln ist also keine Option, ich brauche unbedingt eine Wohnung in der Nähe“, sagt er gegenüber unserer Redaktion.

Anfang August habe er sich auf eine Wohnung beim Studierendenwerk Essen-Duisburg beworben – also direkt, nachdem er für den Studiengang zugelassen wurde. Das Studierendenwerk habe ihm mitgeteilt, dass er erst wenige Wochen vor Studienbeginn eine Zu- oder Absage für eine Wohnung erhalte.

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Parallel hat sich der 21-Jährige über das Portal „WG-Gesucht“ für eine Wohnung oder ein WG-Zimmer beworben – bisher ohne Erfolg. Für die Einführungsveranstaltung am vergangenen Dienstag hat sich Sebastian Völksen ein Zimmer in einer Jugendherberge gemietet. „Die haben aber keine Zimmer für lange Zeit frei, und das wäre auch zu teuer.“

Am selben Tag habe ihm das Studierendenwerk mitgeteilt, dass in Duisburg, Mülheim und Essen alle Wohnheime belegt seien, seine Bewerbung nun aber als „dringlich“ eingestuft werde. Für dringende Fälle sei ein Zimmer frei. Dafür müsse Völksen aber einen Wohnberechtigungsschein vorlegen. „Also bin ich in die Heimat gefahren und habe mir den Schein geholt. Ich habe oft beim Amt angerufen, damit auch nichts schiefgeht.“ So hat es dann rechtzeitig zum Vorlesungsbeginn doch noch mit der Wohnung geklappt.

Asta-Sprecherin macht Wohnungssuchenden Hoffnung

Sebastian Völksen sagt, bei vielen seiner Kommilitoninnen und Kommilitonen sei die Wohnungssuche ähnlich anstrengend und teils erfolglos verlaufen: „Die meisten haben kein Zimmer bekommen und müssen jetzt pendeln.“ So habe er einen Studenten kennengelernt, der sich nun ein zehn Quadratmeter großes Zimmer mit einem 40-Jährigen teile, weil er nichts anderes gefunden habe. „Aber zur Not nimmt man halt alles“, sagt Völksen.

Dass zurzeit viele Studierende nach Wohnungen suchen, bestätigt auch Sophie Feiber, Sprecherin des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) der Uni Duisburg-Essen. Die Stadtteile Neudorf, Duissern und Dellviertel seien bei Studierenden besonders beliebt. Trotzdem sagt sie: „Wer dort keine Wohnung mehr bekommt, finde oft in anderen Stadtteilen noch Wohnungen.“

Asta-Sprecherin Sophie Feiber sagt, auf dem privaten Wohnungsmarkt hätten viele Studierende noch eine Chance auf eine Wohnung in Duisburg.
Asta-Sprecherin Sophie Feiber sagt, auf dem privaten Wohnungsmarkt hätten viele Studierende noch eine Chance auf eine Wohnung in Duisburg. © Nick Kaspers

Sophie Feiber macht Wohnungssuchenden Hoffnung: „Beim Studierendenwerk bekommt man noch oft einen Platz, auch wenn man zuerst auf der Warteliste landet. Auch beim privaten Wohnungsmarkt findet man sonst gute Wohnungen. Da besteht oft wenig Unterschied zum Studierendenwerk.“

>> STEIGENDE MIETPREISE: IN DIESEN STÄDTEN MÜSSEN STUDIERENDE AM MEISTEN ZAHLEN

  • In ganz Deutschland sind die Mietpreise für Studierendenwohnungen 2022 gestiegen: im Schnitt um 11,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
  • Am teuersten sind WG-Zimmer in München: Dort müssen Studierende im Schnitt 700 Euro pro Monat bezahlen. Dahinter folgen Frankfurt am Main mit 580 Euro, Berlin mit 550 Euro und Hamburg mit 536 Euro.
  • In Freiberg zahlen Studierende am wenigsten für ihr WG-Zimmer: im Schnitt 249 Euro. Danach folgen Chemnitz mit 250 Euro und Ilmenau mit 270 Euro.